„Fratelli tutti“: Das Lied von der Freundlichkeit
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Die Freundlichkeit zurückgewinnen“ heißt der Passus (222-224), in dem der Papst die wachsende Aggressivität im mitmenschlichen Umgang beklagt: „Die anderen Menschen werden zu bloßen Hindernissen für die eigene angenehme Ruhe. So behandelt man sie schließlich, als würden sie eine Belästigung darstellen…“ Dennoch könne man sich ganz bewusst dafür entscheiden, freundlich zu sein. „Es gibt Menschen, die dies tun und wie Sterne in der Dunkelheit leuchten“, das ist ein sehr poetischer Satz.
Die Last der anderen erleichtern
Der heilige Paulus habe die Freundlichkeit als „eine Frucht des Heiligen Geistes“ bezeichnet, erläutert Franziskus. „Die Person, die diese Eigenschaft besitzt, hilft anderen, ihr Dasein besser zu ertragen, insbesondere die Last der Probleme, Nöte und Ängste.“ Auf ganz verschiedene Art und Weise könne sich diese Freundlichkeit äußern: „in einer freundlichen Behandlung, als Sorge, nicht mit Worten oder Gesten zu verletzen, als Bemühen, die Last der anderen zu erleichtern“.
„Freundlichkeit befreit uns von der Grausamkeit, die manchmal die menschlichen Beziehungen durchdringt, von der Ängstlichkeit, die uns davon abhält, an andere zu denken, von der zerstreuten Bedürfnisbefriedigung, die ignoriert, dass auch andere ein Recht darauf haben, glücklich zu sein.“ Ein freundlicher Mensch erscheine „wie ein Wunder“, so Franziskus.
„Freundlichkeit ist nicht spießig“
„Freundlichkeit zu üben ist kein kleines Detail oder eine oberflächliche spießige Haltung“, fährt der Papst fort. „Da sie Wertschätzung und Respekt voraussetzt, verändert sie – wenn sie zur Kultur wird – in einer Gesellschaft tiefgreifend den Lebensstil, die sozialen Beziehungen und die Art und Weise, wie Ideen diskutiert und miteinander verglichen werden.“
Franziskus hat schon verschiedentlich zugegeben, dass er auch mal aus der Haut fährt. Umso anrührender ist sein Lob der Freundlichkeit, das er in der neuen Enzyklika anstimmt.
(vatican news)
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