Papst erneuert bei Freiluftmesse auf Malta Friedensappell
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Denken wir dabei an die menschliche Tragödie in der gepeinigten Ukraine, die noch bombardiert wird in diesem gotteslästerlichen Krieg. Lasst uns nicht müde werden, zu beten und denen zu helfen, die leiden. Der Friede sei mit euch!" , sagte Papst Franziskus zum Ende der Freiluftmesse vor rund 20.000 Teilnehmern, bevor er sein Mittagsgebet hielt.
Abweichend vom vorbereiteten Redetext fand Franziskus deutliche Worte, als er vom „lästerlichen Krieg sprach". In der Menge waren nicht nur Vatikan- und Malta-Flaggen zu sehen, sondern auch Flaggen in den Farben der Ukraine. Auch in seiner Predigt hatte das Kirchenoberhaupt zuvor auf Malta zu Vergebung und Versöhnung aufgerufen. Vor Gott gebe es immer die Chance, ein „anderes Leben im Zeichen der Barmherzigkeit“ zu beginnen, so der Papst ausgehend vom Tagesevangelium. Dieses schildert die Bibelerzählung über die ehebrecherische Frau (Joh 8,2), der Jesus vergibt.
„Der Herr will, dass wir, seine Jünger, dass wir als Kirche, der er vergeben hat, unermüdliche Zeugen der Versöhnung werden: von einem Gott, für den es das Wort ,unwiederbringlich` nicht gibt; von einem Gott, der immer vergibt, immer. Gott vergibt immer - wir sind es, die müde werden, Vergebung zu erbitten. Gott glaubt weiter an uns und gibt uns jedes Mal die Chance, wieder neu anzufangen. Es gibt keine Sünde und kein Versagen, das, wenn es zu ihm gebracht wird, nicht zu einer Gelegenheit werden könnte, ein neues, anderes Leben im Zeichen der Barmherzigkeit zu beginnen. Es gibt keine Sünde, die nicht den Weg der Vergebung gehen kann. Gott vergibt alles. Alles", betonte Franziskus.
„Innere Armut" statt Heuchelei
Doch den Menschen, die in der Bibelerzählung die Steinigung der Ehebrecherin forderten, stand wohl nicht das Bild eines vergebenden Gottes vor Augen. Diese Menschen nannte der Papst als mahnendes Beispiel:
„Brüder und Schwestern, diese Gestalten zeigen uns, dass sich selbst in unserer Religiosität der Wurm der Heuchelei und das Laster, mit dem Finger zu zeigen, einschleichen kann. In jedem Zeitalter, in jeder Gemeinschaft. Es besteht immer die Gefahr, dass wir Jesus missverstehen, dass wir seinen Namen im Munde führen, ihn aber in Wirklichkeit verleugnen." Papst Franziskus rief daher alle zur Barmherzigkeit auf, die er als „Herzstück Gottes" bezeichnete. Ebenso brauche es „innere Armut". Es gehe darum, sich nicht „als schon angekommen, sondern als erlösungsbedürftig" zu empfinden.
„Und heute schlägt diese Frau, die in ihrem Elend Barmherzigkeit erfahren hat und die durch die Vergebung Jesu geheilt in die Welt hinausgeht, uns als Kirche vor, wieder in die Schule des Evangeliums zurückzukehren, in die Schule des Gottes der Hoffnung, der immer wieder überrascht. (...) Wir werden nicht wieder mit dem Finger auf andere zeigen, sondern beginnen zuzuhören. Wir werden die Verachteten nicht ausgrenzen, sondern wir werden uns zuerst um die kümmern, die als Letzte angesehen werden. Das ist es, was Jesus uns heute durch sein Beispiel lehrt. Lassen wir uns von ihm in Erstaunen versetzen. Lasst uns seine Neuheit mit Freude annehmen", sagte Papst Franziskus.
Am frühen Abend besuchte Papst Franziskus noch ein Flüchtlingszentrum und traf sich mit Migranten, dann flog er zurück nach Rom.
(vatican news-sst)
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