Papst: Herz, um die Wunden zu sehen und Hände, um sie zu heilen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Wunden der Mitmenschen dank des Herzens sehen sei nicht einfach, aber notwendig, so der Papst an die Mitglieder des „Circolo San Pietro“. Man müsse für die Bedürfnisse anderer offen sein, und dank der ausgestreckten Hände erkenne man in der hilfesuchenden Schwester oder Bruder keinen Fremden, sondern „einen Bettler der Liebe“. In seiner Ansprache erinnerte Papst Franziskus an das Motto der karitativen Einrichtung – „Gebet-Handlung-Opferbereitschaft“ - und konzentriert seine Überlegungen auf das Wort „Handlung“. Er bezog sich auf den Coronavirus-Notstand, um uns daran zu erinnern, dass die Pandemie neue Wege in der Ausübung der Nächstenliebe aufgezwungen habe. Neben dem Gewöhnlichen hätten wir das Außergewöhnliche gesehen, das durch „neue Formen der Armut“ repräsentiert werde. „Es sind viele Familien, die sich von heute auf morgen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden“, so Franziskus. Und verbarg nicht die Angst vor den „schrecklichen“ Auswirkungen, die dies auch in Zukunft hervorrufen könnte. Aber, wie er betonte, sei es wichtig, „keine Angst zu haben“.
„Auf eine Ausnahmesituation kann man keine übliche Antwort geben, sondern es bedarf einer neuen, anderen Reaktion“, fasste Franziskus zusammen.
Das Herz den Elenden hingeben
Die neuen Hilfsbedürftigen sind für den Papst jene, denen materieller, menschlicher und sozialer Beistand fehle. Aber wer in Armut lebe, zeige dies den Mitmenschen „in der Regel“ mit „Bescheidenheit“. Deshalb „müssen wir hingehen und herausfinden, wo sie sind“. Das Herz habe die Aufgabe, sie zu hören und zu sehen:
„Man muss wissen, wie man menschliche Wunden mit dem Herzen betrachtet, um sich das Leben des anderen zu Herzen zu nehmen. Es handelt sich also nicht mehr nur um einen Fremden, der Hilfe braucht, sondern vor allem um eine Schwester, einen Bruder, der um Liebe bettelt. Und nur wenn wir uns jemanden zu Herzen nehmen, können wir dieser Erwartung gerecht werden. Es ist die Erfahrung der Barmherzigkeit: Miseri-cor-dare, dem Elenden Barmherzigkeit geben, dem Elenden das Herz schenken.“
Die Kraft der Hände
Es sei das Herz, das von der Kraft der Barmherzigkeit berührt werde. Das Herz erlaube es, vom falschen Kurs umzukehren. Ein „privilegierter Ort“, um die Vergebung des Vaters zu erfahren, betonte der Papst weiter, sei „das Sakrament der Versöhnung“; von dort komme man umhüllt von einer Barmherzigkeit heraus, „zu der wir berufen sind, zu leben und zu geben“.
„Nachdem wir die Wunden der Stadt, in der wir leben, gesehen haben, lädt uns die Barmherzigkeit ein, die Kraft in unseren Händen zu spüren. Das ist es, was Sie in dieser Zeit der Pandemie getan haben: Sie haben die Herausforderung angenommen, auf eine konkrete Situation zu reagieren, und konnten Ihren Dienst an die neuen Bedürfnisse anpassen, die durch das Virus entstanden sind.“
Ein Dienst, der sich, wie der Papst sagte, in einem einfachen Telefonanruf an ältere Menschen niederschlagen kann, um herauszufinden, ob alles in Ordnung sei, und um ihnen Gesellschaft zu leisten. „Dies ist die Kraft der Barmherzigkeit“, erläuterte der Papst weiter.
Auf die Bedürfnisse der Armen eingehen
Schließlich ermutigte er, die Werke der Nächstenliebe fortzusetzen, „immer aufmerksam und bereit, kühn auf die Bedürfnisse der Armen zu reagieren“ und im persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet um diese Gnade zu bitten.
„Ich danke Ihnen, weil Sie ein konkreter Ausdruck der Nächstenliebe des Papstes sind, der sich um die Armut in Rom kümmert. Von den Armen und der Armut. Und ich bin Ihnen dankbar für den Peterspfennig, den Sie jedes Jahr in den Kirchen der Stadt einsammeln und den Sie mir heute weiter reichen.“
(vatican news)
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