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Papst empfängt 100.000 italienische Jugendliche

Es war ein Fest, wie der Vatikan es seit mindestens zwei Jahren nicht gesehen hat: Am Ostermontagabend, bei lauem römischen Frühlingswetter, traf Papst Franziskus auf dem Petersplatz 100.000 aufgekratzte italienische Jugendliche.

Wiederholt mit Maria, die im selben Alter wie ihr, als Jugendliche, ihr Ja zu Gott sagte, ihr „Hier bin ich": Darum bat der Papst die 100.000 jungen Menschen, die an dem Treffen auf dem Petersplatz teilnahmen. Er hörte sich ihre Erfahrungen an, betete mit ihnen, vertraute die Zukunft der Jungfrau Maria an und ermutigte sie, keine Angst vor dem Leben zu haben, sondern es anderen zu schenken und ihre Ängste mit Hilfe der Menschen in ihrer Umgebung zu erhellen.

Die Begegnung war von der italienischen Bischofskonferenz organisiert worden. Mehr als eine Stunde Dialog und Gebet mit dem Papst, Lieder, Erfahrungen und Zeugnisse des gelebten Lebens im Licht des Johannes-Evangeliums 21, 1-19 vom wunderbaren Fischfang. Wie die Jünger um Jesus in jener Nacht am See Tiberias, so scharten sich die Jugendlichen an diesem Ostermontag um den Papst, um ihr „Ja" zu Gott zu erneuern – sogar mit einem eigenen Hashtag, #Seguimi - folge mir. Die Wallfahrt junger Menschen aus allen italienischen Diözesen auf dem Petersplatz war von einer Begeisterung erfüllt, die seit über zwei Jahren mit Pandemie, Schließungen, Einsamkeit und mit den Schrecken des Krieges in der Ukraine abwesend gewesen war.

Der Papst zieht seine Runden
Der Papst zieht seine Runden

Der Papst erinnerte daran in seiner Ansprache: „Zwei Jahre sind vergangen mit einem leeren Platz", einem „Platz, der eine Fastenzeit durchgemacht hat" und nun voller Freude ist, auch wenn leider „dicke Wolken" nach wie vor „unsere Zeit" verdunkeln. Es ist die "Dunkelheit, die alle erschreckt", der "schreckliche Krieg", für den "viele eurer Altersgenossen" den höchsten Preis zahlen". Viele warten noch immer auf das Osterlicht, sagte der Papst.

Hier zum Hören:

Das Wunder des Fischfangs und die Momente der Dunkelheit

12 bis 17 Jahre alt waren die Teenager, die Franziskus am Ostermontagabend empfing. Einige traten ans Mikrofon und erzählten ihre Geschichten, Geschichten von Trauer und guten wie bösen Erfahrungen. Der 12-jährige Mattia Piccoli redete darüber, wie er mit der Hilfe seiner Familie und seines Glaubens dazu beiträgt, die „Dunkelheit" seines Vaters etwas zu erhellen, der an einer frühen Form von Alzheimer-Demenz leidet.

Die „Dunkelheit" liegt auch in der Nacht des Johannesevangeliums: kein Fischfang. „Was für eine Enttäuschung!", fasste Papst Franziskus zusammen: Wenn wir so viel Energie aufwenden und nichts passiert. Doch dann geschieht etwas Überraschendes. Ein Mann – Jesus – erwartet die Fischer und rät ihnen, nochmals die Netze auszuwerfen. Das Wunder der vielen Fische, sagte der Papst, hilft uns, über dunkle Momente in unserem Leben nachzudenken, Momente der Prüfung, in denen wir uns nackt, hilflos und allein fühlen, Momente, in denen wir Angst empfinden.

„Denkt daran: Ängste müssen ausgesprochen werden“

„Man sollte sich nicht schämen zu sagen: Ich habe Angst vor der Dunkelheit! Aber wir alle haben Angst vor der Dunkelheit. Ängste müssen ausgesprochen werden, Ängste müssen geäußert werden, damit sie ausgetrieben werden können. Denkt daran: Ängste müssen ausgesprochen werden. Vor wem? Vor Papa oder Mama, vor einem Freund, vor einer Person, die dir helfen kann. Sie müssen ans Licht gebracht werden. Und wenn die Ängste, die in der Dunkelheit liegen, ans Licht kommen, bricht die Wahrheit hervor. Lasst euch nicht entmutigen.“

Franziskus ermutigte die Jugendlichen zur Großzügigkeit, zum Verschenken ihrer Talente. Ein Leben, das sich nicht verschenkt, bleibt in sich selbst verschlossen, so der Papst: „Fürchtet euch vor dem Tod, vor dem Tod der Seele, vor dem Tod der Zukunft, vor der Verschließung des Herzens: Fürchtet euch davor. Aber nicht vom Leben: Das Leben ist schön, das Leben ist dazu da, es zu leben und es anderen zu geben, das Leben ist dazu da, es mit anderen zu teilen.“

Ob das Treffen zustandekommen kann...?

Der scheidende Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, gab vor dem Papst und den Jugendlichen Einblicke in das Zustandekommen des Treffens. Nach den zwei Jahren der Corona-Pandemie sei keineswegs garantiert gewesen, ob diese Begegnung überhaupt würde stattfinden können, ob sich genug junge Menschen dafür begeistern würden oder ob die Kirche sie etwa verloren habe. „Und dieser Platz voller junger Menschen und voller Begeisterung, Heiliger Vater, ist ihre Antwort“, sagte Bassetti nicht ohne Rührung. „Wer hätte sich das vorstellen können? In den letzten Wochen haben uns ihre Priester und Lehrkräfte immer wieder gesagt, dass sie von der Begeisterung dieser Jugendlichen überwältigt waren. So viele Anrufe, um uns mitzuteilen, dass sie die Teilnehmerzahlen schon wieder nach oben korrigieren mussten!“

Kardinal Bassetti besucht Papst Franziskus
Kardinal Bassetti besucht Papst Franziskus

Bassetti dankte den Jugendlichen öffentlich. „Ein alter Mann von 80 Jahren wie ich murmelt vor einer Begegnung dieser Art mit Tränen in den Augen: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“, zitierte der Kardinal den greisen Propheten Simeon. Bassetti wurde vor wenigen Tagen 80 Jahre alt. Im Mai tritt er als Vorsitzender der Bischofskonferenz ab, aus dem Kreis der Papstwähler ist er aufgrund des Alters ausgeschieden. Zweimal in diesen beiden Jahren infizierte Bassetti sich mit dem Corona-Virus und kam dem Tod nahe. Doch er genas. Papst Franziskus rief ihn an und scherzte: „In der Hölle war noch kein Platz für dich!“, wie Bassetti später in einem Interview zum Besten gab. Der Kardinal gilt als Vertrauter des Papstes.

(vatican news - gs)

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18. April 2022, 19:49