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Papst an Orthodoxe: „Nicht mit Spaltungen abfinden“

Papst Franziskus hat sich in Zyperns Hauptstadt Nikosia mit der Führung der orthodoxen Mehrheitskirche getroffen. Vor dem „Heiligen Synod“ der Kirche setzte er sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen ein.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Beziehung zwischen den Kirchen sollte „dem Weg der persönlichen Begegnung folgen und auf die Fragen der Menschen, auf ihre existenziellen Bedürfnisse achten“, empfahl der Papst an diesem Freitag. Zyperns orthodoxe Kirche, die in apostolische Zeiten zurückreicht, gilt als ökumenisch aufgeschlossener als die griechische. Franziskus wird am Samstag nach Griechenland weiterreisen.

„Ich hoffe aufrichtig, dass die Möglichkeiten, einander zu begegnen, sich besser kennen zu lernen, viele Vorurteile abzubauen und den Glaubenserfahrungen der anderen offen zuzuhören, zunehmen werden. Es wird für jeden von uns eine anregende Ermutigung sein, es besser zu machen…“

Mit Chrysostomos II.
Mit Chrysostomos II.

„Ihr könnt uns durch die Erfahrung eurer Synodalität wirklich helfen“

Konkret erhofft sich der Papst Anregungen aus der orthodoxen Kirche für den synodalen Prozess, den er unlängst in der katholischen Kirche weltweit angestoßen hat.

„Das Evangelium wird durch Gemeinschaft weitergegeben. Das ist es, was wir als Katholiken in den kommenden Jahren leben wollen, indem wir die synodale Dimension wiederentdecken, die für das Kirche-Sein konstitutiv ist. Und dabei haben wir das Bedürfnis, noch intensiver mit euch, liebe Brüder, zusammenzuarbeiten, die ihr uns durch die Erfahrung eurer Synodalität wirklich helfen könnt.“

In der orthodoxen Kathedrale von Nikosia
In der orthodoxen Kathedrale von Nikosia

„Lassen wir uns nicht von der Angst lähmen, uns zu öffnen“

Um des christlichen Zeugnisses willen nannte Franziskus es nötig, gegebenenfalls auf liebgewordene Traditionen zu verzichten, wenn sie sich als Hindernisse erwiesen, um heute das Evangelium zu leben. „Lassen wir uns nicht von der Angst lähmen, uns zu öffnen und mutige Zeichen zu setzen, geben wir uns nicht jener Unversöhnlichkeit der Unterschiede hin, die sich nicht im Evangelium widerspiegelt! Wir dürfen nicht zulassen, dass die Traditionen im Sinne eines kulturellen Erbes gegenüber der Tradierung der Botschaft Jesu die Oberhand gewinnen.“

Zum Nachhören: Papst Franziskus begegnet auf Zypern den Spitzenvertretern der orthodoxen Kirche - Radio Vatikan

Zwar hätten sich zwischen den Kirchen im Lauf der Geschichte „tiefe Gräben“ aufgetan, doch dürfe man sich „nicht mit den Spaltungen der Vergangenheit abfinden“. Die Kirchen sollten enger zusammenarbeiten und „abstrakte Theorien beiseitelassen“. „Jeder wird seine eigene Art und seinen eigenen Stil beibehalten - das ist verständlich -, aber mit der Zeit wird unsere gemeinsame Arbeit mehr Harmonie schaffen und sich als fruchtbar erweisen.“

Erzbischof: Scharfe Kritik an türkischer Besatzung

Am Morgen seines zweiten Besuchstags auf Zypern hatte Franziskus den Leiter der autokephalen (selbstständigen) orthodoxen Kirche Zyperns, Erzbischof Chrysostomos II., zu einem Gespräch in dessen Residenz besucht. Bei dem Termin mit dem Heiligen Synod bekannte sich der 80-jährigte Chrysostomos zum ökumenischen und auch zum interreligiösen Dialog.

Allerdings kritisierte er scharf die türkische Besetzung des Nordteils der Insel seit dem Jahr 1974. Die Türkei habe „ethnische Säuberung“ betrieben und die jahrtausendealte griechische und christliche Kultur im besetzten Landesteil zerstört. Er erwarte sich vom Papst Rückendeckung „für den Schutz und die Achtung unseres kulturellen Erbes und für die Vorherrschaft der unschätzbaren Werte unserer christlichen Kultur, die heute von der Türkei brutal verletzt werden“. Auf diesen Appell ging Franziskus nicht direkt ein, er sprach nur allgemein von seiner „Nähe in den schmerzlichsten Problemen, die euch bedrücken“.

(vatican news)

 

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03. Dezember 2021, 10:24