Papst: Der wahre Glaube kann Berge versetzen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Es gibt einen grundsätzlichen Einwand gegen das Gebet, der sich aus einer Erfahrung ergibt, die wir alle machen: wir beten, wir bitten, und doch scheinen unsere Gebete manchmal nicht erhört zu werden: das, worum wir – für uns selbst oder für andere – gebeten haben, wurde nicht erfüllt. Wie oft machen wir diese Erfahrung!,“ leitete der Papst seine Überlegungen ein, die sich um das Thema drehten: „Die Gewissheit, erhört zu werden.“
Manche hörten sogar auf zu beten, weil sie dächten, ihr Gebet werde nicht erhört, bemerkte der Papst mit Blick auf den Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 2734) und fuhr fort:
„Aber wenn Gott Vater ist, warum erhört er uns dann nicht? Warum geht er, der uns versichert hat, dass er den Kindern, die ihn darum bitten, Gutes geben wird, nicht auf unsere Gebete ein? Wir alle haben diese Erfahrung gemacht: wir haben für einen kranken Freund, einen Vater, eine Mutter gebetet - und sie sind doch gestorben, Gott hat uns nicht erhört. Das ist eine Erfahrung, die wir alle kennen.“
Den Willen des Vaters vor Augen haben
Doch hier stelle sich die Frage nach der richtigen Grundhaltung gegenüber Gott, gab Franziskus zu bedenken. Im Vaterunser stünden an erster Stelle Bitten, die auf Gott bezogen seien: „Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe“. Und so lehre uns Jesus, dass wir beim Gebet immer den Vater im Himmel und seinen Willen vor Augen haben müssen.
„Das Gebet ist kein Zauberstab: es ist ein Zwiegespräch mit dem Herrn,“ stellte der Papst fest. „In der Tat können wir beim Beten Gefahr laufen, dass nicht wir es sind, die Gott dienen, sondern erwarten, dass er uns dient. Und dann wird das Gebet zu etwas, das immer nur fordert, die Dinge nach unseren Plänen lenken will, keinen anderen Plan als unsere eigenen Wünsche zulässt.“
Die Evangelien berichteten uns von Begebenheiten, in denen Jesus um Hilfe angefleht wird. Nicht immer greife er sofort ein; fordere stattdessen zum Glauben auf.
„Denken wir an den Gelähmten, der von seinen vier Freunden zu Jesus getragen wird: Jesus vergibt ihm zunächst die Sünden und heilt erst danach das Gebrechen seines Leibes,“ so Franziskus. „Die Lösung des Dramas erfolgt also nicht immer sofort. Auch in unserem Leben macht jeder diese Erfahrung. Erinnern wir uns: Wie oft haben wir schon um eine Gnade, ein Wunder - nennen wir es einmal so - gebeten, und nichts ist passiert. Dann, mit der Zeit, haben sich die Dinge erledigt, aber nach dem Weg Gottes, nicht nach dem, was wir in diesem Moment wollten. Gottes Zeiten sind nicht unsere Zeiten.“
Aus diesem Glauben speise sich die Gewissheit, dass jedes in reiner Absicht gesprochene Gebet letztlich erhört wird, wenn auch nicht immer unseren Vorstellungen entsprechend, sondern nach dem Plan Gottes, in dem alles menschliche Sehnen Erfüllung findet, stellte Franziskus fest und legte seinen Zuhörern folgendes Gebet ans Herz:
„Lass meinen Glauben wachsen! Bittet um diese Gnade, Glauben zu haben. Jesus sagt im Evangelium, dass der Glaube Berge versetzt. Aber es muss ein wahrer Glaube sein. Jesus lässt sich vom Glauben seiner Armen, seiner Anhänger, rühren; er empfindet eine besondere Zärtlichkeit angesichts dieses Glaubens. Und er hört zu.“
Gruß an die deutschsprachigen Gläubigen
In seinem Grußwort an die deutschsprachigen Gläubigen, sagt Franziskus: „Maria, Mutter der Kirche, ist das strahlende Beispiel des beharrlichen Gebets, das der Heilige Geist in den Gläubigen erweckt. Sie möge auch uns die Gnade erwirken, niemals vom Beten und der Danksagung abzulassen.“
(vaticannews – skr)
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