Papst: Hunger ist Tragödie und Schande für die Menschheit
Adressiert ist die Botschaft von diesem Freitag an FAO-Generaldirektor Qu Donguy. Die „Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen“ war am 16. Oktober 1945 in Québec, Kanada, gegründet worden. Seit 1979 ist der 16. Oktober auch Welternährungstag.
Die Mission der FAO-Mitarbeiter sei sowohl „schön“ als auch „wichtig“, „denn ihr arbeitet mit dem Ziel, den Hunger, die Nahrungsmittelunsicherheit und die Mangelernährung zu besiegen,“ so Franziskus in seiner Videobotschaft.
In diesem Jahr steht der Welternährungstag unter dem Thema: „Anbauen, ernähren, bewahren - gemeinsam.“ Dieses Motto sei besonders aussagekräftig, betont Franziskus, denn es unterstreiche die Notwendigkeit, „gemeinsam und mit eisernem Willen zu handeln“, um Initiativen zu schaffen, die nicht nur unser Umfeld verbesserten, sondern auch „die Hoffnung vieler Menschen und vieler Völker“ stärken könnten.
„Im Laufe dieser 75 Jahre hat die FAO gelernt, dass es nicht langt, Nahrung zu produzieren, sondern dass es auch wichtig ist, für nachhaltige Nahrungsmittelketten und gesunde Ernährung, die für alle zugänglich ist, zu sorgen.“ Es gelte, „innovative Lösungen“ anzuwenden, um zum Wohl unseres Planeten und unserer Gemeinschaften die Art und Weise zu verändern, auf die wir Nahrungsmittel produzierten und konsumierten, fährt der Papst mit Blick auf langfristige Erholungsmöglichkeiten und Nachhaltigkeit fort. „Deshalb ist es in dieser Zeit großer Schwierigkeiten, die durch die Covid-19-Pandemie verursacht werden, noch wichtiger, die Initiativen zu unterstützen, die von Organisationen wie der FAO, dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) angestoßen wurden, um eine nachhaltige und diversifizierte Landwirtschaft zu fördern, die kleinen bäuerlichen Gemeinschaften zu unterstützen und zur ländlichen Entwicklung in ärmeren Ländern beizutragen“, appelliert Franziskus.
Diesen Herausforderungen sei in einer Epoche zu begegnen, die „voller Widersprüche” ist, gibt der Papst mit Blick auf enorme wissenschaftliche Fortschritte, denen zahlreiche humanitäre Krisen gegenüber stehen, zu bedenken. Den jüngsten Statistiken zufolge sei die Anzahl der Menschen, die hungerten oder mit Nahrungsmittelunsicherheit zu kämpfen hätten, trotz der großen Anstrengungen der letzten Jahrzehnte weiter gestiegen – während die aktuelle Pandemie diese Zahlen nur noch weiter steigen lassen werde, bedauert der Papst.
„Für die Menschheit ist der Hunger nicht nur eine Tragödie, sondern auch eine Schande. Er wird größtenteils durch eine ungleiche Verteilung der Früchte der Erde verursacht, zu der das Fehlen von Investitionen im Landwirtschaftssektor, die Konsequenzen des Klimawandels und das Ansteigen der Konflikte in verschiedenen Weltgegenden weiter beitragen.“ Dem gegenüber stehe jedoch die Verschwendung von tonnenweise Lebensmitteln, unterstreicht Franziskus mit Blick auf Industrienationen, in denen Lebensmittel im Überfluss vorhanden sind – und oftmals achtlos entsorgt werden, während sie andernorts große Not lindern könnten. „Angesichts dieser Wirklichkeit können wir nicht empfindungslos oder untätig bleiben. Wir sind alle verantwortlich.“
Die aktuelle Krise zeige auf, dass es „konkrete Politiken und Handlungen“ brauche, um den Hunger in der Welt auszurotten. Spitzfindige und ideologische Diskussionen entfernten uns jedoch von diesem Ziel, während andernorts „Brüder und Schwestern wegen des Fehlens von Nahrung sterben.“ Papst Franziskus liefert an dieser Stelle selbst einen konkreten Vorschlag, den er bereits in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ formuliert hatte: „Eine mutige Entscheidung wäre es, mit den Geldern, die man für Waffen oder andere Militärausgaben braucht, einen weltweiten Fonds einzurichten, um den Hunger definitiv auszurotten und zur Entwicklung ärmerer Länder beizutragen. Auf diese Weise würde man viele Kriege und die Migration so vieler unserer Brüder und Schwestern verhindern, die sich gezwungen sehen, ihr Haus und ihre Heimat zu verlassen, um ein menschenwürdigeres Leben zu suchen (vgl. Fratelli tutti, N. 189 und 262).“
Er wünsche sich, dass die Aktivitäten der FAO immer „einschneidender und fruchtbarer” würden, so Franziskus, der seine Videobotschaft mit einem Segen und Dank für die Mitarbeiter der internationalen Organisation schließt.
(vatican news - cs)
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