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Papst Franziskus hat 2017 Mexiko besucht. Hinter ihm: eine Darstellung des Gnadenbilds von Guadalupe - und die Vatikanfahne Papst Franziskus hat 2017 Mexiko besucht. Hinter ihm: eine Darstellung des Gnadenbilds von Guadalupe - und die Vatikanfahne 

Papst Franziskus an Priester: „Geht raus zu den Menschen“

Seelsorgende sollten nicht verzweifeln angesichts der Herausforderungen, vor der sie die Corona-Krise stellt. Das riet Papst Franziskus an diesem Montag Besuchern vom Mexikanischen Kolleg in Rom.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Die gegenwärtigen Probleme verlangen von uns Priestern, dass wir uns dem Herrn angleichen – vor allem dem Blick der Liebe, mit dem er uns ansieht. Um denselben Blick zu bekommen wie er, brauchen wir Zärtlichkeit, Versöhnung und Geschwisterlichkeit.“

Damit war ein Grundakkord dieses Pontifikats angeschlagen: Schon bei seiner Amtseinführung vor acht Jahren hatte Franziskus ausgerufen, wir sollten „keine Angst haben vor der Zärtlichkeit“.

Für einen Blick der Zärtlichkeit

„Vor allem brauchen wir den Blick der Zärtlichkeit, mit dem unser göttlicher Vater auf die Probleme der Gesellschaft blickt: auf die Gewalt, die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die Polarisierung, die Korruption und den Mangel an Hoffnung speziell bei den Jüngeren.“

Viele Länder Mittelamerikas sind derzeit durch Naturkatastrophen, Wirtschaftskrisen und endemische Gewalt hart geprüft. Durch Mexiko ziehen „Karawanen“ von Verzweifelten aus der Region, die versuchen, über die Grenze in die USA zu gelangen. Bei einem Besuch in Mexiko hat Franziskus 2016 in der Grenzstadt Ciudad Juarez gebetet.

Der neue Botschafter Kubas war an diesem Montag beim Papst
Der neue Botschafter Kubas war an diesem Montag beim Papst

„Nicht ruhig sitzenbleiben“

„Sich immer mehr mit dem Guten Hirten zu identifizieren, weckt in jedem Priester wahres Mitgefühl – für die ihm anvertrauten Schafe, aber auch für die, die sich verlaufen haben... Das stärkt unsere seelsorgliche Nächstenliebe, so dass keiner von unserer Sorge und unserem Gebet ausgeschlossen wird. Und es verhindert, dass wir uns zuhause, im Büro oder in irgendeinem Hobby auf uns selbst zurückziehen. Stattdessen gehen wir raus zu den Menschen, bleiben nicht ruhig sitzen und klerikalisieren uns nicht! Der Klerikalismus ist eine Perversion...“

Soviel zum „Blick der Zärtlichkeit“ – als zweites empfahl Franziskus, nicht ohne lateinamerikanisches Pathos, einen „Blick der Versöhnung“. Damit meinte er so etwas wie ‚Seht genau hin‘.

Die lockeren oder gerissenen Fäden identifizieren

„Die sozialen Schwierigkeiten, die wir durchmachen, die enormen Ungleichheiten und die Korruption verlangen von uns, dass wir imstande sind, die verschiedenen Fäden im bunten Gewebe der Kulturen, die locker geworden oder abgerissen sind, zu identifizieren. Dabei sollten wir vor allem auf die Menschen achten, die wegen ihrer indigenen Herkunft oder ihrer speziellen Art der Volksfrömmigkeit an den Rand geschoben werden. Als Seelsorger ist es unsere Aufgabe, dabei zu helfen, dass wieder respektvolle und konstruktive Beziehungen zwischen Personen und Gruppen innerhalb der Gesellschaft entstehen.“

Dann kam Franziskus zu seinem dritten Punkt, der Geschwisterlichkeit. Um dieses Thema drehte sich auch seine letzte Enzyklika, „Fratelli tutti“ vom Oktober 2020.

„Wir sollten uns darum bemühen, eine Vision der Ganzheit und Einigkeit zu haben“

„Die Herausforderungen, denen wir uns gegenübergestellt sehen, sind sehr umfassend: Da geht es um das soziale Gewebe unserer Gesellschaften, um die globalisierte Realität und um die Medien. Wir sollten uns darum bemühen, eine Vision der Ganzheit und Einigkeit zu haben, damit wir imstande werden, Geschwisterlichkeit herzustellen und innerhalb der Kulturen und der kirchlichen Gemeinschaft das Verbindende hervorzuheben.“

Sich seiner Grenzen bewusstwerden

Der Papst sprach sich auch für Sorgfalt bei der Priesterausbildung aus: Es sei wichtig, „die akademische, spirituelle, menschliche und seelsorgliche Dimension zusammenzubringen“. Ein Priester, der sich nur um seine Doktorarbeit kümmere, aber die anderen Dimensionen vernachlässige, verplempere seine Zeit.

„Außerdem müssen wir uns auch unserer Grenzen – unserer persönlichen und der unserer Gemeinschaft – bewusst werden und einsehen, welche Nachlässigkeiten und Fehler wir in unserem Leben korrigieren sollten. Wir sollten die weltlichen Versuchungen nicht unterschätzen! Sie können uns zu falscher Selbsteinschätzung, Konsumdenken und dazu verführen, dass wir auf die eine oder andere Art unseren Verantwortungen nicht gerecht werden.“

(vatican news)
 

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29. März 2021, 11:47