Papst an griechische Bischöfe: Dienst, Freude, Gemeinschaft
Anne Preckel – Vatikanstadt
Franziskus verdeutlichte dies vor Griechenlands Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Katecheten am Beispiel von Paulus, der das Christentum in die griechischen Antike trug. Der Apostel habe vor Ort eine Art „Werkstatt des Glaubens“ geschaffen und in Griechenland frühes Christentum und griechische Kultur in Einklang gebracht, so der Papst.
Mit dem „Mut des Vertrauens“ habe Paulus seine Mission unter schwierigen Umständen vorangetrieben. In Saloniki wurde er beschuldigt, Unruhe im Volk zu stiften, und musste fliehen. In Athen hielten einige Philosophen den fremden Prediger für einen „Schwätzer“. Doch Paulus blieb - trotz dieser Widrigkeiten - seinem Auftrag treu, bot Ungewissheiten mit dem „Mut des Vertrauens in die Größe Gottes“ die Stirn, und beschwerte sich dabei nie.
„Nur Mut, vorwärts!“
Diese Haltung könne der Kirche auch heute Vorbild sein – in Griechenland und in der Welt, so der Papst. In Griechenland macht die katholische Kirche mit etwa 133.000 Mitgliedern eine kleine Minderheit aus. Franziskus:
„Schätzt das Geringsein hoch und nehmt es an. Es bewirkt in euch, dass ihr Gott vertraut, Gott allein. Eine Minderheit zu sein – und die Kirche ist in der ganzen Welt eine Minderheit – heißt nicht unbedeutend zu sein, sondern den vom Herrn eröffneten Weg zu gehen, den Weg der Kleinheit, der Kenosis, der Erniedrigung, des Entgegenkommens. (…) Helfen wir uns gegenseitig, dieses Vertrauen in Gottes Werk zu erneuern und die Begeisterung für den Dienst nicht zu verlieren. Nur Mut, vorwärts!“
Statt sich an Äußerlichkeiten, an „großen Zahlen und weltlichem Glanz“ zu orientieren oder einer „Gesinnung der Eroberung und des Sieges“ anzuhängen, sollten Christen vielmehr mit Geduld, Beständigkeit und Bescheidenheit in der Welt wirken – wie das verborgen wachsende Senfkorn oder der langsam gärende Sauerteig.
Haltung des Annehmens
Zweitens brauche es für die Glaubensweitergabe eine Haltung des Annehmens, fuhr der Papst fort. Dabei gehe es nicht darum, „den Raum und das Leben des anderen in Beschlag (zu) nehmen, sondern die frohe Botschaft in den Boden seiner Existenz zu säen. Dazu muss man vor allem lernen, die Saat, die Gott bereits vor unserer Ankunft in sein Herz gelegt hat, anzunehmen und zu erkennen“, formulierte der Papst, evangelisieren heiße schließlich nicht, „ein leeres Gefäß zu füllen“.
So habe Paulus im antiken Athen den Götterkult nicht kategorisch verurteilt, sondern an die religiöse Sensibilität seiner Gesprächspartner angeknüpft. Er nahm eine Haltung der „Annahme des Anderen“ ein und anerkannte dessen Würde. Der Papst beschrieb das so: „Sein Stil ist nicht aufdringlich, sondern konstruktiv. Er beruht nicht auf Proselytenmacherei, sondern auf der Sanftmut Jesu. Und das ist möglich, weil Paulus eine geistliche Sicht der Wirklichkeit hat: Er glaubt, dass der Heilige Geist im Herzen des Menschen wirkt, jenseits religiöser Etiketten.“
Auch heute müsse die Kirche im Umgang mit Anderen – seien es andere christliche Konfessionen oder Andersglaubende, Agnostiker oder Atheisten – eine „Haltung des Annehmens“ einnehmen, knüpfte Franziskus daran an, „einen Stil der Gastfreundschaft, ein Herz, das von dem Wunsch beseelt ist, die menschlichen, kulturellen und religiösen Unterschiede miteinander zu vereinen.“ Katholiken, Orthodoxe und Vertreter anderer Glaubensrichtungen sollten dabei „eine Leidenschaft für das Zusammensein entwickeln“, einen „annehmenden Dialog“ pflegen und eine „Mystik der Geschwisterlichkeit kultivieren“ (vgl. Evangelii gaudium, 87), so der Papst.
„Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr die Arbeit in eurer historischen Werkstatt des Glaubens fortsetzt, und zwar mit diesen beiden Zutaten, mit Vertrauen und mit der Bereitschaft zur Annahme, um das Evangelium als eine Erfahrung der Freude und der Geschwisterlichkeit zu kosten. Mit Zuneigung schließe ich euch in mein Beten ein und bitte euch: Vergesst nicht, für mich zu beten. O Theós na sas evloghi! [Gott segne Sie!]”
Rossolatos: Herausfordernde Seelsorge
Der Vorsitzende der Griechischen Bischofskonferenz, Sevastianos Rossolatos, hatte zuvor von den Problemen der katholischen Minderheit berichtet. Die katholischen zugewanderten Gläubigen befänden sich über das ganze Land verstreut, was zu Problemen in der Seelsorge führe. So versuche die Kirche, gemeinsam mit Einwanderern und ihren Kindern, „die katholische Kirche von heute zu formen, eine Kirche, die den Glauben auf eine andere Weise lebt und bezeugt“, so der emeritierte Erzbischof von Athen.
Die Kathedrale St. Dionysius Areopagita von Athen ist die Kathedrale des römisch-katholischen Erzbistums Athen und trägt den Namen eines vom Apostel Paulus bekehrten Besitzers des Areopag.
In Griechenland sind rund 96 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen, Protestanten und Katholiken sind nur eine kleine Minderheit. Unter den etwa 133.000 katholischen Christen machen ausländische Katholiken wie Albaner, Polen und Filipinos einen wesentlichen Anteil aus. Zurück geht das Christentum in Griechenland auf den Apostel Paulus, der in Philippi, Saloniki (Thessaloniki), Athen und Korinth wirkte.
Nach der Begegnung in der Kathedrale ließ der Papst, auf dem Weg zur Nuntiatur, den Wagen halten, um von unten die erleuchtete Akropolis zu betrachten. Auf dem der antiken Stadtgöttin Athene geweihte Burgberg im Zentrum der griechischen Hauptstadt stehen die Überreste der bedeutendsten antiken Heiligtümer der Stadt. Die Akropolis gilt als Inbegriff von Demokratie und Zivilisation.
(vatican news – pr)
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