Papst Franziskus kritisiert „cancel culture“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Die Migrationsfrage sowie die Pandemie und der Klimawandel zeigen deutlich, dass sich niemand selbst retten kann, dass die großen Herausforderungen unserer Zeit alle global sind. Es ist daher besorgniserregend, dass angesichts einer immer engeren Verknüpfung der Probleme untereinander eine sich ausweitende Aufsplitterung der Lösungen zu verzeichnen ist.“
Wo der Wille zu Dialog und Zusammenarbeit fehle, drohten „Unsicherheit und Instabilität“, mahnte Franziskus. Er bedauerte die „Vertrauenskrise“ der multilateralen Diplomatie, die „mangelnde Effizienz vieler internationaler Organisationen und „die schwindende Glaubwürdigkeit der gesellschaftlichen, staatlichen und zwischenstaatlichen Systeme“.
Plädoyer für mehr internationale Zusammenarbeit
„Wichtige Resolutionen, Erklärungen und Beschlüsse werden oft ohne echte Verhandlungen, bei denen alle Länder ein Mitspracherecht haben, verabschiedet. Dieses Ungleichgewicht, das heute in dramatischer Weise zu Tage tritt, führt zu einer Entfremdung vieler Staaten von den internationalen Gremien und schwächt das multilaterale System insgesamt.“
Deutlich wandte sich der Papst in diesem Zusammenhang gegen die „cancel culture“: Sie sei „eine Form der ideologischen Kolonisierung“ und schränke die freie Meinungsäußerung ein.
Gegen das „Einheitsdenken“
„Im Namen des Schutzes der Diversität wird der Sinn für jede Art von Identität ausgelöscht, mit dem Risiko, dass die Positionen zum Schweigen gebracht werden, die eine respektvolle und ausgewogene Vorstellung von den verschiedenen Sensibilitäten vertreten. Man ist dabei, ein Einheitsdenken zu entwickeln, das dazu zwingt, die Geschichte zu leugnen…“
Multilaterale Diplomatie solle „wirklich inklusiv“ sein und „die Vielfalt und historischen Sensiblitäten“ der Völker schützen. „Auf diese Weise wird sie ihre Glaubwürdigkeit und Effizienz zurückgewinnen.“
Besonders wichtig sei das gemeinsame Handeln der Weltgemeinschaft beim Thema Klimawandel. „Der Weg zur Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris ist komplex und scheint lang zu sein, wobei immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Es bleibt noch viel zu tun, und daher wird 2022 ein weiteres entscheidendes Jahr sein.“
Vatikan hat keine diplomatischen Beziehungen zur VR China
Derzeit unterhalten 183 Staaten diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl; hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Botschafter residieren in Rom – zu ihnen kommt bald auch der Schweizer Botschafter dazu. Ebenfalls in Rom gibt es Verbindungsbüros der Arabischen Liga, der Internationalen Migrations-Organisation und des UNO-Flüchtlingswerks UNHCR zum Heiligen Stuhl. Keine diplomatischen Beziehungen unterhält der Heilige Stuhl zur Volksrepublik China; dafür gehört er zu den wenigen Staaten weltweit, die Taiwan diplomatisch anerkennen.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.