Papst Johannes Paul II. im Jahr 1991 Papst Johannes Paul II. im Jahr 1991 

Radioakademie: Drei Päpste und ihre Heiligen- Teil 1

Aus den Pontifikaten von Papst Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Papst Franziskus haben wir einige (Selige) und Heilige ausgewählt, zu denen die Päpste eine besondere Beziehung hatten. Im ersten Teil geht es diesen Sonntag um Johannes Paul II. und drei besondere Glaubenszeugen.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

482 Heiligsprechungen gab es im 26-jährigen Pontifikat von Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Einigen dieser fast 500 Glaubenszeugen war der polnische Papst besonders verbunden - etwa seinem Landsmann, Maximilian Kolbe, der wie Edith Stein im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau sein Leben ließ. Beide sprach Papst Johannes Paul II. heilig; Edith Stein auch selig. Auf diese Ereignisse und Persönlichkeiten werfen wir ein Schlaglicht. Die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) erklärte Johannes Paul II. kurz vor dem Heiligen Jahr 2000 auch zur Mitpatronin Europas - übrigens gemeinsam mit der heiligen Birgitta von Schweden, die Johannes Paul II. ebenso sehr schätzte und der wir uns daher auch ausführlicher widmen.  

Hier im Audio: Ausschnitt der Radio Vatikan Radioakademie Drei Päpste und ihre Heiligen - Teil 1: Papst Johannes Paul II. und seine Heiligen
Die heilige Birgitta von Schweden
Die heilige Birgitta von Schweden

Die heilige Birgitta von Schweden (um 1303-1373)

Sie lebte im 14. Jahrhundert, war Ehefrau, Mutter von acht Kindern, Witwe, Pilgerin, Ordensgründerin, Mystikerin und Prophetin – heute würden wir kurz sagen: eine Powerfrau. Und: Birgitta ist – Dank Papst Johannes Paul II. - eine der drei Patroninnen Europas.  Dazu erklärt hat sie Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 mit einem apostolischen Schreiben:  

„So will ich nunmehr die Schar der himmlischen Schutzpatrone durch drei Gestalten ergänzen, die gleichfalls als Sinnbilder für entscheidende Augenblicke des zu Ende gehenden zweiten Jahrtausends stehen: die hl. Birgitta von Schweden, die hl. Katharina von Siena und die hl. Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein). Drei große Heilige, drei Frauen, die sich in verschiedenen Epochen – zwei im Hochmittelalter und eine in unserem Jahrhundert – durch die tatkräftige Liebe zur Kirche Christi und durch das Zeugnis für sein Kreuz ausgezeichnet haben“,

heißt es in dem Motu Proprio, das Johannes Paul II. während der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Europa veröffentlichte. Drei heilige Frauen machte er damit zu Mitpatroninnen Europas - neben dem heiligen Benedikt von Nursia und den Heiligen Kyrill und Method. Doch warum wählte Johannes Paul II. ausgerechnet die heilige Birgitta als Patronin Europas?

Vorbild für Laien ...

Diese Frage beantwortete der Papst selbst in jenem Motu Proprio so: Mit Birgitta, die nicht nur einer Adelsfamilie entstammte, sondern auch Mutter von acht Kindern war, könnten sich auch all jene identifizieren, „die als Laien ihren gewöhnlichen Tätigkeiten in der Welt nachgehen und denen vor allem die hohe und verpflichtende Berufung zukommt, eine christliche Familie zu bilden“. Und mit Blick auf ihre nicht unumstrittenen mystischen Erfahrungen erklärte Johannes Paul II.:

„auch die Erfahrungen der großen Heiligen sind nicht frei von jenen Grenzen, die den Empfang der Stimme Gottes durch den Menschen immer begleiten“

„ …auch die Erfahrungen der großen Heiligen sind nicht frei von jenen Grenzen, die den Empfang der Stimme Gottes durch den Menschen immer begleiten.“

… und „wertvolles ökumenisches Band“

Für Johannes Paul II. gab es also keinerlei Zweifel an der Heiligkeit Birgittas. Er sah sie und den von ihr gegründeten Orden zudem auch als wichtig für die Ökumene an. Nachdem sich die skandinavischen Länder, also die Heimat Birgittas, im Verlauf des 16. Jahrhunderts aus der vollen Gemeinschaft mit Rom gelöst hatten, schätzte Johannes Paul II. die schwedische Heilige und den von ihr gegründeten Birgittenorden auch als „wertvolles ökumenisches ‚Band‘“:

„Wiederum sind wir versammelt, um vor dem Herrn den Einsatz für die Einheit im Glauben und die Einheit der Kirche, den die hl. Birgitta in schwierigen Zeiten mit solcher Überzeugung unternahm, erneut zu bekräftigen. Birgittas ganzes Leben war von der Leidenschaft für die Einheit der Christen getragen“,

sagte Johannes Paul II. am 13. November 1999 in seiner auf Englisch gehaltenen Predigt bei eine m ökumenischen Gottesdienst zum Gedächtnis der heiligen Birgitta.

