Angelus: Bitte keine Kirche, „die aus Abschottung krank wird"
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Dieser Gutsbesitzer steht für Gott, der alle Menschen ruft, und sie immer ruft. Und so handelt Gott auch heute: Er ruft alle Menschen, zu jeder Stunde, um sie zur Arbeit in seinem Reich einzuladen. Das ist der Stil Gottes, den nachzuahmen auch wir gerufen sind. Er bleibt nicht in seine Welt eingeschlossen, sondern ‘geht stets hinaus’, sucht die Menschen, weil er will, dass niemand von seinem Liebesplan ausgeschlossen bleibt,“ erläuterte Franziskus den entsprechenden Evangeliumspassus (vgl. Mt 20,1-16).
Es gehe darum, „sich Lebenshorizonten zu öffnen, die jenen Hoffnung geben, die an den existenziellen Rändern der Welt leben und die Kraft und das Licht der Begegnung mit Christus noch nicht erlebt oder verloren haben“, so der Papst.
Bloß kein Stillstand und keine Abschottung
In freier Rede machte er dann noch einmal deutlich, was für die Kirche seiner Meinung nach besonders wichtig ist:
„Die Kirche muss wie Gott sein: sie muss immer hinausgehen. Wenn sie nicht hinausgeht, dann erkrankt sie an den vielen Übeln, die wir in der Kirche haben. Warum gibt es diese Krankheiten in der Kirche? Weil sie nicht hinausgeht. Es stimmt: wenn jemand hinausgeht, dann kann es Unfälle geben. Aber eine Kirche, die ’verunfallt’, weil sie hinausgeht, das Evangelium verkündet, ist besser als eine Kirche, die aus Abschottung krank wird. Gott geht immer hinaus, weil er Vater ist, weil er liebt. Und das muss auch die Kirche tun: sie muss immer hinausgehen.“
Franziskus kehrte dann zum Evangelium zurück. Um sechs Uhr früh habe der Gutsbesitzer die ersten Arbeiter angeheuert. Der vereinbarte Lohn: ein Denar, der Lohn für einen Tagelöhner damals. Drei Stunden später, gegen neun Uhr, mittags um zwölf und am Nachmittag um drei sei er wieder auf den Marktplatz gegangen, doch dieses Mal habe er mit den Arbeitern vereinbart: „Ich will euch geben, was recht ist“, merkte Franziskus an. Ja, sogar um sechs Uhr abends sei der Gutsbesitzer noch einmal auf den Marktplatz gegangen, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuheuern. Als die Arbeiter, die seit frühmorgens schufteten, mitbekommen hätten, dass jene, die später angefangen haben, den gleichen Lohn erhielten, sei das Murren groß gewesen.
Das alte Lied vom Neid auf jene, die mehr haben als wir selbst
„Und hier erkennt man, dass Jesus nicht über Arbeit und gerechten Lohn spricht , sondern über das Reich Gottes und die Güte des himmlischen Vaters, der immer hinausgeht, um alle einzuladen und der allen den höchsten Lohn zahlt,“ brachte Franziskus den Kern des Gleichnisses auf den Punkt. Es sei das alte Lied vom Vergleichen; das Gefühl, zu kurz zu kommen und ungerecht behandelt zu werden; der Neid auf jene, die mehr haben als wir selbst und der Drang, immer mehr Besitz anzuhäufen.
Gott aber schaue nicht auf Zeiten und Ergebnisse, sondern auf die Bereitschaft und die Großzügigkeit, mit der wir uns in seinen Dienst stellen, betonte der Papst.
„Sein Handeln ist mehr als gerecht, denn es geht über die Gerechtigkeit hinaus und manifestiert sich in der Gnade. Alles ist Gnade: Unsere Rettung, unsere Heiligkeit. Indem er uns Gnade schenkt, gibt er uns mehr, als wir verdienen.“ Und dann würden jene, die mit der menschlichen Logik argumentieren, also mit den Verdiensten, die man sich durch das eigene Können erworben hat, an letzter Stelle stehen. Wer nur an die eigenen Verdienste denke, werde scheitern. Wer sich aber demütig der Barmherzigkeit des Vaters anvertraue, der werde den ersten Platz einnehmen, so Franziskus..
Die Freundschaft Jesu, die für uns alles ist...
Abschließend warb Franziskus für eine großzügige Antwort auf den Ruf des Herrn:
„Die selige Gottesmutter Maria helfe uns, jeden Tag die Freude und das Staunen darüber zu empfinden, von Gott gerufen zu sein, für ihn zu arbeiten auf seinem Acker, der die Welt ist, in seinem Weinberg, der die Kirche ist. Und als einzigen Lohn für seine Liebe die Freundschaft zu Jesu zu haben.“
(vaticannews)
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