Malta: Die nächste Papstreise
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Visite sollte eigentlich schon im Mai 2020 stattfinden, doch Corona machte den Planern einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen kommt der Papst also am kommenden Wochenende (2./3. April) in den südlichsten – und kleinsten – Mitgliedsstaat der Europäischen Union. Er folgt damit den Spuren seiner Vorgänger Johannes Paul II. (1990 und 2001) sowie Benedikt XVI. (2010). Für Franziskus ist es die 36. Auslandsreise seit Beginn seines Pontifikats 2013.
Katholizismus ist Staatsreligion
Etwa 85 Prozent der Malteser sind katholisch – und der Katholizismus ist laut Verfassung sogar Staatsreligion. Auch wenn die Zahl der Katholiken sinkt, ist Malta doch weiterhin nach Polen das ‚katholischste‘ Land Europas. Das zeigt sich auch politisch, etwa im strengen Abtreibungsgesetz. Die neue EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola kommt aus Malta; sie ließ international aufhorchen, als sie das Nein zur Abtreibung verteidigte.
Da staunte der Apostel
Patron Maltas ist der Apostel Paulus, der im Jahr 60 n.Chr. vor der maltesischen Küste Schiffbruch erlitt – und dann über die gastfreundliche Aufnahme staunte, die er bei den Maltesern fand. „Die Einheimischen erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit“, berichtet die Apostelgeschichte im Neuen Testament; „sie zündeten ein Feuer an und holten uns alle zu sich, weil es zu regnen begann“ (Apg 28,2). An diese Episode, die den Beginn des Christentums auf Malta markiert, erinnert das Motto der Papstreise ‚Sie erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit‘.
Papst will Flüchtlinge treffen
Das Motto gibt dem Papst, der sich besonders für das Thema Flüchtlinge interessiert, eine Steilvorlage, um Malta zu mehr Hilfe für Bootsmigranten zu drängen. Der Kleinstaat liegt genau auf der Fluchtroute von Afrika nach Europa; er gehört zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt, darum verweigert sich die Regierung oft dem Drängen von Seenotrettern, in einen maltesischen Hafen einzulaufen. Franziskus wird sich in Malta mit Flüchtlingen treffen, wie er es auch schon bei früheren Reisen ins Mittelmeer gehalten hat, etwa im Herbst letzten Jahres auf Zypern.
Bisher kein Treffen mit Missbrauchsopfern geplant
Das Leitwort ‚Menschenfreundlichkeit‘ lässt aber auch an die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche denken. Benedikt XVI. traf sich vor zwölf Jahren in der Hauptstadt Valletta mit Missbrauchsopfern; für Franziskus ist bislang offenbar nicht an einen vergleichbaren Termin gedacht.
Immerhin ist der maltesische Erzbischof Charles Scicluna aber eine der bekanntesten Figuren weltweit im Engagement der Kirche gegen Missbrauch. Das garantiert, dass das Thema auch auf Malta nicht aus den Augen gerät, selbst wenn es sich nicht im (ausgesprochen dicht gestrickten) Papstprogramm niederschlägt.
(vatican news)
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