Kardinal Sako zum Papstbesuch:„Bereits jetzt vieles anders“
„Ich bin persönlich sehr beeindruckt. Bereits vor dem Besuch haben sich viele Dinge geändert. Die Muslime sind enthusiastisch: sie haben Fahnen vorbereitet, Lieder komponiert… einer hat aus einem Foto des Papstes ein Poster gemacht, das mehr als 10 Meter groß ist, mit dem englischen Satz: „Francis, you are welcome in Iraq!“ [„Franziskus, du bist willkommen im Irak“!] Das sind Dinge, die wir nie erlebt haben…“, zeigt sich der Kirchenmann berührt.
Auch die Straßen seien allerorten dekoriert, während Muslime - also nicht Christen! - auf Facebook pfiffige Kommentare posteten, wie etwa: „Heiliger Vater, könnten Sie Ihren Besuch nicht etwas verschieben, damit sie vorher unsere Straßen säubern und unsere Schulen renovieren können…“: „Es erwarten sich also alle sehr stark eine Änderung…. Aber auch die Christen haben die Orte vorbereitet, zu denen er gehen wird, die Kirchen, die Liturgie… Es herrscht eine außergewöhnliche Erwartung!“
Und das angesichts einer Situation, die allen Einwohnern des Landes viel abverlangt habe in den vergangenen Jahren und bis heute, Christen wie Muslimen, unterstreicht das Oberhaupt der mit Rom unierten Kirche. „Es ist wahr, wir als Minderheit haben mehr gelitten, aber die Opferzahlen sind bei den Muslimen höher. Ich denke, dass es nötig ist, diese Seite hinter sich zu lassen und ein neues Kapitel aufzuschlagen, mit viel Hoffnung. An alle Iraker gerichtet, wird der Papst von der menschlichen Geschwisterlichkeit sprechen, aber auch von der spirituellen, wenn er nach Ur geht, ins Land Abrahams.“
Hoffnung, Vertrauen, Solidarität und Zusammenarbeit aller für eine bessere Zukunft sind die Schlüsselworte, die der Patriarch mit dem Besuch des Papstes in der Heimat des Stammvaters der drei monotheistischen Religionen verbindet. „Auch die Christen müssen aus ihren Sorgen und ihren Ängsten herausfinden und sich öffnen. Hier herrscht viel, viel Freude von Seiten aller,“ betont Kardinal Sako.
Bei den Ängste, die er angesprochen habe, handele es sich um die „antiken Ängste“, denn aktuell gebe es eigentlich keinen konkreten Anlass zur Sorge, keine Attentate gegen die christliche Minderheit: „Aber die Ängste… die Stabilität der Zukunft, die staatlichen Dienste, die Gerechtigkeit, der Rechtsstaat, der Bürgerschaft, wo einer, wo auch immer er sei, fühlt, dass der Irak seine Heimat ist und alle Iraker Brüder und Schwestern. Ein säkularer und demokratischer Staat. Das ist ein Projekt, aber es wird kommen! Dessen bin ich sicher.”
Großen Anteil an diesen Entwicklungen hätten die jungen Menschen, diejenigen, die gerade erst eine Regierung gewechselt hätten und deren Forderungen bis jetzt hoch aktuell seien, betont Sako: „Vielleicht werden die nächsten Wahlen die Situation ändern. Die jungen Leute sind präsent, und sie sind stark. Auch sie haben einen hohen Preis bezahlt, sie haben mit ihrem Blut bezahlt. Deshalb wird die Zukunft anders sein als die Gegenwart…“
(vatican news - cs)
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