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Pilger und Besucher auf dem Petersplatz Pilger und Besucher auf dem Petersplatz 

Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus

Lesen Sie hier die Katechese von Papst Franziskus beim Angelusgebet an diesem Sonntag in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Außerdem können Sie das Mittagsgebet mit Papst Franziskus auch im Video nachschauen - mit deutschem Kommentar.

Die offizielle Übersetzung mit allen spontanen Einschüben finden Sie wie immer in Kürze auf www.vatican.va.

Angelus an diesem Sonntag

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im heutigen Tagesevangelium gibt Jesus den Jüngern einige grundlegende Richtlinien für das Leben mit. Der Herr spricht von den schwierigsten Lebenssituationen, von denen, die uns auf die Probe stellen, die uns feindlich gesinnt sind, die immer versuchen, uns zu schaden. In solchen Fällen ist der Jünger Jesu aufgerufen, nicht dem Instinkt und dem Hass nachzugeben, sondern weiter zu gehen, viel weiter. Jesus sagt: „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen“ (Lk 6,27). Und noch viel konkreter: „Wenn dich jemand auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin“ (V. 29). Der Herr scheint das Unmögliche zu verlangen. Und warum sollte man seine Feinde lieben? Wenn man nicht auf die Tyrannen reagiert, hat jeder Machtmissbrauch freie Bahn, und das ist nicht richtig. Aber ist das wirklich so? Verlangt der Herr wirklich Unmögliches und Ungerechtes von uns?

Liebt eure Feinde

Betrachten wir zunächst das Gefühl der Ungerechtigkeit, das wir empfinden, wenn wir „die andere Wange hinhalten“. Und lasst uns an Jesus denken. Während seiner Passion, bei seinem ungerechten Prozess vor dem Hohenpriester, erhält er einmal einen Schlag von einem der Wächter. Was macht er? Er sagt zu dem Wächter: „Wenn ich etwas Böses gesagt habe, dann zeige mir, worin das Böse besteht. Aber wenn ich gut gesprochen habe, warum schlägst du mich dann?“ (Joh 18,23). Er bittet um eine Rechtfertigung über das erhaltene Böse. Die andere Wange hinzuhalten bedeutet nicht, stillschweigend zu leiden und Ungerechtigkeit hinzunehmen. Jesus prangert mit seiner Frage an, was ungerecht ist. Aber er tut dies ohne Zorn oder Gewalt, sondern mit Freundlichkeit. Er will keinen Streit entfachen, sondern den Groll entschärfen: Hass und Ungerechtigkeit gemeinsam ausschalten und versuchen, den schuldigen Bruder wiederzufinden. Das ist das Hinhalten der anderen Wange: Jesu Sanftmut ist eine stärkere Reaktion als die Schläge, die er erhalten hat. Die andere Wange hinzuhalten ist nicht der Rückzug des Verlierers, sondern die Tat desjenigen, der über eine größere innere Stärke verfügt, der das Böse mit dem Guten überwindet, der eine Bresche in das Herz des Feindes schlägt und die Absurdität seines Hasses entlarvt. Sie wird nicht durch Berechnung diktiert, sondern von der Liebe.

Nicht aus Berechnung, sondern aus Liebe

Liebe Brüder und Schwestern, es ist die unentgeltliche und unverdiente Liebe, die wir von Jesus empfangen, die in unserem Herzen eine ähnliche Handlungsweise wie die seine hervorbringt, die jede Rache ablehnt.

Kommen wir zu dem anderen Einwand: Ist es möglich, dass ein Mensch es schafft, seine Feinde zu lieben? Wenn es nur von uns abhinge, wäre es unmöglich. Aber denken wir daran: Wenn der Herr mich um etwas bittet, wird er es mir auch ermöglichen. Wenn er mir sagt, ich solle meine Feinde lieben, dann wird er mir die Fähigkeit dazu geben. Augustinus betete einmal: „Herr, gib mir, worum du bittest, und bitte mich um das, was du willst“ (Bekenntnisse, X, 29.40). Was gibt es da noch zu fragen? Was schenkt uns Gott gerne? Die Kraft der Liebe, die nicht eine Sache ist, sondern der Heilige Geist. Mit dem Geist Jesu können wir auf Böses mit Gutem reagieren, können wir diejenigen lieben, die uns verletzen. Das ist es, wie Christen handeln. Wie traurig ist es, wenn Menschen und Völker, die stolz darauf sind, Christen zu sein, andere als Feinde betrachten und daran denken, Krieg gegeneinander zu führen!

Und wie reagieren wir, versuchen wir, die Einladungen Jesu zu leben? Denken wir an eine Person, die uns Unrecht getan hat. Vielleicht gibt es in uns einen Groll. Stellen wir also diesen Groll dem Bild des sanftmütigen Jesus während seines Prozesses gegenüber. Und dann bitten wir den Heiligen Geist, in unseren Herzen zu wirken. Beten wir schließlich für diese Person: Das Gebet für diejenigen, die uns schlecht behandelt haben (vgl. Lk 6,28), ist das erste, was das Böse in Gutes verwandelt. Möge die Jungfrau Maria uns helfen, allen gegenüber Frieden zu stiften, besonders gegenüber denen, die uns feindlich gesinnt sind und uns ablehnen.

(vatican news - werner demmel / pr)


 

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20. Februar 2022, 12:22