Papst würdigt JRS: Flucht vor dem „Virus der Ungerechtigkeit"
„Heutzutage sind zu viele Menschen in der Welt gezwungen, sich an Kähne und Schlauchboote zu klammern beim Versuch, vor dem Virus der Ungerechtigkeit, der Gewalt und des Krieges Schutz zu suchen,“, schreibt Franziskus in einem Brief an den Direktor des Internationalen Jesuitenflüchtlingsdienstes (JRS), Thomas H. Smolich SJ, den der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlichte.
Schlüsselrolle des Jesuitenflüchtlingsdienstes
Vor Hintergrund „schwerwiegender Ungleichheiten“ in der Welt spiele der Jesuitenflüchtlingsdienst „eine Schlüsselrolle, um die öffentliche Meinung hinsichtlich der Realität der Flüchtlinge und Vertriebenen zu informieren und sensibilisieren“, schreibt der Papst, der selbst dem Jesuitenorden angehört. „Es ist eure vitale Aufgabe, denen die Hand zu reichen, die allein und getrennt von ihren Familien sind und die verstoßen wurden, um sie zu begleiten und ihnen eine Stimme zu geben.“
Der Papst betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Bildungs- und Entwicklungsprogrammen in der Flüchtlingsarbeit, die diesen Menschen die Möglichkeit geben, ihre eigene Situation zu verbessern. Das jesuitische Zeugnis könne zum Aufbau einer „Kultur der Begegnung“ und einer „authentischen und dauerhaften Solidarität zum Wohl der Menschheitsfamilie“ beitragen, lobte der Papst.
Corona-Krise bringt große Herausforderungen mit sich
Franziskus bekundete allen Flüchtlingen und all ihren Helfern seine Nähe und sein Gebet. Ausdrücklich würdigte er die Arbeit des von Jesuiten geleiteten „Centro Astalli“ für Flüchtlinge in Rom und das Wirken aller Freiwilliger des Jesuitenflüchtlingsdienstes weltweit.
Der Papst zeichnete die Geschichte des Jesuitenflüchtlingsdienstes nach, den der damalige Generalobere Pater Pedro Arrupe SJ am 14. November 1980 als Antwort auf die Not der vietnamesischen Boat People ins Leben gerufen hatte. Bis heute sei die Sorge der Jesuiten für „das leibliche, seelische und geistliche Wohl“ der Flüchtlinge prägend für die Arbeit des Hilfsnetzwerkes. Heute zeige die Corona-Pandemie auf, dass sich die gesamte Menschheit „auf demselben Boot“ befinde, so der Papst. Die aktuelle Krise bringe „beispiellose wirtschaftliche und soziale Herausforderungen“ mit sich, machte er deutlich.
Nach dem Selbstverständnis der Jesuiten gehört die Förderung der Gerechtigkeit notwendig zum Dienst am Glauben. Franziskus zeigte sich in seinem Brief zuversichtlich, dass der jesuitische Einsatz für die Rechte der Flüchtlinge auch in Zukunft ungebrochen weitergehen werde – trotz „persönlicher oder institutioneller Rückschläge oder Herausforderungen“.
Der Papstbrief ist auf den 4. Oktober 2020 datiert; der Vatikan veröffentlichte ihn an diesem Donnerstag. Der Jesuitenflüchtlingsdienst ist 40 Jahre nach seiner Gründung mit etwa 1.200 Mitarbeitenden in mehr als 50 Ländern vertreten. Arrupe schrieb damals: „Ich betrachte dies als ein Apostolat von größter Bedeutung heute wie in der Zukunft und von großem geistlichem Nutzen für die Gesellschaft Jesu." 1980 war Pater Bergoglio, der heutige Papst Franziskus, nach sechs Jahren im Amt des Provinzials der Jesuiten in Argentinien gerade auf dem Weg zurück zu seinem Dienst als Rektor des Colegio de San José und als Pfarrer in San Miguel.
(vatican news – pr)
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