Papst Franziskus wünscht auf Deutsch „Frohe Weihnachten“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Doch bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch, einen Tag vor Heiligabend, entschlüpfte ihm ein kurzer Weihnachtswunsch auf Deutsch. „Frohe Weihnachten!“ Und in seinem Grußwort an deutschsprachige, virtuelle Teilnehmer der Generalaudienz hatte er auch eine besondere Bitte parat (allerdings wieder auf Italienisch): „Wir machen dem Jesuskind eine Freude, wenn wir in diesen festlichen Tagen die einsamen, kranken und bedürftigen Menschen nicht vergessen. Es hilft schon ein Telefonanruf, um ihnen einen Lichtstrahl der Christnacht zu überbringen. Der Herr wird es euch vergelten.“
Die Generalaudienz des Papstes fand, wie in Pandemie-Zeiten mittlerweile üblich, ohne Besucher von außen in der Päpstlichen Privatbibliothek des Apostolischen Palastes statt. Franziskus saß vor einer ungefähr lebensgroßen Krippenszene und einem Weihnachtsbaum; auf einem Tisch brannten vier Adventskerzen. Nur zehn Mitarbeiter des vatikanischen Staatssekretariats waren mit im Bild, das per Livestream nach draußen übertragen wurde.
In seiner Katechese sagte Franziskus, Weihnachten sei in Zeiten, in denen wir pandemiebedingt Abstand voneinander halten sollten, ein Zeichen der „Nähe und der Menschlichkeit“.
„Weihnachten ist ein universelles Fest geworden, und auch Nichtglaubende spüren das Faszinierende daran. Der Christ weiß allerdings, dass Weihnachten ein entscheidendes Ereignis ist, ein ewiges Feuer, das Gott in der Welt entzündet hat. Es ist wichtig, Weihnachten nicht auf ein rein sentimentales oder Konsum-Fest zu reduzieren… Der Konsum hat Weihnachten gekidnappt! Nein – Weihnachten darf nicht reich an Geschenken, aber arm an Glauben und auch an Menschlichkeit sein.“
Das Entscheidende an Weihnachten sei die Menschwerdung Gottes: „Das ist der Kern, das ist die Wahrheit von Weihnachten – es gibt keine andere!“
Weihnachten verdrängt den Pessimismus
Dass Gott uns durch seine Menschwerdung „so nahe gekommen“ sei, nannte Franziskus „reine Gnade – ganz ohne unser Verdienst“. „Dieses Geschenk der Gnade empfangen wir durch die Einfachheit und Menschlichkeit des Weihnachtsfestes. Wir können dadurch den Pessimismus aus unseren Herzen und Gedanken verjagen, der sich heute wegen der Pandemie weiter verbreitet hat. Wir können dieses Gefühl der Verlorenheit überwinden, dieses Gefühl der Niederlage und des Scheiterns, wenn wir uns neu bewusstmachen: Dieses einfache, arme Kind ist Gott selbst, Mensch geworden für uns.“
Dass vor 2.000 Jahren Jesus geboren worden sei, gehe jeden von uns an, so der Papst. Gott sei wirklich „einer von uns geworden“: „Gott ist einer von uns! Gott ist, in Jesus, einer von uns. Diese Wirklichkeit gibt uns große Freude und viel Mut… Alles Menschliche ist in Ihm. Er hat alles angenommen, was wir sind, so wie wir sind.“
Das Staunen wiederfinden
Franziskus ermunterte seine (virtuellen) Zuhörer und Zuschauer und User, das Weihnachtsfest dieses Jahr „mit mehr Bewusstsein“ zu feiern. Man könne sich doch – so wie er es in seinem Apostolischen Schreiben „Admirabile signum“ vom letzten Jahr schon einmal vorgeschlagen habe – einmal in Ruhe vor die Krippe setzen und die Szenerie von Weihnachten betrachten.
„In der Schule des hl. Franz von Assisi können wir dadurch ein bisschen wie die Kinder werden und in uns das Staunen wiederfinden über die wundersame Art und Weise, auf die Gott in die Welt kommen wollte. Bitten wir um die Gnade des Staunens! Möge uns der Herr angesichts dieses Mysteriums die Gnade des Staunens schenken, damit wir ihm und allen Menschen nahekommen.“
Was ein Roboter nicht kann...
Er habe mal Wissenschaftler gefragt, wozu Roboter und Künstliche Intelligenz n i c h t in der Lage sein würden. Die Antwort der Forscher sei, nach einigem Nachdenken, so ausgefallen: Zärtlichkeit. „Das kann ein Roboter nicht. Und das ist es, was Gott uns heute bringt: Seine wundersame Art, zur Welt zu kommen, lässt in uns die Zärtlichkeit wiedererstehen, die menschliche Zärtlichkeit, die der Zärtlichkeit Gottes nahe ist. Und wir brauchen heute, angesichts solchen Elends, viel Zärtlichkeit!“
Ohne es zu markieren, nahm Franziskus damit den Grundakkord seines Pontifikats wieder auf. Bei der Messe zu seiner Einführung ins Papstamt hatte er im März 2013 dazu aufgerufen, „keine Angst vor der Zärtlichkeit“ zu haben.
(vatican news)
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