Martin Luther King und Franziskus: „Derselbe Traum“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Baptisten-Predigerin King, die in Atlanta eine Gedenkstätte für ihren Vater leitet („King Center“), würdigte Franziskus‘ Eintreten für Gewaltlosigkeit. Auch ihrem Vater sei klar gewesen, dass der Verzicht auf Gewalt „die Antwort auf die entscheidenden politischen und moralischen Fragen unserer Zeit ist“. Gewalt führe letztlich zur „Selbstzerstörung“; Veränderungen ließen sich nur auf friedliche Weise herbeiführen.
Gewaltlosigkeit sei keine Schwäche, sondern „strategisch und mutig“. Wenn er heute noch lebte, würde sich ihr Vater, davon ist Bernice King überzeugt, „ebenfalls von seiner Philosophie der Gewaltlosigkeit leiten lassen, die auf einer Linie mit seiner Nachfolge Christi lag“. „Er würde auch die Kirchen darum bitten, ihre Bekenntnisse in die Tat umzusetzen, um gerechte und gleiche Chancen für alle herbeizuführen.“
Gegen den unsichtbaren Rassismus
Der Papst hatte sich Anfang Juni „sehr besorgt“ angesichts der angespannten Lage in den Vereinigten Staaten geäußert. Mit Blick auf den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis am 25. Mai sagte er: „Wir dürfen Rassismus weder tolerieren noch dürfen wir die Augen davor verschließen.“ Zugleich betonte Franziskus, dass „die Gewalt der vergangenen Nächte selbstzerstörerisch und kontraproduktiv“ sei. Durch Gewalt werde „nichts gewonnen, aber so vieles verloren“.
Eindringlich wandte sich King, die dem Papst 2018 im Vatikan begegnet ist, gegen einen allgegenwärtigen, „unsichtbaren“ Rassismus. „Es ist die Weigerung der Menschen, die Augen aufzumachen, die dazu führt, dass der systemimmanente, institutionalisierte Rassismus unsichtbar scheint! Je mehr wir sehen wollen, je mehr wir für Änderungen aufgeschlossen sind, umso klarer erscheint die destruktive, entmenschlichende Natur des Rassismus.“
Der Papst hielt King den Amerikanern als Beispiel vor Augen
Franziskus‘ Werben für eine „Revolution der Zärtlichkeit“ bringt Martin Luther Kings Tochter in Verbindung mit der „Revolution der Werte“, von der ihr Vater immer wieder gesprochen habe. „Wir müssen lernen, uns gegenseitig besser kennenzulernen und, wie mein Vater sagte, als Brüder und Schwestern zusammenzuleben.“ Franziskus und Martin Luther King teilten denselben Traum.
Franziskus hält Martin Luther King, wie er 2015 bei einer Rede im US-Kongress sagte, für einen der herausragendsten Amerikaner. US-Präsident Donald Trump schenkte dem Papst bei einer Audienz 2017 eine Ausgabe der gesammelten Schriften Kings.
(vatican news)
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