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Palmsonntag: Papst feiert Messe auf Petersplatz

So feierliche, schöne Bilder kennt man vom Petersplatz seit Jahren nicht mehr: Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat Franziskus zum Palmsonntag eine große Messe auf dem Petersplatz gefeiert.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Etwa 65.000 Menschen nahmen bei schönem Wetter daran teil. Mit Palm- und Olivenzweigen in den Händen zogen Gläubige über den Petersplatz zum Obelisken, wo Papst Franziskus in rotem Messgewand die Palmweihe vornahm.

Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem vor seinem Leiden und Sterben; er eröffnet die Karwoche, die letzte Woche der 40-tägigen Fastenzeit, die auf Ostern hinführt. Mit verteilten Rollen wurde auf der Piazza San Pietro das Evangelium vom Leiden und Sterben Christi vorgetragen.

Palmen aus San Remo

In den letzten zwei Jahren konnten die Feierlichkeiten der Karwoche coronabedingt nicht wie gewohnt stattfinden. Wegen der Pandemie musste der Palmsonntags-Gottesdienst im Petersdom und ohne die traditionelle Prozession über den Petersplatz stattfinden. Doch das war dieses Jahr wieder anders. Die Menschen winkten ausgelassen und schossen Fotos, als Franziskus - fast wie früher - im offenen Wagen durch die Menge auf der Piazza fuhr.

Palmsonntags-Messe des Papstes auf dem Petersplatz - ein Bericht von Radio Vatikan

Mitglieder eines Verbands italienischer „Ölstädte“ - also von Orten, an denen Olivenöl produziert wird – verteilten vor Beginn der Messe Olivenzweige an alle, die an der Feier auf dem Petersplatz teilnehmen wollten. Ein römischer Großhandel hatte große Olivenbäume zur Verfügung gestellt, die auf dem Platz aufgestellt waren; sogenannte „„Phönix-Palmen“ hatten die Planer unter anderem in der italienischen Stadt San Remo besorgt.

„Blicken wir auf den Gekreuzigten“

In seiner Predigt arbeitete Franziskus heraus, dass auf Golgotha „zwei Denkweisen“ aufeinanderprallten: die menschliche, nach der man zuerst an sich selbst denken sollte („Das ist der Kehrreim der Menschheit, die den Herrn gekreuzigt hat“), und die göttliche: „Das ‚Rette-sich-selbst‘ stößt sich nicht seine Wut herausgeschrien, sondern seinen Peinigern vergeben.

„Brüder und Schwestern, denken wir daran, dass Gott auch mit uns so umgeht: Wenn wir ihm mit unseren Taten Schmerz zufügen, leidet er und hat nur einen Wunsch: uns vergeben zu können. Blicken wir auf den Gekreuzigten, um uns dessen bewusst zu werden. Aus seinen Wunden, aus den Löchern des Schmerzes, die unsere Nägel gebohrt haben, entspringt die Vergebung. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und denken wir daran, dass uns niemals gütigere Worte erreicht haben: Vater, vergib. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und erkennen wir, dass wir nie einen zärtlicheren und mitfühlenderen Blick erhalten haben. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und begreifen wir, dass wir nie eine liebevollere Umarmung erhalten haben.“

Das schwierigste Gebot von allen

Während seiner Kreuzigung, im schwierigsten Moment, habe Jesus „sein schwierigstes Gebot“ selbst vorgelebt, nämlich die Feindesliebe. „Wie lange halten wir uns damit auf, über diejenigen nachzugrübeln, die uns Schlechtes getan haben.... Jesus lehrt uns heute, nicht dort stehen zu bleiben, sondern zu reagieren; den Teufelskreis des Bösen und des Bedauerns zu durchbrechen; auf die Nägel des Lebens mit Liebe zu antworten, auf die Schläge des Hasses mit der Zärtlichkeit der Vergebung. Aber folgen wir, die Jünger Jesu, dem Meister oder unseren eigenen nachtragenden Instinkten? Wenn wir unsere Zugehörigkeit zu Christus prüfen wollen, achten wir darauf, wie wir mit denen umgehen, die uns verletzt haben.“

Franziskus ordnete das Geschehen von Golgotha auch ins heutige, düstere Weltpanorama ein. In der „Torheit des Krieges“ werde Christus erneut gekreuzigt.

„Christus wird von neuem gekreuzigt in den Flüchtlingen“

„Ja, Christus wird in den Müttern, die über den ungerechten Tod ihrer Männer und Kinder weinen, nochmals ans Kreuz genagelt. Er wird gekreuzigt in den Flüchtlingen, die mit den Kindern im Arm vor den Bomben fliehen. Er wird gekreuzigt in den alten Menschen, die zurückgelassen werden und einsam sterben müssen, in den jungen Menschen, die ihrer Zukunft beraubt werden, in den Soldaten, die ausgesandt werden, um ihre Brüder zu töten.“

(vatican news)

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10. April 2022, 09:47