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Papst Franziskus: „Auch Tiere beten“

Beten hängt damit zusammen, dass wir Geschöpfe Gottes sind: Darauf hat Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner virtuellen Generalaudienz aufmerksam gemacht. Es sei zwar möglich, nicht an Gott zu glauben, aber nahezu unmöglich, nicht ans Gebet zu glauben – selbst die Tiere beteten schließlich, auf ihre Art.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Gedanken des Papstes drehten sich bei seiner Katechese um das Bittgebet, und hier ordnete er auch seine Gedanken über das Beten der gesamten Schöpfung ein. „Wir Menschen teilen den Schrei um Hilfe mit der ganzen Schöpfung! Wir sind nicht die Einzigen, die beten in diesem gequälten Universum: Jedes Fragment der Schöpfung trägt die Sehnsucht nach Gott in sich geschrieben.“

Dabei berief sich der Papst auf einen Vers aus dem Römerbrief des Paulus, der in diesem Zusammenhang immer zitiert wird: „Wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.“ (Rm 8,22 f.) Der darauffolgende Vers („Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet“) war es übrigens, der Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. zu seiner Enzyklika Spe salvi inspirierte.

„In uns tönt das vielfältige Seufzen der Kreaturen wider: der Bäume, der Felsen, der Tiere“

„In uns tönt das vielfältige Seufzen der Kreaturen wider: der Bäume, der Felsen, der Tiere. Alles und jedes streckt sich nach seiner Vollendung aus.“ Dazu bot Franziskus, der mit Laudato si‘ 2015 als erster Papst eine ganze Enzyklika zum Thema Schöpfung verfasst hat, einige poetische Zeilen des antiken christlichen Schriftstellers Tertullian auf, denen zufolge selbst „wilde Tiere das Knie beugen“ und die Vögel „hoch zum Himmel auffliegen, wobei sie ihre Flügel in Kreuzesform ausbreiten, als wären es Hände“ (vgl. De oratione, XXIX).

„Das ist ein poetischer Ausdruck, mit dem Tertullian die Worte des heiligen Paulus kommentiert, dass die ganze Schöpfung seufzt und betet. Aber wir, wir sind die Einzigen, die bewusst beten. Die sich an den Vater wenden, die in einen Dialog mit dem Vater eintreten.“

Zum Nachhören: Katechese von Papst Franziskus über das Gebet bei seiner Generalaudienz

„Der Mensch ist von seinem Wesen her eine Anrufung“

Dialog mit dem Vater, das ist im christlichen Beten vor allem das Vaterunser, also das Gebet, das Jesus selbst seine Jünger gelehrt hat. Auch darüber dachte der Papst an diesem Mittwoch nach: Im Vaterunser gehe es zunächst um das Reich Gottes, aber auch „um die einfachsten Dinge“, etwa um „Gesundheit, Haus, Arbeit“.

„Bitten, flehen – das ist etwas sehr Menschliches… Wenn jemand sich schlecht fühlt, weil er etwas Böses getan hat, dann nähert er sich allein schon dadurch, dass er das Vaterunser betet, wieder dem Herrn an. Wir glauben ja manchmal, dass wir nichts brauchen, dass wir uns selbst genügen und in völliger Selbstgenügsamkeit leben können. Aber früher oder später vergeht diese Illusion – der Mensch ist von seinem Wesen her eine Anrufung. Eine Anrufung, die manchmal zum Schrei wird, zu einem oft unterdrückten Schrei.“

Sich nicht schämen, Gott um etwas zu bitten

Für jeden kämen irgendwann im Leben „Momente der Melancholie oder der Einsamkeit“, sagte Franziskus, ohne noch eigens die Corona-Pandemie zu erwähnen. „Die Bibel schämt sich nicht, das menschliche Leben als von Krankheit, Ungerechtigkeit, Verrat und Bedrohung gezeichnet darzustellen. Manchmal scheint es so, als bräche alles zusammen. Als wäre das bisher gelebte Leben ganz umsonst gewesen. Und in solchen Situationen, die ausweglos scheinen, gibt es immerhin noch einen Ausweg: den Schrei. Das Gebet. Herr, hilf mir! Das Gebet öffnet Lichtblicke noch in der dichtesten Dunkelheit.“

Der Papst rief dazu auf, sich in schwierigen Situationen nicht zu schämen, sondern Gott um Hilfe anzugehen. „Vielen von uns geht das so, dass wir uns schämen, um etwas zu bitten; das geht uns auch Gott gegenüber so. Nein, so etwas kann ich nicht machen… Schämt euch nicht, zu bitten! Herr, ich brauche dies und das, Herr, ich bin in Schwierigkeiten, hilf mir! Der Schrei. Der Schrei des Herzens zu Gott, der Vater ist… Das müssen wir lernen. Der Herr gibt uns immer (Antwort), immer, und alles ist Gnade. Alles.“

Warten – das ist beten

Die Bibel weise „unzählige Male“ darauf hin, dass Gott den Schrei dessen höre, der zu ihm rufe. „Auch unsere gestammelten Bitten, auch die, die wir uns auszusprechen schämen – der Vater hört sie.“ Allerdings brauche es Geduld und genaues Hinhören, um die Antwort Gottes auf unser Bitten nicht zu verpassen.

„Lernen wir, zu warten – auf den Herrn zu warten. Der Herr kommt, um uns zu besuchen, nicht nur an den großen Festen, an Weihnachten oder Ostern, sondern jeden Tag, im Innersten unseres Herzens, wenn wir Wartende sind. Oft merken wir gar nicht, dass der Herr nahe ist, dass er an unsere Tür klopft, und wir lassen ihn vorbeigehen… Wenn du die Ohren voll von anderem Lärm hast, dann wirst du den Ruf des Herrn nicht hören. Brüder und Schwestern, warten – das ist beten.“

(vatican news)

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09. Dezember 2020, 10:52