Papst über Abtreibungen: „Sich nicht zum Komplizen machen"
Anne Preckel – Vatikanstadt
„Auf individueller Ebene verwendet der Apotheker, jeder von Ihnen, Arzneimittel, die sich in Gifte verwandeln können“, gab der Papst vor Vertretern der Italienischen Gesellschaft für Krankenhauspharmazie im Vatikan zu bedenken. „Hier gilt es, ständige Wachsamkeit zu üben, damit das Ziel immer das Leben des Patienten in seiner Gesamtheit ist.“
Gewissensverweigerung als Berufstreue
„Du stehst immer im Dienst des menschlichen Lebens“, wandte sich der Papst an jeden einzelnen seiner Gäste. In einigen Fällen könne dies auch zu kontroversen Entscheidungen führen, führte er weiter aus - nämlich „zu einer Verweigerung aus Gewissensgründen (…), die nicht illoyal ist, sondern im Gegenteil eine Treue zu Ihrem Beruf bedeutet, wenn sie gerechtfertigt ist. (…) Es ist auch eine Anklage gegen das Unrecht, das unschuldigem und wehrlosem Leben angetan wird. Es ist ein sehr heikles Thema, das sowohl große Kompetenz als auch große Rechtschaffenheit erfordert.“
Den Frauen nahe sein
Der Papst rief dazu auf, die „ethische Intimität“ der im Gesundheitswesen Wirkenden zu respektieren, und bekräftigte einmal mehr seine rigorose Ablehnung von Abtreibungen. Zugleich rief er aber auch zu mehr Unterstützung der betroffenen Frauen auf.
„Sie wissen, dass ich in dieser Sache sehr klar bin: Es handelt sich um einen Mord, und es ist nicht zulässig, sich zum Komplizen zu machen. Es ist unsere Pflicht, den Menschen nahe zu sein, unsere positive Pflicht: den Situationen nahe zu sein, vor allem den Frauen, damit wir nicht an die Abtreibungslösung denken, denn das ist in Wirklichkeit nicht die Lösung. Dann zieht das Leben nach zehn, zwanzig, dreißig Jahren an einem vorbei. Und man muss schon in einem Beichtstuhl sitzen, um zu verstehen, wie hoch der Preis dafür ist - er ist sehr hoch.“
In einer Passage seines Apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ (2013) hatte Papst Franziskus – neben seiner Fürsprache für das ungeborene Leben – die Aufmerksam auf jene Frauen gerichtet, „die sich in sehr schweren Situationen befinden, wo der Schwangerschaftsabbruch ihnen als eine schnelle Lösung ihrer tiefen Ängste erscheint“. Dies sei vor allem nach Gewalterfahrungen oder im Kontext extremer Armut der Fall. „Wer hätte kein Verständnis für diese so schmerzlichen Situationen?“ warb der Papst in dem programmatischen Schreiben um mehr Barmherzigkeit. Auch die Kirche hätte mehr tun können, um diese Frauen zu unterstützen, gab er zu bedenken: „Es trifft auch zu, dass wir wenig getan haben, um die Frauen angemessen zu begleiten“, so Franziskus wörtlich (vgl. Evangelii gaudium, 214).
Ein Nein, das bleibt
Der Papst ließ aber bereits 2013 in „Evangelii gaudium“ keinen Zweifel daran, dass die Kirche Abtreibungen immer grundsätzlich verurteilen werde: „Gerade weil es eine Frage ist, die mit der inneren Kohärenz unserer Botschaft vom Wert der menschlichen Person zu tun hat, darf man nicht erwarten, dass die Kirche ihre Position zu dieser Frage ändert. Ich möchte diesbezüglich ganz ehrlich sein. Dies ist kein Argument, das mutmaßlichen Reformen oder ,Modernisierungen‘ unterworfen ist. Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet“ (vgl. Evangelii gaudium, 214).
Bei einer fliegenden Pressekonferenz hatte der Papst diese Haltung vor Journalisten jüngst noch einmal bekräftigt: „Wenn die Kirche Abtreibung akzeptieren würde, wäre es so, als würde sie das tägliche Morden akzeptieren“, sagte Franziskus Mitte September bei seiner Rückreise aus der Slowakei. „Ist es gerecht, ein menschliches Leben zu töten, um ein Problem zu lösen? Ist es richtig, einen Killer anzuheuern, um ein menschliches Leben zu töten?“, formulierte der Papst drastisch. Er griff damit eine spontane Formulierung bei einer Generalaudienz wieder auf, die vor Jahren heftige Diskussionen ausgelöst hatte.
Keine „Wegwerfkultur“ im Gesundheitswesen
Bei seiner Audienz für italienisches Gesundheitspersonal an diesem Donnerstag warnte der Papst außerdem vor einer „Wegwerfkultur“ im Gesundheitsbereich und forderte eine Verknüpfung von Wirtschaftlichkeit und Ethik: Gesundheitsstrategien seien nachhaltig und gerecht, wenn sie dem Menschen dienten, und nicht „den Götzen des Profits und des Konsums“.
„Die Wegwerfkultur darf Ihren Beruf nicht beeinträchtigen“, legte Franziskus den Krankenhauspharmazeuten ans Herz. Diese leisteten wie der Herbergsvater im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, der den Verwundeten bis zur Rückkehr des Samariters pflegt, einen „versteckten Dienst“ am Nächsten, praktizierten eine „Heiligkeit von nebenan“, so Franziskus anerkennend. Dabei wirkten Krankenhausapotheker in enger Zusammenarbeit mit dem Arzt und oft „in direktem Kontakt mit dem Patienten“. Franziskus ermunterte seine Zuhörer dazu, sich stets ein Gesamtbild von der medizinischen Situation zu verschaffen und ihrem Dienst mit „Gebet und Liebe“ nachzugehen.
(vatican news – pr)
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