Papst übergibt Christen von Karakosch gerettetes Gebetsbuch
Mario Galgano und Francesca Sabatinelli – Vatikanstadt
Im Interview mit Radio Vatikan erläutert die Präsidentin des Hilfswerkes Focsiv, Ivana Borsotto, wie es zur Rettung des Gebetbuches kam: Priester in Karakosch mauerten es, zusammen mit einigen anderen Büchern, unter einer Treppe in die Wand ein, kurz bevor die IS-Terroristen in die Stadt einfielen. So entkam das Gebetbuch der bilderstürmerischen Wut der Islamisten.
Danach wurde es der italienischen Hilfsorganisation Focsiv anvertraut, die es in Italien restaurieren ließ. Vor einigen Wochen wurde das Buch dann dem Papst übergeben, um es zu seinen ursprünglichen Besitzern zurückzubringen. Am Sonntag konnte Franziskus das restaurierte Werk in Karakosch dem Erzbischof von Mossul, Yohanna Butros Mouché, überreichen.
Das sei ein besonderes Glückserlebnis gewesen, erklärt Borsotto. Focsiv ist seit sechs Jahren im Irak aktiv und setzt sich dort für die Unterstützung und Hilfe der vertriebenen Bevölkerung in den Flüchtlingslagern ein.
„Es war sehr bewegend für uns, weil wir als Focsiv auch dieses Buch auf dessen Flucht begleitet haben und es am Ende glücklich wieder zurückgegeben wurde. Papst Franziskus hat die Sidra der Kathedrale von Karakosch zurückgegeben, also war es für uns wirklich ein schönes Gefühl. Die Worte des Papstes haben eine sehr tiefe Aussagekraft, vor allem, wenn man sie hört, nachdem man wie wir in dieser Woche auch hier in Karakosch so viele Familien getroffen hat, die uns erzählt haben, was es bedeutet, von heute auf morgen zu fliehen, alles zu verlassen, und drei Jahre lang in Flüchtlingslagern zu leben. Ich glaube also, dass die Worte des Papstes das tiefe Verständnis vermitteln, das er für diese Bevölkerung hat. Auch sein Aufruf zur Geschwisterlichkeit und zum Dasein für den Nächsten in einem so verwüsteten Land ist nicht einfach, aber zutiefst notwendig.“
Ermutigende Worte des Papstes
Papst Franziskus hat alle Christen im Irak während seiner dreitägigen Reise zum Wiederaufbau ermutigt. Er hat ihnen auch immer wieder die Nähe der Kirche zugesichert. Bei den Begegnungen im Irak habe sie den Wunsch der Menschen gespürt, neu anzufangen:
„Der Wiederaufbau hat bereits begonnen, und ich glaube, dass er es geschafft hat, der christlichen Gemeinschaft ein großes Maß an Nähe und Solidarität zu vermitteln. Das hat große Kraft gegeben, die Christen haben sich nicht allein gefühlt in diesem Land. Wir haben aber auch viel Müdigkeit und Erschöpfung gespürt, weil es, wie der Papst am Sonntagmorgen sagte, Beziehungen gibt, die tief zerbrochen sind. Es gab auch viele Passagen von Franziskus über Vergebung, und ich glaube, dass dies die große Herausforderung ist, der sich alle Iraker stellen müssen: zu verstehen, wie man die Wunden heilen kann.“
Die „Sidra“ stammt aus dem 14. oder 15. Jahrhundert und ist in aramäischer Sprache verfasst worden. Das Buch enthält liturgische Gebete, die zwischen dem Osterfest und dem Fest des Heiligen Kreuzes rezitiert werden.
(vatican news)
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