Papst: „Wo es Kriege gibt, ist die Politik gescheitert“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Das Treffen, an dem auch der italienische Bildungsminister Patrizio Bianchi und Gesundheitsminister Roberto Speranza teilnahmen, bot die Gelegenheit zum Dialog mit der weltweiten Gemeinschaft von Scholas Occurrentes auf den fünf Kontinenten, die per Videoschalte von ihren Nöten und Erfahrungen erzählten. Die neuen internationalen Sitze der Stiftung in den USA, Australien und Spanien stellten ihre jüngsten Initiativen vor, darunter die Ergebnisse des Treffens „Gemeinsam den Weg in eine bessere Zukunft träumen“ und ein Projekt zum Kampf gegen Drogensucht, das argentinische Jugendliche ins Leben gerufen haben.
„Der Test für die Politik ist der Krieg,“ antwortete Franziskus auf die Frage eines Teilnehmers, der wissen wollte, wie junge Menschen die Politik verändern könnten. „Der Test für die Ehrenhaftigkeit einer Nation ist für mich, ob sie Waffen herstellt. Fördert sie Kriege? Verdient sie ihren Reichtum damit, dass sie Waffen verkauft, mit denen sich andere umbringen? Daran erkennt man, ob eine Nation moralisch gesund ist“, betonte Franziskus. Es täte ihm in der Seele weh zu sehen, wie Priester Waffen segneten, die Werkzeuge des Todes seien.
Dabei sei Politik doch die höchste Form der Nächstenliebe, zitierte Franziskus Papst Pius XI. Doch oft werde die Politik mit einem Unternehmen verwechselt, in dem man nur den eigenen Vorteil sucht und nicht mehr das Ziel der Harmonie verfolgt, sagte der Papst bei der Begegnung des Solidaritätsnetzwerkes, das auf sein Betreiben in Argentinien entstanden war.
„Liebe ist politisch, das heißt sozial für alle. Und wenn diese Universalität der Liebe fehlt, dann scheitert die Politik, wird krank oder schlecht. Wenn man mich fragt, wie es um die Politik in der Welt bestellt ist, sage ich: „Schaut, wo es Kriege gibt, dort ist die Politik gescheitert.“ Papst Franziskus lud zum Dialog ein, denn „unterschiedliche Meinungen“ seien „der Schlüssel der Politik“, die immer nach „Einheit und Harmonie“ streben müsse.
Und in den Kriegsgebieten sehe man die Niederlage der Politik, warnte Franziskus. Eine Politik, die nicht dialogfähig sei, wenn es darum ginge, Kriege zu vermeiden, sei bereits gescheitert.
Italien: Unterstützung für den Globalen Bildungspakt
Bei der Begegnung am Sitz von „Scholas Occurentes“ im römischen Viertel Trastevere sicherte der italienische Bildungsminister dem Papst die Unterstützung der Regierung für den Globalen Bildungspakt zu, der von Franziskus angestoßen worden war. Man müsse „aus der Quarantäne herauskommen, nicht nur aus der physischen, sondern auch aus der der Seelen, und dazu muss man auf andere zugehen“, betonte Patrizio Bianchi und kündigte an, dass es im November oder Dezember in Rom ein weiteres internationales Treffen mit Mitgliedern des Scholas-Netzwerks geben werde. Die Welt könne nur dann Frieden finden, wenn man an Bildung und Schulen arbeite, so der italienische Politiker.
Neue „Laudato si“ Schule
Mit dem Besuch von Papst Franziskus am vatikanischen Sitz von „Scholas Occurentes“ wurde auch der Startschuss für eine internationale „Laudato si“-Schule gegeben, die von den Lehren seiner Enzykliken Laudato sì und Fratelli tutti inspiriert sind.
Hintergrund
„Scholas Occurentes“ ging im August 2013 als Vatikan-Initiative an den Start, um mit Technologie, Kunst und Sport die soziale Integration von Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen zu fördern. Die Stiftung entstand allerdings schon vor mehr als 20 Jahren auf Betreiben des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires Jorge Mario Bergoglio. Ziel der Initiative war es, benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Schulbildung zu ermöglichen. Begegnung, Dialog und Respekt für die Verschiedenheit sind die pädagogischen Leitlinien. Als Papst holte Franziskus die Stiftung in den Vatikan und weitete sie erheblich aus.
(vaticannews – skr)
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