Edith Stein - Jüdin, Konvertitin, Philosophin, Ordensfrau, Märtyrerin
Edith Stein - Jüdin, Konvertitin, Philosophin, Ordensfrau, Märtyrerin

Die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz - Edith Stein (1891-1942) 

Neben der heiligen Birgitta erklärte Johannes Paul II. wie gesagt 1999 neben Katharina von Sienna auch noch eine weitere weibliche Heilige zur Mitpatronin Europas. Sie war deutsche Jüdin, Philosophin, Ordensfrau und Märtyrerin und mit ihrer Schwester starb sie in Auschwitz: Edith Stein beziehungsweise die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz – so ihr Ordensname.  Eine Frau, der auch Papst Johannes Paul II. großen Respekt zollte:

„Wir verneigen uns heute mit der ganzen Kirche vor dieser großen Frau“

„Liebe Brüder und Schwestern! Wir verneigen uns heute mit der ganzen Kirche vor dieser großen Frau, die wir von jetzt an als Selige in Gottes Herrlichkeit anrufen dürfen; vor dieser großen Tochter Israels, die in Christus, dem Erlöser, die Erfüllung ihres Glaubens und ihrer Berufung für das Volk Gottes gefunden hat“,

sagte er in seiner Predigt bei der Seligsprechung Edith Steins, die Johannes Paul II. 1978 persönlich in Köln übernahm.

Ein Stolperstein in Köln gedenkt an Edith Stein, die im KZ Auschwitz-Birkenau den Tod fand
Ein Stolperstein in Köln gedenkt an Edith Stein, die im KZ Auschwitz-Birkenau den Tod fand

Heilige der Shoah und „Brücke zwischen Juden- und Christentum“

Elf Jahre später sprach Papst Johannes Paul II. Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz dann auf dem Petersplatz heilig. Das Großereignis im Jahr 1998 lag übrigens am Beginn einer Festwoche, mit der Johannes Paul II. sein 20. Pontifikatsjubiläum beging – das sicherte der Heiligsprechung Edith Steins große Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die der polnische Papst sich für alle Opfer der Shoah wünschte, wie in seiner Predigt bei der Heiligsprechungsmesse deutlich wurde:

„Wenn wir fortan Jahr für Jahr das Gedächtnis der neuen Heiligen feiern, müssen wir uns auch an die Shoah erinnern, an den grausamen Plan, ein Volk zu vernichten“

„Wenn wir fortan Jahr für Jahr das Gedächtnis der neuen Heiligen feiern, müssen wir uns auch an die  Shoah erinnern, an den grausamen Plan, ein Volk zu vernichten - einen Plan, dem Millionen jüdischer Schwestern und Brüder zum Opfer fielen. Der Herr lasse über sie sein Angesicht leuchten und schenke ihnen seinen Frieden (vgl.  Num 6, 25f). “

Zum Schluss der Heiligsprechung dankte Johannes Paul II. auf Italienisch Gott für das Geschenk der neuen Heiligen. Er bat darum, dass Edith Stein allen Beispiel für den Einsatz im Dienst an der Freiheit und auf der Suche nach Wahrheit sein möge. Zudem äußerte der Papst die Hoffnung, ihr Zeugnis möge dazu beitragen „die Brücke gegenseitigen Verständnisses zwischen Juden und Christen immer fester zu machen.“

Der heilige Maximilian Kolbe - der polnische Franziskaner gab in Auschwitz sein Leben für einen Mithäftling
Der heilige Maximilian Kolbe - der polnische Franziskaner gab in Auschwitz sein Leben für einen Mithäftling

Maximilian Kolbe (1894-1941)

Christlicher Hoffnungsschimmer während der Schrecken des Holocaust - das war auch ein weiterer besonderer Glaubenszeuge und Landsmann des polnischen Papstes. Wie Edith Stein ging er im Konzentrationslager in den Tod: Maximilian Kolbe. Er gab sein Leben für das eines Familienvaters, indem er sich zum Austausch mit dem zum Tode verurteilten Mithäftling anbot. Ein Tod, der „ein geistiger Sieg“ war, wie Johannes Paul II. während seiner Pilgerreise nach Polen im Jahr 1979 betonte: 

