Papst zu Ordensleuten: Gott in den Mittelpunkt stellen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der Anfang des Monats Februar steht im Zeichen des Lichts. Vierzig Tage nach Weihnachten feiert die katholische Kirche den Herrn, der durch sein Eintreten in den Tempel seinem Volk entgegengeht. Weil die katholische Kirche Lichtmess auch als Tag des geweihten Lebens begeht, feiert der Papst, der selbst dem Jesuitenorden angehört, den Gottesdienst am 2. Februar immer mit Ordensleuten. An diesem Festtag werden auch Kerzen gesegnet.
Zum Auftakt der feierlichen Messe war der Petersdom in Dunkelheit getaucht: Männer und Frauen verschiedener Ordensgemeinschaften zogen mit Kerzen in den Händen in Prozession zum Confessio-Altar.
Ausgehend vom Evangeliumsbericht zu Simeon und Hanna, die im Tempel auf das Kommen des Messias warten und dabei keineswegs passiv bleiben (vgl. Lk 2,26-28), lud Franziskus die Ordensleute zur Gewissenserforschung ein:
„Von wem lassen wir uns in erster Linie bewegen: vom Heiligen Geist oder vom Geist der Welt?,“ fragte das Kirchenoberhaupt. „Während der Geist uns Gott in der Kleinheit und Schwachheit eines Kindes erkennen lässt, laufen wir manchmal Gefahr, unsere Weihe in den Kategorien von Ergebnissen, Zielen und Erfolgen zu denken: Wir streben nach Räumen, Sichtbarkeit und Zahlen.“
Selbst hinter dem Anschein guter Taten könnten sich manchmal Narzissmus oder Geltungsbedürfnis verbergen, warnte Franziskus und ging dann auf den „Blick der Ordensleute“ ein:
„Wie wir aus den vielen Begegnungen Jesu in den Evangelien wissen, erwächst der Glaube aus dem mitfühlenden Blick, mit dem Gott uns ansieht, der unsere harten Herzen erweicht und dessen Wunden heilt und der uns eine neue Sicht auf uns selbst und die Welt schenkt. Einen neuen Blick auf uns selbst, auf die Anderen, auf alle Situationen unseres Lebens, selbst die schmerzhaftesten.“
Die leuchtenden Augen der älteren gottgeweihten Männer und Frauen...
In diesem Zusammenhang fand Franziskus lobende Worte für „ältere gottgeweihte Männer und Frauen, die mit leuchtenden Augen immerzu lächeln und den jungen Menschen Hoffnung geben“. Man dürfe sich vom Rückgang der Ordensberufungen nicht entmutigen lassen, so Franziskus. Auch wenn die Welt im Ordensleben oft „eine Verschwendung, etwas Nutzloses sehe,“ dürfe man nicht der Vergangenheit nachweinen, sondern müsse hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Denn gerade durch die Krisen lade der Geist zur Erneuerung ein.
Abschließend gab der Papst den Ordensleuten noch folgenden Rat:
„Wenn wir Christus mit offenen Armen aufnehmen, werden wir auch unsere Mitmenschen mit Vertrauen und Demut annehmen. Dann werden Konflikte nicht eskalieren, Unterschiede werden nicht zu Spaltungen führen und die Versuchung, einer Schwester oder einem Bruder gegenüber Grenzen zu überschreiten und sie in ihrer Würde zu verletzen, ist gebannt. Öffnen wir unsere Arme für Christus und für unsere Brüder und Schwestern!... Auch wenn wir Müdigkeit und Erschöpfung empfinden, wollen wir es Simeon und Hanna gleichtun und geduldig auf die Treue des Herrn bauen und uns die Freude der Begegnung mit ihm nicht nehmen lassen. Stellen wir ihn wieder in den Mittelpunkt und schreiten wir freudig voran.“
Der Konzelebrant aus dem Osten
Als Konzelebrant war bei dieser Messe der Patriarch von Kilikien mit dabei, Raphael Bedros XXI. Minassian. Eine Geste, mit der Papst Franziskus die kirchliche Gemeinschaft der römisch-katholischen Kirche mit der armenisch-katholischen Ostkirche zum Ausdruck bringen wollte. Diese Ostkirche ist eine von Genozid geprägte Gemeinschaft. Bei seiner Armenienreise im Juni 2016 hatte Franziskus als eine der wenigen Persönlichkeiten unserer Zeit das Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet.
(vaticannews – skr)
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