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Mai 1981: Attentat auf den Papst Mai 1981: Attentat auf den Papst

Vor 40 Jahren: Attentat auf Johannes Paul II.

Es waren Schüsse, die die ganze Welt aufschreckten: Am 13. Mai 1981, also vor genau 40 Jahren, wurde auf dem Petersplatz ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt. Der polnische Papst überlebte schwer verletzt und kam wieder auf die Beine. Seine Rettung aus der Todesgefahr schrieb er der Muttergottes von Fatima zu, derer die Kirche am 13. Mai gedenkt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Generalaudienz lässt sich an wie alle anderen. Karol Wojtyla, vor zweieinhalb Jahren zum Bischof von Rom gewählt und daher durch den Eisernen Vorhang von Ost nach West gewechselt, fährt im offenen Wagen über die Piazza San Pietro durch die Menschenmenge, küsst Kleinkinder, segnet. Auf einmal Schüsse – der Papst bricht getroffen zusammen, Panik bricht aus. Man fährt den Schwerverletzten quer durch den römischen Stadtverkehr in die Gemelli-Klinik, dort kämpfen Ärzte um sein Leben.

Derweil herrscht auf dem Petersplatz Fassungslosigkeit. Eine Durchsage in mehreren Sprachen, auch auf Deutsch: „Wie Sie wissen, ist der Heilige Vater verwundet worden. Man weiß noch nichts über die Schwere der Verwundung. Wir vereinen uns um ihn im Gebet und beten zusammen auf Latein das Vaterunser, Gegrüßet seist du Maria und Ehre sei dem Vater.“

Kurz nach den Schüssen
Kurz nach den Schüssen

Auftraggeber des Mordanschlags bis heute im Dunkeln

Der Täter wird gefasst: ein türkischer Killer namens Mehmet Ali Agca. Von Anfang an wollen aber Spekulationen über Komplizen und Auftraggeber nicht verstummen. Steckt ein kommunistisches Regime, steckt gar der Kreml hinter dem Mordanschlag? Mitten im Kalten Krieg ist das keine abwegige Hypothese, hat sich Johannes Paul doch als „Stimme der Kirche des Schweigens“ verstanden und 1979 bei einer Reise in seine polnische Heimat das katholische Widerstandspotential vorgeführt.

Eine Tonaufnahme aus unserem Archiv, kurz nach dem Attentat: „Hier spricht Pater Tucci zu Ihnen, am Mikrofon von Radio Vatikan, auf dem Petersplatz. Gegen 17.17 Uhr hat man eine rasche Abfolge von Schüssen hier gehört und gesehen, wie der Heilige Vater taumelte und in die Arme seines Sekretärs Stanislaw Dziwisz und des Herrn Angelo Gugel gesunken ist…“ Sprecher dieser ersten Nachricht ist der Jesuit Roberto Tucci, ein späterer Kardinal.

Weltweite Betroffenheit und Solidarität

Aus vielen Teilen der Welt treffen Botschaften der Trauer, des Schocks im Vatikan ein. Wenn die Ärzte der Gemelli-Klinik ihre knappen Bulletins über den Gesundheitszustand des Papstes vorstellen, werden sie von dichten Reportertrauben umlagert. In vielen Kirchen, auf vielen Plätzen weltweit betende Menschen, brennende Kerzen – und die bange Frage: Wird er überleben, und wird er, falls ja, dann noch sein Amt ausüben können?

Zum Nachhören: Das Attentat auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981

17. Mai 1981. Einen Tag vor seinem 61. Geburtstag wendet sich Johannes Paul in einer Radiobotschaft an die Menschen draußen. Seine Stimme ist schwach, seine Botschaft keine zehn Zeilen lang.

 Der Attentäter Mehmet Ali Agca vor Gericht
Der Attentäter Mehmet Ali Agca vor Gericht

„Liebe Brüder und Schwestern! Ich weiß, dass ihr in diesen Tagen und speziell in dieser Stunde mit mir verbunden seid. Ich danke euch bewegt für eure Gebete und segne euch alle. Ich bin besonders den beiden Personen nahe, die mit mir verletzt wurden. Ich bete für den Bruder, der auf mich geschossen hat; ich habe ihm aufrichtig vergeben. Vereint mit Christus, opfere ich meine Leiden auf für die Kirche und für die Welt. Dir, Maria, wiederhole ich: Ich bin ganz dein.“

Papst überlebt knapp

Dieses marianische „Totus tuus“ ist der Wahlspruch des Papstes – und hat sich für ihn angesichts des Attentats neu mit Sinn aufgeladen. Denn der 13. Mai, der Tag der Schüsse, ist ja auch der Gedenktag Unserer Lieben Frau von Fatima. Sie hat bei ihren Erscheinungen in Portugal 1917 so etwas wie ein Papst-Attentat vorhergesagt.

