Papst beim Angelus: Die Ökologie des Herzens pflegen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Bei seinen Überlegungen ging der Papst von der Passage im Markusevangelium (Mk 6,30-34) aus, in der Jesus die Jünger nach erfolgreicher hektischer Missionsarbeit nicht zu noch mehr Leistung anspornt, sondern sie auffordert, sich nach ihren Mühen auszuruhen.
„Obwohl es ihn freut zu sehen, dass seine Jünger glücklich sind über die durch die Verkündigung bewirkten Wunder, hält er sich nicht mit Komplimenten und Fragen auf, sondern sorgt sich um ihre körperliche und innere Erschöpfung,“ beschreibt Franziskus die wertvolle Lektion, die uns Jesus hier in Sachen „Seelsorge-Management“ erteilt. „Er will sie vor einer Gefahr warnen, die auch uns droht: sich von der Hektik des Tuns vereinnahmen zu lassen und in die Falle des Aktivismus zu tappen, wo es nur darum geht, Ergebnisse zu erzielen und absolute Protagonisten zu sein.“
In unserer erfolgs- und leistungsorientierten Gesellschaft riskierten wir, uns ständig abzuhetzen und das könne dazu führen, dass wir Jesus vernachlässigen und meinen, alles hinge von uns ab, warnte Franziskus. Der Herr dagegen empfehle nicht nur die körperliche Ruhe, sondern auch die Ruhe des Herzens.
„Es reicht nicht, “abzuschalten”; es geht darum, wirklich zur Ruhe zu kommen. Und um das zu tun, müssen wir zum Kern der Dinge zurückkehren: innehalten, still sein, beten, um nicht von der Hektik der Arbeit in die Hektik der Ferien überzugehen.“
Die innige Vertrautheit mit dem Herrn suchen
Und wie das geht, habe uns Jesus selbst gezeigt, erinnerte Franziskus. Er sei den Bedürfnissen der Menschen nicht ausgewichen, habe sich aber jeden Tag zum Gebet zurückgezogen, die Stille und innige Vertrautheit mit dem Vater gesucht.
„Hüten wir uns vor dem Leistungsstreben, gebieten wir der Hektik Einhalt, die unsere Tagesabläufe diktiert. Lernen wir innezuhalten, das Handy auszuschalten, den Menschen in die Augen zu sehen, die Stille zu pflegen, die Natur zu betrachten, uns im Dialog mit Gott zu regenerieren,“ beschrieb Franziskus, wie wir diesen Stil Jesu in unserem Leben konkret umsetzen können. Und dann wären wir auch offen für die Bedürfnisse der anderen.
Die Ökologie des Herzens: Ruhe, Kontemplation und Mitgefühl
„Mitleid wird aus Kontemplation geboren. Wenn wir lernen, wirklich auszuruhen, werden wir zu wahrem Mitgefühl fähig sein; wenn wir einen kontemplativen Blick kultivieren, werden wir unsere Aktivitäten ohne die Raffgier derer verfolgen können, die alles an sich reißen und vereinnahmen wollen; wenn wir mit dem Herrn in Verbindung bleiben und unser Innerstes nicht betäuben, dann werden die Dinge, die wir erledigen müssen, nicht die Kraft haben, uns den Atem zu rauben und uns zu verschlingen. Wir brauchen eine “Ökologie des Herzens”, die aus Ruhe, Kontemplation und Mitgefühl besteht,“ schloss der Papst seine Katechese.
(vaticannews – skr)
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