Erste Reise seit Lockdown: Papst feiert Messe in Assisi - Enzyklika unterzeichnet
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Dabei konnte nur eine Handvoll Menschen teilnehmen, vor allem Ordensleute der franziskanischen Ordensfamilie sowie der Bischof und der Bürgermeister von Assisi. Fast alle von ihnen trugen Anti-Covid-Gesichtsmasken. Franziskus selbst, der ein weißes, mit einem goldenen Kreuz verziertes Messgewand trug, zelebrierte die Messe am Grab des Heiligen, dessen Fest jedes Jahr am 4. Oktober gefeiert wird, ohne Gesichtsmaske.
Keine Predigt, kein Friedensgruß
Die Reise war als privat deklariert; Franziskus kam über Tag aus Rom, unterwegs aß er im Kloster der Klarissen im umbrischen Städtchen Spello zu Mittag. Hinter Absperrgittern winkten einige Menschen in der Oberstadt von Assisi dem Konvoi des Papstes zu. Franziskus betete kurz in der Basilika Santa Chiara, die der Gefährtin des hl. Franz gewidmet ist, bevor er zur Franziskuskirche weiterfuhr.
Die Messe in der eher engen, modernen Krypta der gotischen Doppelbasilika begann mit Verspätung. Eine Predigt wurde nicht gehalten. Stattdessen gab es nach dem Verlesen des Evangeliums einen Moment der Stille und des Gebets. Wegen der Ansteckungsgefahr verzichteten die Teilnehmer auf einen Friedensgruß. Die gesammelte, ernste Atmosphäre der Messe erinnerte an den Stil der Frühmessen, die der Papst in der Regel morgens in der Santa-Marta-Kapelle im Vatikan hält.
Neue Enzyklika unterschrieben
Franziskus ist der erste Papst, der sich nach dem Heiligen von Assisi benannt hat. Er hat Assisi schon mehrfach besucht, erstmals am 4. Oktober 2013, gute sechs Monate nach seiner Wahl auf den römischen Bischofsstuhl. Angesichts der Corona-Pandemie hatte der Vatikan im März 2020 alle geplanten Reisen von Papst Franziskus ausgesetzt.
Nach der Messe unterschrieb der Papst unter dem spontanen Applaus der Anwesenden seine dritte Enzyklika „Fratelli tutti“ auf dem Altar der Krypta. Dabei ergriff er kurz das Wort und dankte der Ersten Sektion des vatikanischen Staatssekretariats für die Arbeit an dem Text. Die Sozialenzyklika geht von einem Zitat des hl. Franz von Assisi aus. Der Text wird am Sonntagmittag nach dem Angelusgebet des Papstes im Vatikan veröffentlicht.
Alle Franziskaner einzeln begrüßt
Es war die erste öffentliche Unterzeichnung einer Enzyklika in der neueren Geschichte. Der Papst wollte damit die franziskanische Inspiration des Textes hervorheben. Ausgehend von einem Zitat des hl. Franz, entwirft der Papst in dem Text eine Gesellschaftsordnung für die Zeit nach der Corona-Pandemie.
Nach der Messfeier in der Krypta traf sich Franziskus noch mit den Franziskanern des Klosters neben der Basilika. Der Papst habe jeden einzelnen der 65 Brüder einzeln begrüßt, erklärte ein Sprecher des Sacro Convento hinterher.
(vatican news – sk)
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