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Vor einem Jahr: Die Mittelmeer-Synode von Bari

Wohin führte die letzte Papstreise vor der Pandemie? Die Antwort überrascht Sie vielleicht: Sie führte nach Bari.

Vor genau einem Jahr nahm Franziskus dort an einem Gipfeltreffen von Bischöfen aus dem Mittelmeerraum teil. Fast sechzig Bischöfe hielten in der Hafenstadt, in der die Gebeine des hl. Nikolaus ruhen, eine Art Vier-Tages-Synode über die gemeinsamen Herausforderungen in ihren Ländern ab. Nordafrikaner, Orientalen und Europäer (auch vom Balkan) berieten über Themen wie Migration, Islam oder Wirtschaftskrisen.

Bischof von Bari, heute allerdings emeritiert, war damals Francesco Cacucci. Er findet, dass die guten Vorsätze, die die Ortskirchen rund ums Mittelmeer vor einem Jahr gefasst haben, heute noch nicht eingelöst sind.

Man kennt sich untereinander nicht genug

„Es stimmt, dass wir derzeit den traurigen Moment der Corona-Pandemie erleben. Aber der Vorsatz des Treffens von Bari bleibt weiter nötig – dass wir nämlich unsere Mittelmeer-Kirchen stärker füreinander öffnen. Da geht es auch darum, sich gegenseitig besser zu kennen. Es ist schon so, dass sich die Hirten der Ortskrichen rund um das Mittelmeer untereinander einfach nicht genug kennen.“

Eine konkrete Idee von Bari bestand darin, mehr Priester auf Zeit untereinander auszutauschen. „Vor allem der Apostolische Administrator der Türkei hat unterstrichen, wie sehr die Präsenz von Priester und Seminaristen von außerhalb die Gläubigen in der Türkei ermutigt. Sie sind nicht viele, sie fühlen sich oft innerhalb der katholischen Gesamtkirche vergessen und isoliert. Das ist ein konkreter Aspekt, den man jetzt mal aufgreifen könnte.“

Mittelmeerraum ist nicht nur Problemregion

In Westeuropa wird die Mittelmeerregion meist als wirtschaftlich-soziale Problemregion wahrgenommen. Aber damit tut man ihr unrecht, findet Cacucci. „Mittelmeer bedeutet Offenheit für äußere Einflüsse. Da könnte Europa einiges lernen von Johannes Paul II., der einmal gesagt hat, ohne die Mittelmeerregion könne das nichts werden mit einem offenen Europa. Vergessen wir nicht, dass Nordafrika einmal reich an Kirchen war, vor allem in der letzten Zeit des römischen Reiches. Große Bischöfe wie der hl. Augustinus kamen von dort, sie sind für die Kirche bis heute wichtig.“

Als vor einem Jahr Bischöfe aus Ländern wie Spanien, Algerien, Zypern oder Jerusalem sich in Bari trafen, wussten sie zunächst nicht, worauf ihre Konferenz hinauslaufen sollte, sagt der emeritierte Bischof. „Aber am Schluss der Konferenz waren sie alle sehr froh, ich erinnere mich – froh, anderen Realitäten begegnet zu sein. Sie wünschten sich, dass das weiterginge…“

Synode von Bari trug Früchte im Vatikan

Zumindest, was den Papst betrifft, ist die Sache von Bari tatsächlich weitergegangen: Cacucci sieht die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus auch als ein Ergebnis des Gipfels von Bari. Dasselbe gilt für die bevorstehende Papstreise in den Irak.

„Ich erinnere mich, dass der chaldäische Patriarch (Raphael Louis Sako) in Bari die Einheit zwischen den Kirchen am Mittelmeer und den Kirchen im Nahen Osten sehr stark betont hat. Für mich ist das, was der Patriarch von Bagdad damals gesagt hat, das Präludium für die Entscheidung von Franziskus, den Irak zu besuchen.“

Cacucci hat letztes Jahr bei den Beratungen in seiner Bischofsstadt auch einiges über das Thema Migranten und Flüchtlinge gelernt. „Wir haben ja in dieser Hinsicht viele Erfahrungen: Ende der neunziger Jahre kamen viele Albaner zu uns und wurden in Bari gut integriert. Die Aufnahme gehört zu unserer DNA. Allerdings haben die Bischöfe aus Nordafrika uns dann darauf hingewiesen, dass sie es nicht gerne sehen, wenn die Menschen aus ihren Ländern emigrieren. Das sei eine Verarmung ihrer Länder. Europa solle doch lieber dabei mithelfen, dass die besten Kräfte ihrer Länder sich nicht zur Emigration veranlasst sehen.“

(vatican news – sk)
 

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20. Februar 2021, 11:11