Papst zu Corona-Pandemie: „Wandel und Kreativität“ nötig
Adressiert ist das Papstschreiben an die Teilnehmer des internationalen Forums „European-House – Ambrosetti“. Die 165 gegründete Initiative hat es sich laut eigener Aussage zur Aufgabe gemacht, ethische und moralische Werte zu stärken. Mehr als 200 Mitglieder beraten dazu europaweit verschiedene Unternehmen. Die Initiative hat ein dreitägiges Forum in Norditalien organisiert, das diesen Freitag begann. Es steht unter dem Motto: „Szenarien für Heute und Morgen mit leistungsfähigen Strategien“.
Papst Franziskus nimmt dies zum Anlass, seine Gedanken zu den Lehren aus der Corona-Pandemie zu äußern. „Die Ereignisse haben uns gezwungen, uns unserer gegenseitigen Zugehörigkeit bewusst zu werden, der Tatsache, dass wir alle Geschwister sind in unserem gemeinsamen Haus. Weil wir nicht in der Lage waren, für das Gute solidarisch zu sein und unsere Ressourcen zu teilen, haben wir die Solidarität des Leids erfahren“, lautet das Fazit des Papstes zur Corona-Pandemie.
Auf kultureller Ebene habe die weltweit verbreitete Virusinfektion vieles gezeigt: Franziskus erwähnt hier etwa, die Größe aber auch die Grenzen der Wissenschaft sowie einen Zusammensturz „gewisser Entwicklungsmodelle“, die sich ausschließlich an Macht und Gewinn orientieren. Er nennt ebenso eine Besinnung auf das Essentielle. Das daheim bleiben während des Lockdown habe Familien die „Freuden und Herausforderungen der Beziehungen untereinander“ bewusst werden lassen.
Es braucht: Discernimento, Unterscheidung
Konkret bringt Franziskus das Ganze dann in jesuitischer Manier so auf den Punkt: „Angesichts einer unsicheren und schwierigen Zukunft – besonders in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht, sind wir gerufen, die Gegenwart zu leben, in dem wir zwischen dem unterscheiden, was bleibt und zwischen dem, was vergehen wird – unterscheiden zwischen dem, was nötig ist, und dem, was unnötig ist.“
Unterscheidung – dafür wählt der Papst das Wort discernimento, das der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola prägte. Dies ist dem Papst, der selbst dem Jesuitenorden angehört, immer wieder ein Anliegen.
Es braucht: einen Wandel
Ebenso wie der Wandel für eine bessere Zukunft, auch mit Blick auf den Umweltschutz. Auch dafür wirbt Franziskus in seinem Grußwort:
„Sowohl gegenüber der Natur, als auch besonders gegenüber den Menschen, braucht es einen Bewusstseinswandel, der den Blick weitet und die Wissenschaft leitet, indem er sie in den Dienst eines anderen Entwicklungsmodells stellt, das gesünder, menschlicher, sozialer und integrativer ist.“
Der Papst betont explizit, dass bei allem Ethik und Gemeinwohl die Richtschnur sein müssen.
Es braucht: Kreativität
Ein weiterer wichtiger Faktor ist für Franziskus zudem: Kreativität. Es braucht laut Franziskus so einerseits einen ökologischen Wandel – auch in der Wirtschaft – um aus „unmenschlichen Rhythmen der Produktion und des Konsums“ heraus zu kommen, hin zu einem Leben im Einklang mit der Natur. Und auf der anderen Seite findet der Papst es genauso wichtig, „Kreativ zu sein, Kunsthandwerker, die neue und originelle Wege im Sinne des Gemeinwohls finden“. Mit Hilfe des Heiligen Geistes könne es so gelingen, „neue und reife Entscheidungen zu fällen, für eine ganzheitliche menschliche Entwicklung, auf die wir alle hoffen“, schreibt Franziskus.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Eine gute Ausbildung der Jugend, auch im Wirtschaftsbereich.
Würdigung der EU
Nicht zuletzt würdigt Papst Franziskus in seinem Grußwort an die Teilnehmer des internationalen Forums „European-House – Ambrosetti“ auch die Europäische Union. Er erinnert an die Schuman-Erklärung vor 70 Jahren und ruft zu Solidarität auf:
„Es braucht kreativen Einsatz in Solidarität – das ist das einzige Gegenmittel gegen das Virus des Egoismus, und es ist sehr viel stärker als Covid-19.“
Dementsprechend mahnt der Papst, wieder den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen – und zwar ins Zentrum bei allem: bei der Bildung, im Gesundheitsbereich und ebenso in Politik und Wirtschaft.
(vatican news – sst)
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