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Papst Franziskus: „Eucharistie erinnert uns daran, wer Gott ist“

Es war eine Messe, die für die ganze Welt gedacht war, um die Bedeutung des Sakramentes der Eucharistie für die Kirche hervorzuheben: Papst Franziskus hat an diesem Sonntag die feierliche Statio Orbis zelebriert, mit der der 52. Eucharistische Weltkongress in Ungarn abgeschlossen wurde.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Was muss geschehen, um von der „Bewunderung Jesu“ zur „Nachahmung Jesu“ zu gelangen? Darum drehte sich an diesem Sonntag die Predigt des Papstes bei der großen Freiluftmesse auf dem Heldenplatz in Budapest, mit der der einwöchige Eucharistische Weltkongress abgeschlossen wurde. Mehr als 100.000 Gläubige hatten sich bei sonnigem Wetter auf dem zentralen Platz und den anliegenden Straßen eingefunden, um gemeinsam mit dem Papst die Messe zu feiern.   

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Franziskus ging bei seinen Überlegungen von der Frage Jesu an seine Jünger, „Ihr aber, für wen aber haltet ihr mich“ aus dem Markusevangelium aus (Mk 8,29). Die Jünger, die seinerzeit sehr vertraut mit Jesus waren, seien durch diese direkte Frage in die Enge getrieben worden. Denn trotz aller Vertrautheit hätten sie noch nicht wie Jesus „gedacht“, betonte Franziskus. Diese Frage, die letztlich einen Wendepunkt im Leben der Jünger bedeutete, ergehe auch an jeden von uns und erfordere „eine persönliche Antwort des Lebens“, gab der Papst zu bedenken. Die „Erneuerung der Jüngerschaft“, die aus dieser Antwort entstehe, entwickle sich in drei Schritten, erläuterte er weiter: nämlich die Verkündigung Jesu, die Unterscheidung mit Jesus und die Nachfolge Jesu.

„Angesichts dieser erschütternden Verkündigung Jesu könnten auch wir bestürzt zurückbleiben“

Zunächst, die Verkündigung Jesu: Zwar antworte Petrus korrekterweise auf die genannte Frage Jesu „Du bist Christus“. Doch Jesus verbiete den Jüngern „erstaunlicherweise“ kategorisch, darüber mit anderen zu sprechen. Denn, so der Papst, diese Antwort sei letztlich unvollständig, da der Messias hier mit menschlichen Maßstäben gemessen werde. Von diesem Augenblick an beginne Jesus also, seine Identität zu offenbaren, „die österliche Identität, die wir in der Eucharistie finden“ und die sich im Leiden am Kreuz entfaltet: „Angesichts dieser erschütternden Verkündigung Jesu könnten auch wir bestürzt zurückbleiben. Auch wir würden lieber einen mächtigen Messias haben als einen gekreuzigten Knecht. Die Eucharistie steht vor uns, um uns zu erinnern, wer Gott ist. Sie tut es nicht in Worten, sondern konkret, indem sie uns Gott als gebrochenes Brot, als gekreuzigte und dargebrachte Liebe zeigt.“

„Die Eucharistie steht vor uns, um uns zu erinnern, wer Gott ist“

Die Erschütterung, die aus dieser Verkündigung und daraus entstehe, dass man sich die Tatsache bewusst mache, dass Gott sich opfere, um uns zu retten, führe dann zum zweiten Schritt, der Unterscheidung mit Jesus.

Die Reaktion Petri an dieser Stelle sei allerdings „typisch menschlich“, räumte Franziskus ein. Denn das Kreuz, das Leiden, sei immer abschreckend und „niemals in Mode“, weder in der Vergangenheit noch heute: „Aber es heilt im Inneren. Vor dem Gekreuzigten erfahren wir einen heilsamen inneren Kampf, den harten Konflikt zwischen dem ,gottgemäßen Denken‘ und dem ,menschengemäßen Denken‘.“

Während die „Logik Gottes“ diejenige der „demütigen Liebe“ sei, die vor Zwang und Triumphalismus zurückscheue, bis hin zum größten Opfer, so stehe dem das „menschengemäße Denken“ gegenüber, fuhr Franziskus fort: „Es ist die Logik der Welt, die an den Ehren und Privilegien hängt und auf Ansehen und Erfolg bedacht ist. Hier zählen Bedeutung und Stärke, das, was die Aufmerksamkeit der meisten auf sich ziehen kann und sich vor den anderen durchsetzen kann.“

