Nur Luther fehlte: Papst empfängt Ökumene-Pilger aus Deutschland
Die Audienz war für die evangelischen und katholischen Christen der Höhepunkt der sechstägigen Tour. Organisiert wurde „Mit Luther zum Papst“ von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der Evangelischen Landeskirche Anhalts und dem katholischen Bistum Magdeburg. Dessen Bischof Gerhard Feige ist praktischerweise auch der Ökumene-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz.
Eine erste Ausgabe von „Mit Luther zum Papst“ hatte es 2016 gegeben; dabei hatte Franziskus vor einem Gegeneinander in der Ökumene gewarnt und auf Deutsch gesagt: „Besser alle zusammen“. Das war nun sozusagen das Unter-Motto der 2021-Pilgerfahrt.
„Besser alle zusammen“
„Liebe Freunde, mit Freude begrüße ich euch alle, die Ihr unter dem Motto ‚Besser alle zusammen‘ nach Rom gepilgert seid“, sagte Franziskus in einer kurzen Ansprache. „Manche von euch waren schon vor fünf Jahren bei der ökumenischen Pilgerreise ‚mit Luther zum Papst‘ dabei, doch heute sind eine ganze Reihe neuer Gesichter hinzugekommen.“ Und zwar vor allem junge Gesichter – es sind die jeweiligen kirchlichen Stellen für Jugendpastoral, die das Ganze auf die Beine gestellt haben.
„Zu Beginn habt ihr mich mit einem gemeinsamen Gesang begrüßt. Singen verbindet. Im Chor ist man nicht allein: Es ist wichtig, auf die anderen zu hören. Die Hörbereitschaft wünsche ich mir für die Kirche. Wir sind dabei, sie im synodalen Prozess neu einzuüben.“
Einen synodalen Prozess hat Papst Franziskus vor zwei Wochen für die katholische Weltkirche auf den Weg gebracht; dabei will man auch von Erfahrungen aus der Ökumene, vor allem aus den orthodoxen Kirchen, lernen.
„Liebe Freunde, hört auch auf die Melodie Gottes in eurem Leben; auf das, was der Herr in euer Leben hineinkomponiert hat. Öffnet nicht nur die Ohren, öffnet eure Herzen. Wer mit offenem Herzen singt, rührt schon, vielleicht ohne es zu ahnen, an das Geheimnis Gottes. Dieses Geheimnis ist die Liebe – die Liebe, die in Jesus Christus ihren wunderbaren, vollen und einzigartigen Klang entfaltet.“
„Sündenpfuhl“
Franziskus ermunterte seine Zuhörer, immer „hellhörig für Gottes Melodie“ in ihrem Leben zu bleiben. „Dann wird aus vielen Stimmen ein Gesang. Auch darin geschieht Ökumene, in Deutschland und in vielen anderen Teilen der Welt.“ Zum Schluss beteten alle zusammen ein Vaterunser.
Der Mit-Luther-zum-Papst-Chor hatte vor Beginn der Begegnung mit dem Papst unter anderem „Laudato si‘“ angestimmt – so hieß auch die Umweltenzyklika von Franziskus aus dem Jahr 2015. So harmonische Töne fehlten, als vor gut 500 Jahren Luther zu Fuß über die Alpen ins Rom der Renaissance kam. Rückblickend polterte der Reformator, die Stadt sei ein „Sündenpfuhl“. Immerhin ist seit sechs Jahren ein römischer Platz nach Martin Lutero benannt, ganz in der Nähe vom Kolosseum.
Landesbischof Friedrich Kramer hatte Franziskus zuvor in einer kurzen Rede als „Lieber Bruder in Christo“ begrüßt. „Wir sind evangelische und katholische Christinnen und Christen, aber auch Menschen ohne Konfessionszugehörigkeit… Wir kommen aus einer Region, die Martin-Luther-Land ist; die Kirche ist semper reformanda. Wir wünschen Ihnen viel Glück und Gottes Segen für Ihren synodalen Prozess.“ Die Pilgerfahrt sei eine Stärkung für die Ökumene.
„Mit Luther zum Papst“ ist am Sonntag in Rom mit dem Ökumenepreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland ausgezeichnet worden. In der Begründung heißt es, die Intiative komme „niedrigschwellig auch mit Konfessionslosen und Ungetauften ins Gespräch über den Glauben“ – das stärke die Kirchen in ihrer Diaspora-Situation in Mitteldeutschland.
(vatican news – sk)
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