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Franziskus pflanzt in den Vatikanischen Gärten einen Baum Franziskus pflanzt in den Vatikanischen Gärten einen Baum 

Französische Umwelt-Aktivisten wollen den Papst treffen

Normalerweise bleibt es ein Geheimnis, wen Papst Franziskus in seiner Residenz Santa Marta empfängt. Die Treffen sind privat, anders als Audienzen im Apostolischen Palast, und der Vatikan äußert sich prinzipiell nicht dazu.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Für Franziskus ist das eine Möglichkeit, abseits des großen Protokolls mit Menschen zu reden, die ihn interessieren, ohne dass das gleich an die große Glocke gehängt wird. Doch ausnahmsweise wurde jetzt einmal bekannt, mit wem sich der Papst am 3. September in Santa Marta unterhalten wird: Das katholische französische Radio RCF plauderte aus, eine Gruppe von 13 Franzosen habe einen Termin bei Franziskus, um mit ihm über ökologische Fragen zu reden. Unter ihnen: die bekannte Schauspielerin Juliette Binoche.

„Die Frage der Spiritualität ist mit der ökologischen Frage verknüpft. Wenn man mit Öko-Aktivisten spricht, stellt man schnell nicht nur eine Sensibilität für alles Lebendige, sondern auch ein ethisches Gespür und eine große Offenheit für Spiritualität fest“, erklärt Raphaël Cornu-Thénard, ein engagierter katholischer Laie, der im Erzbistum Paris regelmäßig einen Missionskongress organisiert. „Diese Aktivisten gehen einen Weg, der nicht völlig verschieden von einem christlichen Weg ist; sie sind auf der Suche, und mit ihnen in einen Dialog einzutreten, ist sehr interessant.“

Juliette Binoche und der Kollaps

Die Gruppe, die beim Papst antreten ist, fällt durch eine bunte Mischung auf. Da kommt nicht nur der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Éric de Moulins-Beaufort von Reims, sondern etwa der Umwelt-Aktivist und Forscher Pablo Servigne, Autor einer sogenannten „Kollapstheorie“, nach der das Weltklima ab einem bestimmten Kipppunkt nicht mehr zu retten sein wird. Und eben Binoche, die durch Kinofilme wie „Der englische Patient“ oder „Camille Claudel“ einem Millionenpublikum bekannt wurde – und die sich für die Umwelt engagiert.

„Es gibt eine ökologische Dringlichkeit“, so Cornu-Thénard im Gespräch mit RCF, „aber man sieht oft nicht direkt die Verbindung, die es zwischen einer ökologischen und einer pastoralen Umkehr gibt. Zwischen unserem christlichen Leben, unserem Anhängen an das Wort Gottes, und einem ökologischen Lebensstil im Einklang mit der Natur. Da müssen wir etwas neu lernen.“

Zum Nachhören

„Hier ist der Punkt, an dem Glaubende und Nichtglaubende ins Gespräch miteinander kommen können“

Für ihn sei es eine Art Selbst-Evangelisierung, mit Umweltbewegten zu sprechen. „Meine Begegnungen mit ihnen lassen mich neue Facetten Gottes kennenlernen, die ich bisher nicht kannte. Den Schöpfergott. Und dass jedes Geschöpf sozusagen einen Handabdruck des Schöpfers trägt. Hier ist der Punkt, an dem Glaubende und Nichtglaubende ins Gespräch miteinander kommen können und wo auch Nichtglaubende diesen schöpferischen Gott und Christus kennenlernen können.“

Franziskus hat 2015 eine Schöpfungs-Enzyklika namens Laudato si‘ veröffentlicht – das erste Mal, dass sich ein Papst mit solcher Verbindlichkeit zu Umweltfragen äußert. Am 1. September begeht die katholische Kirche den Schöpfungstag; Franziskus hat ihn eingeführt, nach dem Vorbild anderer Konfessionen. Die 13 Franzosen reisen nicht mit dem Flugzeug nach Rom, sondern per Zug und per Bus – das dauert zwar länger, doch die Ökobilanz ist besser.

2015 verfasste Franziskus eine Umwelt-Enzyklika
2015 verfasste Franziskus eine Umwelt-Enzyklika

Treffen von Umwelt-Leadern

„Das wird eine Begegnung von Umwelt-Leadern mit dem Papst, der eigentlich auch ein Umwelt-Leader ist. Vielleicht kann das einen fruchtbaren Dialog geben, das wird man sehen. Ich weiß nicht, was der Papst sagen wird, oder was wir sagen werden, aber indem man diese Brücke schlägt, diesen Dialog in Gang bringt zwischen Menschen von außerhalb der Kirche und in der Kirche, wird man dann gemeinsam vorangehen können.“

Ansprachen werden bei solchen Treffen in der Casa Santa Marta in der Regel nicht gehalten; dem Papst geht es um den direkten, informellen Austausch. Cornu-Thénard träumt davon, Kirche und Umweltschützer einander näherzubringen.

„Es gibt in der Kirche große Vorbehalte gegenüber Umweltbewegten, und viele Öko-Aktivisten stehen der Kirche fremd gegenüber… Das wird ein symbolisch wichtiger Dialog – über das hinaus, was da konkret gesprochen werden wird. Da werden Brücken entstehen zwischen zwei Welten, die sich berühren, ohne sich zu kennen.“

(rcf/la croix)
 

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27. August 2020, 09:00