Bei der Messe mit Papst Franziskus
Bei der Messe mit Papst Franziskus

Und genau diese Perspektive sei es, die Petrus in seinem Denken blende und ihn den Meister zurechtweisen lasse (vgl. V. 32): „Auch uns kann es passieren, den Herrn ,beiseite‘ zu nehmen, ihn in eine Ecke des Herzens zu stellen, und dabei zu meinen, weiterhin gläubig und gut zu sein und auf unserem Weg weiterzugehen, ohne uns von der Logik Jesu ergreifen zu lassen“, gab Franziskus zu bedenken. Der entscheidende Unterschied bestehe nicht zwischen dem, der „gläubig oder nicht gläubig“ sei, formulierte Franziskus diesen Gedankengang weiter aus: „Der ausschlaggebende Unterschied ist zwischen dem wahren Gott und dem Götzen unseres Ichs. Wie weit entfernt ist doch der, der in Stille am Kreuz herrscht, vom falschen Gott, von dem wir uns wünschen würden, dass er mit Gewalt herrsche und unsere Feinde zum Schweigen bringe!“

Papst Franziskus zelebriert die Abschlussmesse zum Eucharistischen Weltkongress
Papst Franziskus zelebriert die Abschlussmesse zum Eucharistischen Weltkongress

Jesus rüttele auf, gebe sich mit Glaubensbekundungen nicht zufrieden, sondern er verlange vielmehr von uns, „unsere Religiosität vor seinem Kreuz, vor der Eucharistie zu reinigen“, betonte Franziskus, der in diesem Zusammenhang eindringlich dazu einlud, sich die Zeit zur Eucharistischen Anbetung zu nehmen.

„Und so sind wir zum dritten Schritt gelangt. Die Nachfolge Jesu“, so der Papst, der an den harten Befehl Jesu an Petrus erinnerte, hinter ihn zu treten (vgl. V. 33). Doch die Befehle Christi seien stets gleichzeitig ein Geschenk, eine „Gnade“, die Petrus mit seinem Schritt zurück auch annehme: „Der christliche Weg ist nicht eine Erfolgsjagd, sondern er beginnt mit einem Schritt zurück, mit einer befreienden ,Selbstdezentrierung‘, damit, sich selbst aus dem Lebensmittelpunkt herauszunehmen. So erkennt Petrus, dass der Mittelpunkt nicht sein Jesus, sondern der wahre Jesus ist.“ Zwar werde er „wieder fallen“, letztlich von der  „bloßen Bewunderung Christi“ zur „konkreten Nachahmung Christi“ übergehen. Und genau dorthin dränge uns die Eucharistie, die auch die „großen und mutigen Heiligen“ wie den heiligen Stephan und die heilige Elilsabeth - beide sehr verehrt in Ungarn - verwandelt habe:

„Finden wir uns nicht mit einem Glauben ab, der von Riten und Wiederholungen lebt“

„Begnügen wir uns wie sie nicht mit dem Wenigen; finden wir uns nicht mit einem Glauben ab, der von Riten und Wiederholungen lebt, und öffnen wir uns für die Ärgernis erregende Neuheit des gekreuzigten und auferstandenen Gottes, der das gebrochene Brot ist, um der Welt das Leben zu schenken. Wir werden in der Freude sein; und wir werden Freude bringen“, forderte Franziskus die Gläubigen auf. Zwar sei dieser internationale Eucharistische Kongress ein „Zielpunkt“ eines Weges, doch vor allem solle er ein „Ausgangspunkt“ sein, gab er den Besuchern abschließend mit auf den Weg: „Denn die Nachfolge Jesu lädt dazu ein, nach vorn zu schauen, den Wendepunkt der Gnade anzunehmen, in uns jeden Tag jene Fragestellung wieder aufleben zu lassen, die der Herr wie in Cäsarea Philippi an uns, seine Jünger, richtet: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

(vatican news – cs)

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12. September 2021, 12:50