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Bei seiner Slowakeireise traf sich Papst Franziskus Mitte September auch mit Roma Bei seiner Slowakeireise traf sich Papst Franziskus Mitte September auch mit Roma 

Papst Franziskus: „Sozialer Einsatz gehört zum Glauben“

„Man darf niemals die soziale Dimension des christlichen Glaubens neutralisieren.“ Das schreibt Papst Franziskus im Vorwort zu einem Buch, das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. „Das Kerygma des christlichen Glaubens besitzt in sich selbst einen sozialen Gehalt; es lädt zum Aufbau einer Gesellschaft ein, in der die Logik der Seligpreisungen triumphiert.“

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Geschwisterlichkeit, ein Zeichen der Zeit“ – so heißt das Buch, dem das Vorwort aus päpstlicher Feder gilt. Kurienkardinal Michael Czerny hat es zusammen mit einem italienischen Dogmatiker herausgegeben. „Geschwisterlichkeit wird glaubwürdiger sein, wenn wir auch in der Kirche anfangen, uns als ‚Fratelli tutti‘ zu fühlen und unsere jeweiligen Ämter als Dienste zu begreifen“, so Franziskus. ‚Fratelli tutti‘, so heißt die Sozialenzyklika des Papstes vom letzten Herbst, die das Thema Geschwisterlichkeit in der Kirche nach vorne gebracht hat.

„Das von Jesus angekündigte Reich ist deshalb eine lebendige, dynamische Realität. Das verlangt von unserem Glauben, aus dem Statischen, Legalistischen hinauszutreten, um zu einer unruhigen, permanenten Suche nach dem Herrn zu werden.“

Franziskus holt in seinem Vorwort weit aus, um seinen Imperativ des Sozialen im Christentum auch theoretisch zu begründen. Die Verkündigung des Reiches Gottes sei das „Herzstück des Evangeliums“; das meine nicht nur etwas Künftiges, sondern es nehme schon hier und heute Gestalt an. „Das von Jesus angekündigte Reich ist deshalb eine lebendige, dynamische Realität. Das verlangt von unserem Glauben, aus dem Statischen, Legalistischen hinauszutreten, um zu einer unruhigen, permanenten Suche nach dem Herrn zu werden.“ Und zu dieser Suche gehört, so der Papst weiter, das Mitbauen am Reich Gottes, jetzt schon.

Den Glauben konkret leben

„So gesehen steht die Pflege unserer Mutter Erde und der Einsatz für eine solidarische Gesellschaft, in der wir ‚Fratelli tutti‘ sind, nicht außerhalb unseres Glaubens, sondern bedeuten seine konkrete Umsetzung. Das ist das Fundament der Soziallehre der Kirche.“ Der Papst betont, es handle sich dabei nicht lediglich um ein Weiterdenken unseres Glaubens ins Soziale hinein, sondern um „eine Realität, die ein theologisches Fundament hat“.

Im Übrigen, so spinnt Franziskus den Faden weiter, habe die Soziallehre der Kirche (und damit seine häufige Betonung der Option für die Armen) auch eine „tiefgehende Beziehung“ zu den Lehren des letzten Konzils. Das werde vielleicht nicht auf den ersten Blick deutlich, doch könne er aus Erfahrung sagen, dass die Lehren des Konzils die ganze Kirche in Lateinamerika stark geprägt hätten. „Wir haben die theologischen, kirchlichen und geistlichen Intuitionen des Konzils geradezu eingeatmet, inkulturiert und umgesetzt.“

Das Zweite Vatikanische Konzil tagte in St. Peter in Rom
Das Zweite Vatikanische Konzil tagte in St. Peter in Rom

Konzilstexte weniger zitieren - und stärker umsetzen

Dabei hätten sie sich zwar nicht angewöhnt, „die Konzilsdekrete oft zu zitieren oder uns spekulativen Überlegungen hinzugeben“, doch sei das Konzil „für uns Junge … der Horizont unseres Glaubens, unserer Sprache und unserer Praxis geworden“. Franziskus ist der erste Papst seit Ende des Zweiten Vatikanums 1965, der nicht selbst am Konzil teilgenommen hat. Er weist aber beredt darauf hin, dass sich sein Denken – und das gilt natürlich auch für den sozialen Bereich – „im Lauf meines Lebens aus den Anregungen der Lehre des Konzils entwickelt“ habe.

Es sei wichtig, „die konziliare Inituition einer offenen Kirche, die im Dialog mit der Welt steht, heute wiederzulesen“, fährt der Papst fort. Auf dem von den Konzilsvätern vorgezeichneten Pfad solle sich die Kirche heute „vor allem in den Dienst am Menschen stellen, sich um den Schutz der Schöpfung bemühen und eine neue, universelle Geschwisterlichkeit verkünden und voranbringen“. Innerkirchlich sollten dabei Lehramt, Theologie, Seelsorge und Kirchenführung „immer gemeinsam vorangehen“.

(vatican news)
 

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28. September 2021, 11:34