Die Hilfe des Papstes für die Ukraine: in vier Jahren fast eine Million Menschen erreicht
Christine Seuss und Gabriella Ceraso - Vatikanstadt
Dass Papst Franziskus die Ukraine und ihr Volk, seit Jahren Opfer von Kriegshandlungen, besonders am Herzen liegen, daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Immer wieder machte er seit Beginn des Konfliktes im Jahr 2014 bei öffentlichen Auftritten oder in privaten Gesprächen auf die Situation der dort lebenden Zivilisten und besonders der Kinder und Alten aufmerksam, die unter den Kriegshandlungen und ihren Folgen am heftigsten leiden. Erst an diesem Sonntag hat er sich beim Mittagsgebet mit Hoffnung über den jüngsten ausgehandelten Waffenstillstand für den Donbass geäußert und gleichzeitig darauf gepocht, dass dieser mit einer ernsthaften Entwaffnung der Region einhergehen müsse.
Die Worte des Papstes sind für die Region und die darin lebenden Menschen äußerst wertvoll, „denn sie erlauben es der Welt, zu erfahren, dass der Konflikt immer noch nicht beendet ist“, betont am Mikrofon von Radio Vatikan Eduard Kava, der Weihbischof von Lemberg (Lwiw):
„Die Situation ist sehr ernst, denn alle sind müde. Jeden Tag gibt es Tote wie im Krieg, und viele Menschen sind noch in Krankenhäusern wegen der Folgen des Krieges. Das betrifft vor allem die einfachen Menschen, Zivilisten, die in dieser besetzten Zone geblieben ist, nahe an der Front, sie sind alle müde. Vor allem die jungen Menschen, die dort leben und nicht weggehen können, weil sie nicht die Möglichkeit dazu haben. Deshalb ist die Stimme des Heiligen Stuhl und des Papstes für uns Ukrainer sehr nützlich, denn sie erlaubt es der Welt, zu erfahren, dass hier der Konflikt noch nicht beendet ist.“
Doch Franziskus beschränkte sich nicht darauf, mit Worten auf die Situation in der Ukraine aufmerksam zu machen. Auf Initiative des Papstes wurde 2016 das Hilfsprojekt „Der Papst für die Ukraine“ auf die Beine gestellt, das mit insgesamt 15 Millionen Euro ausgestattet war, die meisten damit verbundenen Projekte stünden nun kurz vor dem Abschluss, berichtet der Weihbischof. Die Hilfsleistungen betrafen Heizkörper, Medikamente, Kleidung und Nahrung, aber auch Hygieneartikel und psychologische wie soziale Unterstützung. „Das einzige Projekt, das noch läuft, betrifft die Lieferung von medizinischen Apparaten für ein Krankenhaus, das sich noch im Bau befindet“, erläutert Weihbischof Kava.
„In diesen Jahren haben wir etwa 15 Millionen Euro ausgegeben, die vom Heiligen Stuhl gekommen sind, und wir können sagen, dass wir damit mehr als 980.000 Menschen auf verschiedenste Weise geholfen haben. Krankenhäuser, Arme, vielköpfige Familien und alte Menschen waren auf sich selbst gestellt, ohne Essen, ohne Kleidung, ohne Heizung – denn bei uns sind die Winter normalerweise sehr hart. Jetzt können wir sagen, dass wir uns in der Schlussphase dieses päpstlichen Projektes befinden.“
Viele Menschen nach wie vor auf die Hilfe der Kirche angewiesen
Während dieser Zeit wurden auch Häuser wieder instandgesetzt, um den Menschen zumindest ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, betont Eduard Kava. Die Situation sei nicht mehr so schlimm, wie sie sich noch vor 4 oder 5 Jahren dargestellt habe, mit den frischen Wunden des Krieges. „Doch es liegt auf der Hand, dass beispielsweise Familien mit vielen Kindern oder alte Menschen, die geringe Renten beziehen, nach wie vor auf die Hilfe der Kirche angewiesen sind“, unterstreicht der Geistliche, der 2017 durch den Papst zum Weihbischof von Lemberg ernannt worden war.
Viele der Geflohenen seien mittlerweile wieder in ihre Häuser zurückgekehrt, in dem Glauben, dass der Krieg nur wenige Monate andauern würde – „hingegen dauert er schon seit sechs Jahren und es ist kein Ende in Sicht“, so die bittere Analyse Kavas. Doch dies gelte vor allem für die Menschen, die aus Gebieten geflohen waren, die nicht besetzt wurden. Denn diejenigen, die aus der besetzten Zone fliehen mussten, seien zum größten Teil nicht zurückgekehrt – dort bestehe nach wie vor Lebensgefahr, berichtet Weihbischof Kava.
Ein fruchtbares Zeichen der Ökumene
Die Hilfe des Papstes, die ohne Ansehen von Religion, Staatsangehörigkeit oder Ethnie erteilt wird, hatte jedoch noch eine weitere positive Folge: Nicht nur die Caritas der lateinischen und der griechisch katholischen Kirche könne dabei auf eine fruchtbare Zusammenarbeit verweisen, sondern man habe auch mit Protestanten und zahlreichen internationalen Organisationen zusammen gearbeitet, „und das ist für uns ein Zeichen einer guten Ökumene. Man kann sagen, dass diese Initiative des Heiligen Stuhls die einzige war, wo wir alle wirklich gemeinsam gearbeitet haben, um der Bevölkerung zu helfen“, zeigt sich der Weihbischof erfreut. Auch wenn die Projekte des Papstes nun auslaufen, will er keine weiteren Ansprüche an das Kirchenoberhaupt stellen:
„In diesem Moment scheinen mir die Worte und Appelle des Papstes, die auf ein Ende des Krieges drängen, schon eine wirklich große Hilfe und die Kette der Solidarität, die gebildet wurde, wird allen zugutekommen. Auch wenn das Projekt des Papstes zu Ende geht, wird die Kirche weiterhin den Menschen nahe sein und helfen, entweder mit der Caritas oder mit unseren Pfarreien und den Freiwilligenorganisationen. Wir haben nicht viel Geld, aber wir werden vor Ort sein und Nähe zeigen. Und dann hat uns diese Erfahrung gelehrt, zusammenzuarbeiten, um den Menschen zu helfen.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.