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Papst Franziskus bei Christmette: Das Leben umarmen

Gott wurde als Kind geboren, weil er uns dazu bringen möchte, dass wir uns um andere kümmern. Das hat Franziskus in seiner Predigt bei der Christmette betont, die er wegen der im Coronajahr geltenden Ausgangssperre bereits um 19.30 Uhr gefeiert hat.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Die entwaffnende Liebe Gottes erinnert uns daran, dass die Zeit, die wir zur Verfügung haben, nicht dazu da ist, um uns selbst zu bemitleiden, sondern um die Tränen derer zu trocknen, die leiden,“ so der Papst bei der Feier in der Apsis von St. Peter.

Trotz der Corona-Beschränkungen und der Tatsache, dass nur ein paar Dutzend Gläubige mit Atemschutzmasken vor Ort teilnehmen konnten, war die Christmette sehr feierlich. Ein Chor sang, die Rückwand des Petersdoms war mit Christrosen geschmückt, beim Gloria läuteten die Glocken von St. Peter. Unter den mitzelebrierenden Kardinälen waren auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der Filipino Luis Tagle und der Australier George Pell.

„Heute ist für euch der Retter geboren“

Ausgehend von der Prophezeiung des Jesaja „Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt“ (Jes 9,5), beschrieb Franziskus, wie es uns die Geburt Jesu Jahr für Jahr ermögliche, innerlich neu geboren zu werden und in ihm die Kraft zu finden, jede Prüfung zu bestehen.

„Ein Kind wurde für uns geboren, prophezeite Jesaja. Heute ist für uns der Heiland geboren, heißt es im Antwortpsalm: Jesus hat sich für uns hingegeben (Tit 2,14), verkündete der heilige Paulus; und der Engel im Evangelium verkündete: Heute ist für euch der Retter geboren (Lk 2,11)“, beschrieb der Papst dieses wunderbare Geschenk, mit dem auch wir zu Kindern Gottes gemacht werden, und führte aus:

„Wir sind geliebte Kinder“

„Das ist das unzerstörbare Innerste unserer Hoffnung, der glühende Kern, der das Leben aufrechterhält: Tiefer als unsere Begabungen und unsere Mängel und stärker als die Wunden und Misserfolge der Vergangenheit, stärker als die Ängste und Sorgen um die Zukunft, ist diese Wahrheit: Wir sind geliebte Kinder. Und Gottes Liebe zu uns hängt nicht von uns ab und wird nie von uns abhängen: es ist eine unentgeltliche Liebe, reine Gnade. Heute Nacht, so sagt uns der heilige Paulus, ist 'die Gnade Gottes erschienen' (Tit 2, 11). Nichts ist wertvoller,“ gab Franziskus zu bedenken und betonte, dass nur die Liebe Jesu das Leben verwandle und uns aus dem Teufelskreis von Unzufriedenheit, Ärger und Klagen befreie.

Das Leben nicht mit Nahrung füllen, die nur eine innere Leere hinterlässt...

Denn wie oft würden wir „hungrig nach Unterhaltung, Erfolg und Weltlichkeit, unser Leben mit Nahrung erfüllen, die nicht satt macht und eine innere Leere hinterlässt!“, beklagte der Papst und gab zu bedenken:

„Die Krippe – arm an allem, aber reich an Liebe – lehrt uns, dass die Nahrung des Lebens darin besteht, dass wir uns von Gott lieben lassen und andere lieben. Jesus gibt uns das Beispiel: Er, das Wort Gottes, ist ein Säugling; er spricht nicht, aber er verheißt Leben. Wir hingegen reden viel, sind aber, was die Güte anbelangt, oft Analphabeten.“

„Gott nimmt Wohnung in unserer Nähe, arm und bedürftig, um uns zu sagen, dass wir ihm unsere Liebe erweisen können, indem wir den Armen dienen“

Wer ein kleines Kind habe, wisse, wie viel Liebe und Geduld es braucht, erläuterte Franziskus an einem konkreten Beispiel. Ein Kind gebe einem das Gefühl, dass man geliebt werde, lehre uns aber auch, zu lieben. „Gott wurde als Kind geboren, weil er uns dazu bringen möchte, dass wir uns um andere kümmern. Seine wehrlose und entwaffnende Liebe erinnert uns daran, dass die Zeit, die wir zur Verfügung haben, nicht dazu da ist, um uns selbst zu bemitleiden, sondern um die Tränen derer zu trocknen, die leiden. Gott nimmt Wohnung ganz in unserer Nähe, arm und bedürftig, um uns zu sagen, dass wir ihm unsere Liebe erweisen können, indem wir den Armen dienen,“ betonte Franziskus und legte den Gläubigen abschließend noch folgendes Gebet ans Herz:

Der mich rettet, lehrt mich zu dienen

„Wenn ich dich umarme, Kind in der Krippe, umarme ich von Neuem mein Leben. Wenn ich dich aufnehme, Brot des Lebens, will auch ich mein Leben so hingeben. Du, der du mich rettest, lehre mich zu dienen. Du, der du mich nicht allein lässt, hilf mir, deine Brüder und Schwestern zu trösten, denn von heute Nacht an sind sie alle auch meine Brüder und Schwestern.“


(vatican news - skr)

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24. Dezember 2020, 20:11