Die Tatwaffe
Die Tatwaffe

Fünf Monate nach dem Mordversuch kann der noch geschwächte, doch leidlich genesene Johannes Paul seine Generalaudienzen wieder aufnehmen – und spielt mit einem Zitat aus dem Alten Testament, nicht ohne Ironie, auf den Schrecken des 13. Mai an: „Huld des Herrn ist es, dass wir nicht ganz vernichtet wurden.“

Dem Attentäter verziehen

Er sieht sich vom Himmel bestärkt in seiner Mission. Ein messianischer Grundton ist ihm manchmal zu eigen, man findet ihn schon in den Dichtungen seiner Jugendzeit. Im christlich inspirierten Kampf für den Menschen wird Johannes Paul nicht nachlassen, das macht er in diesen Monaten nach dem Anschlag klar.

„Schon am Tage des Attentats und beim nachfolgenden sonntäglichen Angelusgebet habe ich dem Attentäter in christlicher Liebe verziehen. Christus selbst hat uns dazu nachdrücklich ermahnt und uns in seiner eigenen Todesstunde ein leuchtendes Beispiel gegeben, indem er am Kreuz für seine Henker betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Seit Kains Bluttat ist jeder Mord ein Brudermord, dessen Blut von der Erde laut zu Gott gen Himmel schreit. Beten wir für alle, die sich auch heute noch dadurch ihre Hände und ihr Gewissen beflecken...“

1983: Johannes Paul in der Zelle seines Attentäters
1983: Johannes Paul in der Zelle seines Attentäters

Auge in Auge mit dem Killer

27. Dezember 1983. Johannes Paul II. besucht die römische Haftanstalt Rebibbia und trifft dabei auch auf seinen Attentäter. In der Zelle des Türken sitzen sie sich gegenüber und reden. Was genau dabei gesagt wird, bleibt vertraulich. Der Papst selbst sagt hinterher nur so viel:

„Ich konnte heute auch die Person treffen, die ihr alle mit Namen kennt: Ali Agca, der 1981 einen Anschlag auf mein Leben verübt hat. Aber die Vorsehung hat die Dinge auf ihre Weise gelenkt – außerordentlich. Ich würde sogar sagen: wundersam… Das Treffen von heute war nicht geplant, es kam einfach zustande. Und der Herr gab mir – und ich glaube, auch ihm – die Gnade, uns als Menschen und als Geschwister zu begegnen. Denn wir sind alle Geschwister, und alle Angelegenheiten unseres Lebens bestätigen diese Geschwisterlichkeit, die aus der Tatsache herrührt, dass Gott unser Vater ist.“

Genau ein Jahr nach dem Attentat: Johannes Paul in Fatima
Genau ein Jahr nach dem Attentat: Johannes Paul in Fatima

Franziskus erinnert an Attentat auf seinen Vorgänger

Vierzig Jahre später, an diesem Mittwoch, erinnert nun auch Papst Franziskus an das Attentat auf den polnischen Papst. Franziskus hat seinen Vorgänger 2014 heiliggesprochen – auf just dem Platz, wo einst die Schüsse fielen. Bei seiner Generalaudienz sagt der argentinische Papst nun:

„Morgen (Donnerstag) begehen wir den Gedenktag Unserer Lieben Frau von Fatima und den vierzigsten Jahrestag des Attentates auf den hl. Johannes Paul II. Er selbst war überzeugt davon, dass er Unserer Lieben Frau von Fatima sein Leben verdankte. Dieses Ereignis macht uns bewusst, dass unser Leben und die Geschichte der Welt in den Händen Gottes liegen.“

(vatican news)

Johannes Paul mit Agca
Johannes Paul mit Agca

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12. Mai 2021, 10:42