Papst dankt Vatikan-Journalisten für Suche nach Wahrheit
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Journalismus sei „keine einfache Aufgabe", räumte der Papst in seiner Rede ein. Es gehe darum, die Welt zu erklären und sie „weniger dunkel zu machen“, die Angst zu verringern und dafür zu sorgen, dass Menschen die anderen „bewusster und auch mit mehr Vertrauen“ anblicken. Das Risiko sei, „sich von der Nachricht erdrücken zu lassen, statt ihr einen Sinn zu geben“.
3 Tipps des Papstes an Medienleute: Zuhören, vertiefen, erzählen
Franziskus gab den Medienschaffenden einen Rat in drei Verben: zuhören, vertiefen und erzählen. Zuhören im Journalismus gehe immer mit persönlicher Begegnung einher. Das koste Zeit, sei aber unerlässlich. Franziskus warnte vor der „Tyrannei des dauernden Online-Seins“. Medienleute müssten sich stattdessen „die Schuhsohlen ruinieren“, aus den Redaktionen herauskommen und durch die Stadt gehen, um die Leute zu treffen und „die Situationen zu verifizieren, in denen man in unserer Zeit lebt“.
Das Vertiefen - die logische Folge des Zuhörens – ist in der Darstellung von Franziskus „der wichtigste Beitrag eines guten Journalismus, gerade in einer Zeit, in der „leider manchmal die Logik der Vereinfachung und der Gegenüberstellung überwiegt“. Kontext, Beispiele, Leseschlüssel anzubieten, das zeichne guten Journalismus aus. Erfahrene Vatikan-Beobachtende wie Valentina Alazraki und Philip Pullella wüssten, dass auch bei den Informationen über den Heiligen Stuhl „nicht alles, was gesagt wird, immer neu oder revolutionär ist“. Franziskus verwies auf Tradition und Lehramt. Beide „entwickeln sich weiter, indem sie sich mit den immer neuen Erfordernissen der Zeit, in der wir leben, auseinandersetzen und sie mit der Frohen Botschaft beleuchten“.
Erzählen schließlich bedeute im Idealfall des Journalismus, von sich selbst abzusehen und keine Urteile abzugeben, sagte der Papst. Medienleute müssten sich von den Geschichten, die sie recherchieren, „überraschen und manchmal verletzen lassen, um sie mit Demut erzählen“ zu können. Die Wirklichkeit sei „ein großes Gegenmittel für viele ,Krankheiten´, formulierte der Papst und nannte als Beispiel die Bücher Valentina Alazrakis über Frauen, die Gewalt ausgesetzt sind: „Ich bin euch dankbar für eure Bemühungen, die Wirklichkeit zu berichten.“ Franziskus bezog das ausdrücklich auf ein besonders dorniges Thema. „Ich danke Ihnen auch für das, was Sie uns über die Missstände in der Kirche berichten, dafür, dass Sie uns helfen, sie nicht unter den Teppich zu kehren, und dafür, dass Sie den Missbrauchsopfern eine Stimme gegeben haben.“
Kirche ist kein Parlament und kein Großkonzern
Der Papst schloss aber auch eine Bitte an die Medienleute ein: Sie sollten immer präsent haben, dass die Kirche „keine politische Organisation ist mit einer linken und einer rechten Seite wie in den Parlamenten“. Die Kirche sei auch „kein Großkonzern mit Managern an der Spitze, die am grünen Tisch überlegen, wie sie ihre Produkte besser verkaufen“, sie lebe nicht vom Marketing, und tue sie es doch, so „verliert ihr Handeln an Kraft und ist sinnlos“. Zwar bestehe die Kirche aus Männern und Frauen mit ihren Sünden, sie sei aber dazu da, „heute eine Begegnung mit dem lebendigen Jesus zu ermöglichen, indem sie sich selbst zu einem Träger seiner Umarmung der Barmherzigkeit macht“.
Zum Abschluss dankte der Papst den beiden erfahrenen Vatikan-Berichterstattern für ihre Arbeit. „Danke für eure Suche nach der Wahrheit, denn nur die Wahrheit macht uns frei“, so Franziskus, ehe er den beiden den päpstlichen Piusorden überreichte.
Valentina Alazraki, die für den größten mexikanischen Fernsehsender Televisa arbeitet, hatte ihren Dienst im Vatikan 1974 angetreten, „gleich nach der Erstkommunion", scherzte der Papst an diesem Samstag. 2019 sprach sie auf Einladung des Vatikans beim Kinderschutzgipfel der Bischöfe und sagte ihnen, die Medien stünden auf ihrer Seite, sofern sich die Kirche ehrlich um Transparenz und Aufklärung bei Fällen sexualisierter Gewalt bemühe. Philip Pullella arbeitet seit 1983 in Rom für die internationale Nachrichtenagentur reuters.
(vatican news)
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