Papst Franziskus: Pfarrer sollen mit Eheleuten zusammenarbeiten
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Ran an die Familien – das war die Vorgabe des Papstes. Die Kirche solle den Familien in ihrer jeweiligen Wirklichkeit zur Seite stehen. Nicht (nur) Idealen nachlaufen, sondern widersprüchliche, schwierige Situationen aushalten.
„Mitten in den Schwierigkeiten, die die Pandemie hervorruft, erweist sich die Familie heute mehr denn je als Zeichen der Zeit. Die Kirche ist vor allem zu einem aktiven Hinhören auf die Familien aufgerufen und dazu, sie in der Pastoral zum Subjekt, zum Handelnden zu machen. Verzichten wir auf eine Verkündigung, die rein theoretisch ist und mit den wirklichen Problemen der Menschen nichts zu tun hat!“
Das sagte der Papst an diesem Mittwoch in einer Videobotschaft. Evangelisierung sei nicht die Sache einer „pastoralen Elite“. Familien selbst sollten „den Familien und den jungen Leuten die Liebe Gottes bringen“.
„Wir brauchen Eheleute an der Seite der Priester, um andere Familien zu begleiten, den Schwächeren zu helfen und zu verkünden: Christus ist im Ehesakrament präsent, um allen in jeder Lebenslage Zärtlichkeit, Geduld und Hoffnung zu vermitteln.“
„Liebe für immer ist möglich“
Das Papst-Video richtete sich an eine digitale Konferenz mit dem Titel: „Wo stehen wir mit Amoris laetitia?“ Sie hat in diesen Tagen Verantwortliche aus sechzig Bischofskonferenzen und von über dreißig internationalen Bewegungen zusammengebracht. Organisiert wurde die Konferenz vom vatikanischen Dikasterium (ungefähr: Ministerium) für Laien, Familie und Leben.
„Wie wichtig ist es doch für junge Leute, mit eigenen Augen die Liebe Christi zu sehen, die von den Eheleuten mit ihrem konkreten Leben bezeugt wird. Das zeigt, dass die Liebe für immer möglich ist!“
Franziskus hat ein eigenes „Amoris-laetitia“-Themenjahr ausgerufen, um die Anliegen seines Schreibens zu pushen. In seinem Video zeichnete er die Familie als „Hauskirche“ – das ist eine Formulierung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Priester sollten genau hinsehen, ob es nicht geeignete Familien in ihrer Pfarrei gibt, die sich glaubwürdig für die Seelsorge miteinspannen lassen:
„Oft gibt es sie, sie sind auch bereit – aber keiner ruft sie! Erst wenn wir sie rufen, sie bitten, mitzuarbeiten, und ihnen Raum geben, können sie ihren Beitrag zum Gewebe der Kirche leisten. So wie Familie aus der Komplementarität von Mann und Frau besteht, so bauen Geweihte und Verheiratete gemeinsam die Kirche als ‚Familie der Familien‘ auf.“ Das war, nebenbei bemerkt, eine elegante Art und Weise, um klarzumachen, dass eine Ehe aus kirchlicher Sicht nur von (einem) Mann und (einer) Frau eingegangen werden kann.
Laien besser aus- und weiterbilden
Er lade alle dazu ein, „Amoris laetitia“ wieder zur Hand zu nehmen und im Geist dieses Schreibens einen neuen Anlauf in der Ehe- und Familienpastoral zu nehmen. Dabei gehe es um „eine pastorale und missionarische Bekehrung, bei der die Dinge nicht so bleiben können, wie sie bisher waren“.
„Eine besondere Anstrengung sollte bei der Aus- und Weiterbildung der Laien unternommen werden… Vielen Familien ist gar nicht bewusst, welch großes Geschenk sie im Sakrament bekommen haben.“
Die berühmte Fußnote
Dann kam Franziskus darauf zu sprechen, was genau an den Vorgaben von „Amoris laetitia“ in vielen Ortskirchen noch nicht eingelöst worden ist. Er sehe vor allem bei der Ehevorbereitung und der pastoralen Begleitung junger Ehepaare noch Defizite. In diesem Zusammenhang erwähnte der Papst auch die nötige Nähe der Kirche „zu verletzten Familien oder zu Familien, die in einer neuen Verbindung die christliche Erfahrung zur Gänze leben wollen“.
Das war eine gar nicht mal so verschleierte Anspielung auf Geschiedene, die wieder geheiratet haben und gerne zur Kommunion gehen würden. „Amoris laetitia“ hat ihnen dazu – in einer Fußnote, die von Ausnahmefällen spricht – ein kleines Türchen geöffnet.
(vatican news)
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