Papst beim Angelus: „Verbirg nicht deine Talente!“
Talente hießen in Jesu Zeiten die Geldstücke, die zur Zahlung verwendet wurden. Und so kommentierte Papst Franziskus in seiner Katechese vor dem Mittagsgebet das Sonntagsevangelium (Mt 25,14-30), in der das Gleichnis von den Talenten geschildert wird.
Dieser Abschnitt stelle einen reichen Mann vor, der verreisen müsse. Es sei eine lange Abwesenheit geplant, deshalb vertraute er seine Güter drei seiner Diener an: „dem ersten vertraut er fünf Talente an, dem zweiten zwei, dem dritten eines“. Jesus stelle fest, dass die Verteilung „jedem nach seinen Fähigkeiten“ erfolge. Das sei es, was der Herr mit uns allen tue, erläuterte Franziskus. Der Herr kenne jeden gut, „er weiß, dass wir nicht gleich sind, und will niemanden zum Nachteil der anderen privilegieren, sondern er vertraut jedem ein seinen Fähigkeiten entsprechendes Kapital an“.
Jegliche Risiken vermeiden
So seien während der Abwesenheit des Besitzers die ersten beiden Diener sehr beschäftigt gewesen, ihre Geldsumme zu verdoppeln. Der dritte Diener versteckte jedoch sein Talent-Stück in einem Loch. Auf diese Weise wollte er jegliche Risiken vermeiden. Damit war das Geld sicher vor Dieben, aber es konnte kein Profit daraus geschlagen werden. Als dann der Besitzer zurückkehrte, zog er die Diener zur Rechenschaft. Die ersten beiden präsentierten die guten Früchte ihrer Bemühungen, und der Herr habe sie deswegen gelobt. Er belohne sie und lade sie ein, an seinem Freudenfest teilzuhaben. Nicht so, erging es dem Dritten.
Da dieser Diener erkannt habe, dass er schuldig sei, habe er sofort begonnen, sich zu rechtfertigen. Er verteidige seine Passivität, indem er seinen Herrn beschuldige, „streng“ zu sein. Doch da mache ihm der Herr Vorwürfe: „Du bist ein schlechter und fauler Diener. Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein“.
Auch heute noch sei dieses Gleichnis aktuell: Es handele sich um einen Aufruf insbesondere an die Christen. So erläuterte der Papst, dass gerade an diesem Sonntag dieser Appell eindringlich sei:
„Heute, am Welttag der Armen, sagt die Kirche den Christen: ,Streckt den Armen die Hand entgegen. Streckt eure Hand nach den Armen aus. Sie sind nicht allein im Leben: Es gibt Menschen, die Sie brauchen. Seien Sie nicht egoistisch: reichen Sie den Armen die Hand.“
Jeder hat ein gewisses Erbe erhalten
Jeder hätte von Gott „ein gewisses Erbe“ als menschliche Wesen erhalten. Dies seien zunächst das Leben selbst, dann die verschiedenen physischen und spirituellen Fähigkeiten, sagte Franziskus. „Als Jünger Christi haben wir den Glauben, das Evangelium, den Heiligen Geist, die Sakramente empfangen... Diese Gaben müssen genutzt werden, um in diesem Leben Gutes zu tun, als Dienst an Gott und an unseren Brüdern und Schwestern.“
So betonte die Kirche, dass man das nutzen solle, was Gott einem gegeben habe. Man solle auf die Armen schauen. „Es gibt viele von ihnen“, fügte der Papst an.
„Wir denken manchmal, dass Christ zu sein bedeutet, nichts Böses zu tun. Und nichts Böses zu tun, ist gut. Aber nichts Gutes zu tun, ist nicht gut. Wir müssen Gutes tun, aus uns selbst herausgehen und auf die schauen, die es am meisten brauchen. Es gibt so viel Hunger, sogar im Herzen unserer Städte, und oft geraten wir in diese Logik der Gleichgültigkeit: Die Armen sind dort, und wir schauen woanders hin. Streckt den Armen die Hand entgegen: es ist Christus. Ja, manche sagen: ,Aber diese Priester, diese Bischöfe, die von den Armen sprechen, von den Armen... wir wollen, dass sie zu uns vom ewigen Leben sprechen!´ Seht, liebe Brüder und Schwester, die Armen stehen im Zentrum des Evangeliums: es ist Jesus, der uns gelehrt hat, zu den Armen zu sprechen, es ist Jesus, der für die Armen gekommen ist. Streckt eure Hand nach den Armen aus. Wir haben so viele Dinge erhalten, aber lassen wir unseren Bruder, unsere Schwester verhungern?“
Seien wir wie die Jungfrau Maria
So habe die Jungfrau Maria, sagte der Papst abschließend, „Jesus selbst von Gott“ empfangen, aber sie behielt ihn nicht für sich selbst, sie gab ihn der Welt, ihrem Volk. „Von ihr lernen wir die Furcht vor dem Herrn, nicht die Angst. Vor allem lernen wir die fürsorgliche Liebe, uns in den Dienst des anderen zu stellen. Damit der Herr uns bei seiner Wiederkunft in dieser Weise vorfinde: im Einsatz dafür, seine Gaben fruchtbar zu machen“.
Anschließend grüßte der Papst alle auf dem Petersplatz, die Gläubigen von Rom und Pilger aus verschiedenen Ländern. Er freue sich insbesondere über die Anwesenheit des Kinderchors von Hösel (Deutschland). „Vielen Dank für eure Lieder!“, bedankte er sich.
Franziskus hatte am Sonntagvormittag am Kathedra-Altar der Petersbasilika einen Gottesdienst zusammen mit rund 100 Gläubigen und Obdachlosen gefeiert. Der 4. Welttag der Armen stand unter dem Thema: „Streck dem Armen deine Hand entgegen“ (Sir 7,32). Papst Franziskus hatte dazu am 13. Juni eine Botschaft veröffentlicht. Darin hatte er unter anderem auch auf die Notlagen der Corona-Pandemie hingewiesen. Er kritisierte aber auch die „Gleichgültigkeit und Zynismus“ der globalen Finanzwelt, die den Reichtum weniger auf Kosten ganzer Nationen sowie Waffen- und Drogenhandel und Korruption fördere.
(vatican news – mg)
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