Suche

Ad limina Besuch der französischen Bischöfe beim Papst Ad limina Besuch der französischen Bischöfe beim Papst  Auf dem weg zur Synode

Französische Bischöfe beim Papst: „Er will Ideologie bekämpfen“

Während eines zweistündigen Gesprächs des Papstes mit französischen Bischöfen anlässlich des Ad Limina-Besuchs einer Gruppe der Bischofskonferenz der Grande Nation wurde unter anderem über das jüngste Motu proprio „Traditionis custodes“ gesprochen. „Der Papst will uns an die Einheit der Kirche erinnern und eine Ideologie bekämpfen“, sagte am Donnerstag im Interview mit Radio Vatikan der Pariser Erzbischof Michel Aupetit.

Mario Galgano und Xavier Sartre – Vatikanstadt

Es war die zweite Gruppe der französischen Bischofskonferenz, die nach Rom gereist ist, um am regelmäßigen Ad Limina-Besuch teilzunehmen. Abschluss der Pilgerfahrt in die Ewige Stadt bildete die Audienz beim Papst am Donnerstagvormittag. Die Begegnung sei eine Gelegenheit gewesen, „mit dem Heiligen Vater sehr frei über viele Themen zu diskutieren und von ihm Klarstellungen zu manchmal heiklen Fragen wie der Anwendung des Motu proprio Traditionis custodes oder dem Umgang mit Missbrauchsfällen, die Minderjährige betreffen, zu erhalten“, so der Pariser Erzbischof Aupetit.

Zum Nachhören - was die Bischöfe Frankreichs mit dem Papst besprochen haben

Olivier de Germay, Erzbischof von Lyon, fand die Hervorhebung des „Gleichgewichts“ zwischen der Verantwortung des Papstes und der Verantwortung der Bischöfe das interessanteste Gesprächsthema der Audienz: „Er sagte uns, es liegt an uns, die Antwort in unseren Diözesen zu finden“, so der Lyoner Erzbischof gegenüber Radio Vatikan.

Im Gespräch mit dem Papst
Im Gespräch mit dem Papst

Dies gelte insbesondere für die Anwendung des Motu proprio Traditionis custodes über den alten Ritus, das den Gebrauch der Messe nach dem Messbuch von 1962 einschränkt. „Der Papst will uns an die Einheit der Kirche erinnern und gegen eine Ideologie ankämpfen“, sagte Erzbischof Aupetit. Er erklärte gegenüber Radio Vatikan, dass Franziskus zum Beispiel kein Problem damit habe, wenn ein und derselbe Priester in einer Pariser Gemeinde die Messe nach beiden Riten feiere, wie es seit vielen Jahren der Fall sei. „Die Entscheidungen werden nicht in jeder Diözese gleich ausfallen, aber in Bezug auf die Leitlinien hat sich der Papst sehr klar ausgedrückt“, fuhr er fort.

Einheit der Kirche wahren

Der Pariser Weihbischof Denis Jachiet sagte gegenüber Radio Vatikan zum Treffen mit dem Papst:

„Ich glaube wirklich, dass er versucht hat, uns den Grund für dieses Motu proprio zu erklären. Seine tiefe Sorge um das Verständnis der Messe ist offensichtlich. Es geht ihm um die Einheit der Kirche und um die Gemeinschaft aller. Und doch spürt man, dass er die Sorge der Gläubigen, die sich an die alte Form gebunden fühlen, ernst nimmt. Deshalb ist sein Wunsch nicht, die Feiern des alten Messritus abrupt zu beenden, sondern die offizielle Möglichkeit zu geben, dass sie im Geiste von Amoris Laetitia gefeiert werden sollen. Es ist dem Papst ein Anliegen, den Gläubigen klarzumachen, dass es ihm nicht um Verbote oder die Hinderung der Teilnahme an bestimmten Feiern geht, sondern dass es Seelsorgern bedarf, die ihnen helfen, zu verstehen - um im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils zu feiern.“

Im Gespräch mit dem Papst
Im Gespräch mit dem Papst

„Auf die Frage der Migranten ging der Papst auch ein: bei einigen Katholiken, vor allem in Frankreich, stößt die Haltung der katholischen Kirche auch auf großes Unverständnis.“

Der Papst wolle „wirklich die Tür offen für die Bischöfe“ halten, zeigte sich der Pariser Weihbischof Jachiet überzeugt. Um dies umzusetzen, gebe es allgemeine Grundsätze, die zu beachten seien.

„Der Papst hat uns gesagt, dass es an uns Bischöfen liegt, die geeigneten Modalitäten zu finden, aber ich würde sagen, es ist keine formale und disziplinarische oder pastorale Aufgabe. Es geht um den Respekt gegenüber den Gläubigen und gegenüber der Einheit der Kirche. Auf die Frage der Migranten ging der Papst auch ein: bei einigen Katholiken, vor allem in Frankreich, stößt die Haltung der katholischen Kirche auch auf großes Unverständnis. Wir alle wissen aber, wie sehr uns die evangelischen Pflichten der Aufnahme von Migranten wichtig sind, aber sie ist keineswegs ein Aufnehmen ohne Rücksichtnahme auf die eigenen Kapazitäten. Der Papst erinnerte uns daran, dass das Schwierigste vielleicht nicht die Aufnahme von Migranten ist. Schwieriger sei die Integration.“

Vier Verben

So habe Franziskus den Bischöfen diesbezüglich vier Verben mitgegeben, fügte Weihbschof Jachiet an:

„Er sprach von: begrüßen, fördern, schützen und einbeziehen und dass der Schlüssel zum Erfolg die Leidenschaft ist. Und ich denke, da hat er wirklich den Finger in die eigentliche Wunde unseres Landes gelegt. Es geht nämlich nicht nur darum, in welchem Maße wir Migranten aufnehmen können, sondern um die Frage: wie können wir diejenigen, die die Gesellschaft aufnehmen auch gut integrieren? Es müssen Lösungen dazu gefunden werden - und da fand ich den Papst mit seiner heiklen Frage aufschlussreich. Man muss sich damit auseinandersetzen, dass Frankreich den Weg zur Integration findet.“

Ein weiteres aktuelles Thema der Papstaudienz sei die Bischofssynode zu Synodalität gewesen, deren Prozess im Oktober auf Diözesanebene eingeleitet wird. „Wir müssen uns vor Verzerrungen hüten“, habe der Papst die französischen Bischöfe gebeten, berichtete der Lyoner Bischof de Germay. Die Vorstellung des Papstes sei es, allen zuzuhören, auch denjenigen, denen keine Stimme gegeben wird, wie den Armen.

Die Kirche – und damit die Gläubigen – müssten gemeinsam auf den Heiligen Geist hören, das sei „das Neue“ an der nächsten Bischofssynode. Diese Synode und der Weg dorthin müssten daher eine Gelegenheit sein, „mit Hilfe des Heiligen Geistes jene Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, um für das Volk Gottes offen zu sein aber für das Unvorhergesehene“, so Erzbischof François Kalist von Clermont-Ferrand. „Der Papst hat uns vieles mitgeben. Die Rolle des Bischofs wird geschätzt und anerkannt. Ich fühle mich beruhigt und gelassen“, sagte Erzbischof Kalist.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. September 2021, 10:37