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Papst: Dialog fördern, wo Positionen sich verhärten

Zum Abschluss seiner dreieinhalbtägigen Slowakeireise hat Papst Franziskus am Mittwochvormittag eine große Messe beim slowakischen Nationalheiligtum in Šaštín gefeiert. Zum Fest der schmerzensreichen Jungfrau Maria, das in der Slowakei Nationalfeiertag ist, empfahl der Papst Maria als Vorbild und rief zu einem „Glauben, der nicht abstrakt bleibt", sondern sich in Solidarität mit den Bedürftigen äußere. Ebenso warb Franziskus in seiner Predigt für Dialog und Brüderlichkeit.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Zu diesem Nationalheiligtum von Šaštín strömt das slowakische Volk mit Glauben und Frömmigkeit, weil es weiß, dass sie es ist, die uns Jesus schenkt", erinnerte der Papst gleich zu Beginn seiner Predigt mit Blick auf die Bedeutung des Wallfahrtsortes.

Vor dem argentinischen Papst hatten die Pilgerstätte unter anderen schon Mutter Teresa - im Jahr 1987 - und Papst Johannes Paul II.  - im Jahr 1995 - besucht. Jährlich kommen bis zu 40.000 Pilger zum Gedenktag der Schmerzensreichen Jungfrau Maria am 15. September in den Wallfahrtsort im slowakischen Nordwesten.

Hier im Audio: Die große Schlussmesse mit Papst Franziskus in Šaštín (Slowakei)

Rund 60.000 Menschen feierten mit

Auch zur Messe mit Papst Franziskus war es voll - laut offiziellen Angaben waren rund 60.000 Menschen zur großen Freiluftmesse gekommen. Um möglichst vielen Menschen eine Teilnahme zu ermöglichen, war am Ende auch von einer eigentlich vorgesehenen Impfpflicht für den Besuch der Messe abgesehen worden.

Schon der Weg des Papstes, der im offenen Papamobil aufs Gelände fuhr, war von zahlreichen Menschen gesäumt. Ihnen empfahl Franziskus in seiner Predigt Maria als Vorbild im Glauben, besonders mit Blick auf drei wichtige Merkmale des Glaubens: „den Weg, die Prophezeiung und das Erbarmen". Mit Blick auf den Weg, der schon im Logo und Motto der Papstreise in die Slowakei vorkommt -  „Mit Maria und Josef auf dem Weg zu Jesus" - sagte Franziskus.

Ein Glaube, der sich auf den Weg macht

„So ist die Jungfrau das Vorbild für den Glauben dieses slowakischen Volkes: ein Glaube, der sich auf den Weg macht, immer beseelt von einer einfachen und aufrichtigen Frömmigkeit, immer auf Pilgerschaft in der Suche nach dem Herrn. Und indem ihr unterwegs seid, überwindet ihr die Versuchung eines statischen Glaubens, der sich mit einem Ritual oder einer alten Tradition begnügt. Stattdessen geht ihr aus euch heraus, tragt in eurem Gepäck eure Freuden und Leiden und macht aus dem Leben eine Pilgerreise der Liebe zu Gott und zu euren Brüdern und Schwestern. Danke für dieses Zeugnis! Und bitte, bleibt auf dem Weg, immer, bleibt nicht stehen!"

Dieser Appell des Papstes wurde mit großem Applaus begrüßt. In freier Rede wandte sich Franziskus hier auch explizit an die Priester und Bischöfe, und betonte, dass eine „starre Kirche eine kranke Kirche" sei. Ganz ähnlich hatte sich der Papst übrigens bereits am Montag bei seinem Treffen mit slowakischen Bischöfen, Priestern und Ordensleuten geäußert, als er vor einer starren Kirche warnte. Zur großen Freiluftmesse an diesem Mittwoch waren übrigens auch rund 100 Bischöfe und mehr als 500 Priester gekommen. 

Glaube ist kein Zuckerguß

Zum zweiten Punkt, dem prophetischen Glauben, erläuterte Franziskus, Maria sei „durch ihr Leben eine Prophetie des Wirkens Gottes in der Geschichte".  Der Papst mahnte zugleich, der Glaube lasse sich „nicht auf einen Zuckerguss reduzieren, der das Leben versüßt". Erneut verurteilte Franziskus bei dieser Gelegenheit auch einen „lauen Glauben". Jesus decke alle Widersprüche, „Götzen, die Beeinflussungen des Bösen" auf und nehme die Menschen an die Hand für einen Neubeginn. Auch die Slowakei brauche heute solche Propheten, so der Papst:

„Christen, die den Dialog fördern, wo die Positionen sich verhärten; die das brüderliche Leben dort aufleuchten lassen, wo man sich in der Gesellschaft oft spaltet und feindselig ist“

„Christen, die den Dialog fördern, wo die Positionen sich verhärten; die das brüderliche Leben dort aufleuchten lassen, wo man sich in der Gesellschaft oft spaltet und feindselig ist; die den Wohlgeruch der Aufnahmebereitschaft und der Solidarität verbreiten, wo oft persönlicher und kollektiver Egoismus vorherrschen; die das Leben schützen und bewahren, wo die Logik des Todes waltet."

Dazu passte auch eine Fürbitte, die bei der Messe auf Deutsch vorgetragen wurde:

„Blicke mit Wohlwollen auf das slowakische Volk: Möge es auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von den Sieben Schmerzen Spaltungen überwinden, Streitigkeiten beilegen, Hass durch Vergebung besiegen." 

Maria, die Mutter des Erbarmens

Maria von den Sieben Schmerzen führte Papst Franziskus in seiner Predigt auch als Vorbild in der „Prüfung des Erbarmens" an. Maria verharrt, „mit einem von Tränen gezeichnetem Gesicht, aber mit dem Glauben derjenigen, die weiß, dass Gott in seinem Sohn den Schmerz verwandelt und den Tod besiegt" unter dem Kreuz, erinnerte der Papst. Bei der Messe war neben dem Altar auch eine Pietà zu sehen. Der Papst betonte, Maria sei ein Vorbild im Glauben und Beispiel..

„...für einen Glauben, der zum Erbarmen wird, der das Leben mit den Verwundeten, den Leidenden und denjenigen teilt, die schwere Kreuze auf ihren Schultern zu tragen haben. Ein Glaube, der nicht abstrakt bleibt, sondern Fleisch annimmt und uns solidarisch mit den Bedürftigen macht. Dieser Glaube mildert auf die Weise Gottes, demütig und ohne Aufsehen, den Schmerz der Welt und bewässert die Furchen der Geschichte mit dem Heil."

Die Abschiedsworte des Papstes

Zum Schluss der Messe - dem letzten großen Programmpunkt seiner dreieinhalbtägigen Slowakei-Reise, verabschiedete sich Papst Franziskus mit den Worten:

„In dieser Eucharistiefeier habe ich Gott gedankt, dass er mir das Geschenk gemacht hat, zu euch zu kommen und meine Pilgerreise abzuschließen in der frommen Umarmung  eures Volkes . So konnten wir gemeinsam das große religiöse und nationale Fest eurer Schutzpatronin, der schmerzhaften Jungfrau, begehen."

Der Papst dankte zudem allen, die seinen Besuch der Slowakei ermöglicht hatten, er dankte für den herzlichen Empfang und versicherte allen: „Ich trage euch im Herzen. Ďakujem všetkým! (Danke allen!)"

(vatican news - sst) 

 

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15. September 2021, 11:41