„An diesem Ort schrecklicher Qual, die vier Millionen Menschen verschiedener Nationen den Tod brachte, hat Pater Maximilian einen geistigen Sieg errungen, der dem Sieg Christi ähnlich ist, indem er freiwillig den Tod im Hungerbunker auf sich nahm - für einen Bruder“,  sagte Johannes Paul II. in seiner Predigt bei einer Messe in Auschwitz-Birkenau unter Applaus.

Märtyrer? Ja!

Papst Johannes Paul II. bei der Heiligsprechung Maximilian Kolbes am 10.10.1982 auf dem Petersplatz
Papst Johannes Paul II. bei der Heiligsprechung Maximilian Kolbes am 10.10.1982 auf dem Petersplatz

Maximilian Kolbe war für den polnischen Papst klar Christus nachgefolgt und als Märtyrer gestorben. Die vatikanische Heiligsprechungskongregation sah das mit dem Martyrium Kolbes jedoch anders, das Kriterium „aus Hass auf den Glauben“ - odium fidei - sei nicht erfüllt gewesen. Der zuständige KZ-Kommandant habe den Austausch des zum Tode verurteilten durch Kolbe akzeptiert, dabei jedoch keinen Hass gegen diesen gezeigt. Johannes Paul II. beauftragte eine Kommission mit der Prüfung dieser Frage. Ergebnis: „Bekenner“ des Glaubens, ja, Märtyrer - Nein. Also klärte Johannes Paul II. diese Frage selbst:

„besiegelt durch den Tod als Märtyrer, für einen Bruder“

„Ehre sei also dem großen Wirken Gottes im Menschen. Vor uns allen, die wir hier versammelt sind, erhebt Pater Maximilian Kolbe seinen ,Kelch der Rettung‘, der das Opfer seines ganzen Lebens enthält, besiegelt durch den Tod als Märtyrer, für einen Bruder‘“,

sagte der polnische Papst in seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt bei der Heiligsprechungsmesse für Maximilian Kolbe am 10. Oktober 1982 auf dem Petersplatz. Damit erweiterte er die Kriterien für ein Martyrium: Menschenhass = Gotteshass. Unter den Gläubigen bei der Heiligsprechung war damals übrigens auch der Familienvater, den Kolbe vor dem Tod bewahrt hatte, Franciszek Gajowniczek. Er hatte den Krieg überlebt und in der Folge stets Zeugnis vom selbstlosen Opfer Kolbes abgelegt.

Übervoller Petersplatz zur Heiligsprechung Maximilian Kolbes am 10.10.1982
Übervoller Petersplatz zur Heiligsprechung Maximilian Kolbes am 10.10.1982

Zum Schluss dieser besonderen Heiligsprechung sprach Papst Johannes Paul II. übrigens auch noch einige Worte auf Deutsch: 

„in einer besonderen Weise Christus ähnlich geworden, der sein Leben am Kreuz für uns hingegeben hat“

„Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache! Durch die heutige Heiligsprechung stellt die Kirche das heroische Lebensopfer von Pater Maximilian Kolbe als höchstes Zeugnis christlicher Bruderliebe vor Augen. […] Durch seine heroische Liebestat hat Pater Maximilian Kolbe das Lebensrecht eines Unschuldigen verteidigt und das ausschließliche Recht des Schöpfers auf das Leben des Menschen bekräftigt. Er ist dadurch in einer besonderen Weise Christus ähnlich geworden, der sein Leben am Kreuz für uns hingegeben hat. Folgen auch wir wie der hl. Maximilian Kolbe diesem Beispiel Christi in opferbereitem, liebendem Einsatz für unsere Mitmenschen!“

Bei uns auf CD

Sie können diese Radio-Akademie wie üblich bei uns auf CD bestellen. Eine E-Mail an cd@radiovatikan.de genügt; Bestellnummer: 341. Gegen einen Unkostenbeitrag senden wir Ihnen die komplette Radioakademie Drei Päpste und ihre Heiligen dann nach Ende der Ausstrahlung gerne zu. Auf Wunsch können wir Ihnen stattdessen auch eine Möglichkeit zum Download bieten.

(vatican news - sst)

 

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06. Dezember 2020, 11:21