Papst: „Wo Geschwisterlichkeit herrscht, hat das Böse keine Macht“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Bei seinen Überlegungen ging der Papst vom Lukasevangelium (Lk 13,1) aus, in dem Jesus schreckliche Nachrichten zugetragen werden: 18 Tote hatte es beim Einsturz eines Turms in Jerusalem gegeben. Wie die Leute damals reagierten, ist überliefert. Sie dachten: Das müssen sündige Menschen gewesen sein, sonst wäre ihnen so etwas nicht passiert.
Eine Strafe Gottes?
„Diese Fragen kennen wir auch heute nur allzu gut,“ spann Franziskus den Bogen zu unserer Zeit. „Wenn wir von schrecklichen Verbrechen hören, uns angesichts des Bösen machtlos fühlen, fragen wir uns ja oft: Ist das vielleicht eine Strafe Gottes? Schickt er einen Krieg oder eine Pandemie, um uns für unsere Sünden zu bestrafen? Warum schreitet der Herr nicht ein?“
Und darauf habe Jesus fast zornig reagiert: Nein, diese Toten waren Menschen wie du und ich! Jesus stellt klar: Gott ist nicht so, wie die Menschen denken.
„Jesus warnt nachdrücklich davor, Gott die Schuld für unsere Übel in die Schuhe zu schieben,“ so Franziskus. „Die von Pilatus getöteten Menschen und die, die von dem einstürzenden Turm erschlagen wurden, waren nicht schuldiger als andere; sie sind nicht Opfer eines unbarmherzigen rachsüchtigen Gottes, den es nicht gibt! Das Böse kann niemals von Gott kommen, denn er "handelt an uns nicht nach unseren Sünden" (Ps 103,10), sondern nach seiner Barmherzigkeit.“
Gott wolle, dass böse Menschen gut werden – und dazu gebe er den Menschen viel Zeit, betonte das Kirchenoberhaupt. Doch dafür müssten wir den Weg der Umkehr einschlagen.
„Kehren wir um: Entsagen wir dem Bösen und der Sünde, die uns verführt, öffnen wir uns der Logik des Evangeliums: denn dort, wo Liebe und Geschwisterlichkeit herrschen, hat das Böse keine Macht mehr! Jesus weiß, dass Umkehr nicht leicht ist, dass wir oft in unsere alten Fehler und Sünden zurückfallen, dass wir uns entmutigen lassen und vielleicht das Gefühl haben, dass unser Einsatz für das Gute in einer Welt, in der das Böse zu herrschen scheint, ohnehin nutzlos ist. Und so ermutigt er uns nach seinem Appell mit einem Gleichnis, das von der Geduld erzählt, die Gott mit uns hat. ...Er zeigt uns das tröstliche Bild des Feigenbaums auf, der einfach keine Früchte tragen will, aber trotzdem nicht gefällt wird: Man gibt ihm mehr Zeit, noch eine zweite Chance.“
Die Fastenzeit fordere uns also jedes Jahr zu einem Neubeginn auf. Und Gott gebe uns die Zeit, so zu leben, wie wir am Ende gelebt haben möchten.
„Wie jeder gute Vater sieht er nicht die Ergebnisse, die du noch nicht erreicht hast, sondern die Früchte, die du noch tragen kannst; er kreidet dir nicht deine Fehler an, sondern sieht das Potential, das in dir steckt; er hält sich nicht bei deiner Vergangenheit auf, sondern setzt zuversichtlich auf deine Zukunft,“ schloss der Papst seinen Kommentar zum Evangelium am dritten Fastensonntag.
(vaticannews – skr)
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