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Angelus Angelus

Wortlaut: Das hat der Papst beim Angelus gesagt

Hier finden Sie die Ansprache, die Franziskus vor dem Angelusgebet an diesem Sonntag gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen Fassung werden auf der vatikanischen Internetseite veröffentlicht.

„Liebe Brüder und Schwestern, schönen Sonntag, guten Tag!
Das heutige Evangelium erzählt das sogenannte Gleichnis vom verlorenen Sohn (vgl. Lk 15,11-32). Es führt uns zum Herzen Gottes, der immer vergibt mit Erbarmen und Zärtlichkeit. Immer. Gott vergibt immer. Wir werden es müde, um Vergebung zu bitten, aber er vergibt immer! Es zeigt uns, dass Gott ein Vater ist, der seinen Sohn nicht nur wieder aufnimmt, sondern sich freut und diesen Sohn feiert, der all seinen Besitz verprasst hat. Wir sind dieser Sohn, und es ist tief berührend, sich bewusst zu machen, wie sehr der Vater uns liebt und auf uns wartet.

Aber in dem Gleichnis gibt es auch den ältesten Sohn, der angesichts dieses Vaters in eine Krise gerät. Und der auch uns in eine Krise bringen kann. Denn diesen ältesten Sohn gibt es auch in uns; und zumindest teilweise sind wir versucht, ihm recht zu geben: Er hat immer seine Pflicht getan, er ist nie von zu Hause weggegangen, und deshalb ist er entrüstet, dass der Vater seinen Bruder wieder aufnimmt, der sich doch schlecht benommen hat,. Er protestiert und sagt: ‚Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten‘, aber für ‚diesen deinen Sohn‘ richtest du eine Feier aus! (Vv. 29-30)...

„Wir verlieren aus den Augen, dass Gott ein Vater ist“

Diese Worte offenbaren das Problem des älteren Sohnes: In seiner Beziehung zum Vater beruht alles auf der reinen Befolgung von Geboten, auf Pflichtbewusstsein. Das ist möglicherweise auch unser Problem mit uns selbst und mit Gott: Wir verlieren aus den Augen, dass er ein Vater ist, und leben eine distanzierte Religion, die aus Verboten und Pflichten besteht. Und die Folge dieser Distanz ist die Starrheit gegenüber dem Nächsten, der nicht mehr als Bruder und Schwester wahrgenommen wird. Im Gleichnis spricht der älteste Sohn gegenüber dem Vater nicht von ‚meinem Bruder‘, nein, sondern von ‚deinem Sohn‘... Und am Ende ist er es, der älteste Sohn, der Gefahr läuft, draußen vor der Tür zu bleiben. In der Tat - so sagt der Text – er ‚wollte nicht hineingehen‘ (V. 28). Weil der andere da drin war.

Als der Vater dies sieht, geht er hinaus und bittet ihn: ‚Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein.‘ (V. 31). Er versucht ihm klar zu machen, dass für ihn jedes Kind sein ganzes Leben ist. Eltern wissen das gut, denn sie kommen dem Gefühl Gottes sehr nahe. Es ist schön, was ein Vater in einem Roman sagt: ‚Als ich Vater wurde, habe ich Gott verstanden‘ (Henri de Balzac, Le Père Goriot). An dieser Stelle des Gleichnisses öffnet der Vater seinem ältesten Sohn sein Herz und spricht ihm gegenüber zwei Bedürfnisse aus, die keine Gebote, sondern Herzensnotwendigkeiten sind: ‚Man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder.‘ (V. 32). Prüfen wir uns, ob auch wir in unserem Herzen die beiden Bedürfnisse des Vaters haben: ein Fest feiern und sich freuen.

„Wie gut tut ein offenes Herz, ein offenes Ohr und ein ehrliches Lächeln – ein Fest statt Beklemmung!“

An erster Stelle gilt es, ein Fest zu feiern, das heißt, unsere Nähe denen zu zeigen, die bereuen oder auf dem Weg sind, denen, die in einer Krise stecken oder weit weg sind... Warum ist das notwendig? Es hilft, die Angst und Entmutigung zu überwinden, die von der Erinnerung an die eigenen Fehler herrühren. Wer Unrecht getan hat, fühlt sich oft von seinem eigenen Herzen getadelt; Distanz, Gleichgültigkeit und harte Worte helfen da nicht. Deshalb, so der Vater, ist es notwendig, ihm einen herzlichen Empfang zu bereiten, der ihn zum nächsten Schritt ermutigt... Und wir, tun wir das? Suchen wir diejenigen auf, die weit weg sind, wollen wir mit ihnen feiern? Wie gut tut ein offenes Herz, ein offenes Ohr und ein ehrliches Lächeln – ein Fest statt Beklemmung! ...

Und dann, so der Vater, sollen wir uns freuen. Wer ein auf Gott eingestimmtes Herz hat, freut sich, wenn er die Reue eines Menschen sieht, egal wie schwerwiegend dessen Fehler waren. Er bleibt nicht bei den Fehlern stehen, er zeigt nicht mit dem Finger auf das Böse, sondern freut sich über das Gute, denn das Gute des anderen ist auch meines! Und wir, können wir in dieser Weise auf die anderen schauen? ... 

Möge die Jungfrau Maria uns lehren, die Barmherzigkeit Gottes anzunehmen, damit sie zum Licht wird, in dem wir unseren Nächsten sehen.

(vatican news – sk)
 

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27. März 2022, 12:10