Radioakademie zum Josefsjahr: Der Pflegevater Jesu im Porträt
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Vor 150 Jahren wurde Josef zum Schutzpatron der gesamten katholischen Kirche. Dazu erklärte ihn der selige Papst Pius IX. im Jahr 1870, am 8. Dezember – also an einem Marienfeiertag. Und das zeigt eines ganz beispielhaft: Josef ist hin-geordnet. Er ist eine Existenz „für“. Für Maria. Für Jesus, seinen Ziehsohn. Für die Familie. Für die Kirche. Deshalb ist er der rechte Heilige unserer Zeit.
Oft wird Josef schlafend dargestellt. Warum? Weil es auf die Träume verweist, die Josef hatte. Die Hochzeit mit Maria, die Flucht nach Ägypten, die Rückkehr nach Israel: Alle drei Lebenswenden sah Josef im Traum, als Einladung Gottes. Und er befolgte die Weisungen treu.
Der heilige Josef hat viele Päpste inspiriert – allen voran Franziskus, der mit seinem Schreiben „Patris corde" das Josefsjahr ausrief. Im Arbeitszimmer des Papstes in der Casa Santa Marta im Vatikan stehen gleich mehrere Statuen des heiligen Josef. Eine davon zeigt den Bräutigam Marias hingestreckt im Schlaf.
“Ich liebe den heiligen Josef sehr, denn er ist ein starker und ein schweigsamer Mann. Auf meinem Schreibtisch habe ich ein Bild des heiligen Josefs, der schläft. Und schlafend leitet er die Kirche! Ja! Er kann es, wir wissen das. Und wenn ich ein Problem habe, eine Schwierigkeit, dann schreibe ich es auf ein kleines Blatt und schiebe es unter den heiligen Josef, damit er davon träumt! Das bedeutet: damit er für dieses Problem betet!”
„Patris corde“
Geliebter Vater, zärtlicher Vater, sowohl gehorsam als auch gastfreundlich; ein Vater des kreativen Muts, ein Arbeiter, einer, der immer im Schatten steht: Mit diesen Worten beschreibt Papst Franziskus den heiligen Josef in „Patris corde“ eingangs. In ihm habe Jesus die Sanftmut Gottes gesehen, „die uns unsere eigene Schwäche innerlich annehmen lässt“, und durch welche sich die meisten der göttlichen Pläne verwirklichen.
Und das Vatersein, das In-der-Familie-Sein, das Josef verkörpert? Dazu bekräftigt der Papst: „Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man“ – und zwar „nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert“. In der Tat „war Josef in der Lage, in außerordentlicher Freiheit zu lieben. Er hat sich nie selbst in den Mittelpunkt gestellt. Er verstand es, zur Seite zu treten und Maria und Jesus zur Mitte seines Lebens zu machen“, so Franziskus. Josefs Glück „gründet sich nicht auf die Logik der Selbstaufopferung, sondern der Selbsthingabe“. Seine Gestalt ist also vorbildlich wie nie, „in einer Welt die Väter braucht, Despoten aber ablehnt“ - jene also, „die Autorität mit Autoritarismus verwechseln, Dienst mit Unterwürfigkeit, Auseinandersetzung mit Unterdrückung, Nächstenliebe mit übertriebener Fürsorge, Stärke mit Zerstörung.“
Josef im Hochgebet
Papst Franziskus trägt den Heiligen Josef, wie wir sahen, schon lange im Herzen. Deshalb verfügte er etwas, das schon sein Vorgänger Benedikt XVI. wollte: dass nämlich in der Heiligen Messe das Eucharistischen Hochgebet in allen Fassungen den Heiligen Josef mit nennt. Bis 2013 war das nur im ersten Hochgebet der Fall.
Bei ihrer Wertschätzung für den heiligen Josef treffen sich übrigens viele Päpste, aber zwei ganz besonders: eben Franziskus und Benedikt. Beide, der amtierende und der Emeritus, waren dabei, als Franziskus den Vatikanstaat dem Heiligen Michael und dem heiligen Josef weihte. Das war im Juli 2013, nur kurze Zeit nach der Einfügung des heiligen Josef in alle Hochgebete. Als glückliche Fügung verstand es Franziskus auch, dass er als Papst seinen Dienst am 19. März 2013 antrat – dem Namenstag von Papst Benedikt – Josef Ratzinger. Wir wenden uns nun dieser Josefs-Predigt von Franziskus zu, die mit Blick auf das Josefsjahr neue Tiefe gewinnt – die aber auch aussagekräftig ist dafür, wie Franziskus vorhatte, sein Amt als Kirchenoberhaupt auszuüben. Als Hüter nämlich. So wie Josef. Und als Hüter so wie Josef sollen auch alle Gläubige auftreten und ihre Sendung in der Nachfolge Jesu leben.
„Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche? In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet. Es ist das, was Gott von David verlangt, wie wir in der ersten Lesung gehört haben: Gott will nicht ein vom Menschen gebautes Haus, sondern er wünscht sich die Treue zu seinem Wort, zu seinem Plan. Und Gott selbst ist es dann, der das Haus baut, aber aus lebendigen, von seinem Geist gekennzeichneten Steinen.”
„Und Josef ist Hüter, weil er auf Gott zu hören versteht, sich von seinem Willen leiten lässt. Und gerade deshalb ist er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen, weiß mit Realismus die Ereignisse zu deuten, ist aufmerksam auf seine Umgebung und versteht die klügsten Entscheidungen zu treffen. An ihm sehen wir, liebe Freunde, wie man auf den Ruf Gottes antwortet: verfügbar und unverzüglich; aber wir sehen auch, welches die Mitte der christlichen Berufung ist: Christus! Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren!”
CD zur Radioakademie
Unsere Radioakademie zum Josefsjahr kann wie üblich auf CD bestellt werden. Gegen einen Unkostenbeitrag senden wir Ihnen alle Folgen der Sendereihe gebündelt auf einem Tonträger zu, Bestellungen bitte an cd@radiovatikan.de.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.