Papst: Religionsfreiheit wird heute noch mit Füßen getreten
Mario Galgano – Vatikanstadt
Franziskus ermutigte die Trinitarierpatres, sich weiterhin von den unmenschlichen Bedingungen zu befreien, unter denen Männer, Frauen und Kinder noch immer leben müssen, und diejenigen zu schützen, die vielerorts wegen ihres Glaubens verfolgt würden. Die Religionsfreiheit werde heute vielerorts mit Füßen getreten, so der Papst.
Franziskus begrüßte die Teilnehmer der Konferenz, die ab diesem Montagnachmittag stattfindet und am Dienstagabend mit einer Gebetswache für verfolgte Christen in der Basilika San Crisogono in Rom abgeschlossen wird.
Ein Charisma von eklatanter Relevanz
Der Papst erinnerte an die Besonderheit des Charismas der Trinitarier, des Ordens „von der Heiligen Dreifaltigkeit und der Gefangenen“, d.h. der Sklaven und der Gefängnisinsassen, wie Franziskus präzisierte. Er verweilte im Licht des Wortes Gottes bei der Verbindung von Dreifaltigkeit und Sklaverei und zitierte die erste „Predigt“ Jesu in der Synagoge von Nazareth, als Jesus den Abschnitt aus dem Propheten Jesaja vorlas, in dem es um den Auftrag geht, den Gefangenen die Befreiung zu verkünden und die Unterdrückten freizusetzen (Lk 4,18; vgl. Jes 61,1-2). Es unterstreiche, dass Jesus der Gesandte des Vaters sei und vom Heiligen Geist bewegt werde und dass in ihm die ganze Dreifaltigkeit am Werk sei. Ein Erlösungswerk, das sich „in der Sendung der ganzen Kirche fortsetzt“. Und er präzisiert:
„In Ihrem Orden hat sie einen einzigartigen, eigentümlichen, ich würde sagen buchstäblichen Ausdruck gefunden - ein bisschen wie die Armut bei Franziskus -, nämlich das Engagement für die Erlösung der Sklaven. Und um jemanden zu erlösen, muss man dafür geben, und zwar mit seinem Leben. Das ist wunderschön. Dieses Charisma ist von eklatanter Aktualität, leider! Denn selbst in unserer Zeit, die sich rühmt, die Sklaverei abgeschafft zu haben, gibt es in Wirklichkeit viele, zu viele Männer und Frauen, ja sogar Kinder, die unter unmenschlichen Bedingungen leben müssen, versklavt sind. Und auch, weil, wie Ihre Konferenz zu Recht feststellt, dass die Religionsfreiheit an vielen Orten und auf unterschiedliche Weise verletzt wird, manchmal grob und offensichtlich, manchmal subtil und versteckt.“
An dieser Stelle fügte Franziskus abweichend vom Redemanuskript hinzu: „Es gab einmal die Gewohnheit, die Menschheit in gut und schlecht einzuteilen: 'Dieses Land ist gut...' - 'Aber dieser Staat produziert Bomben!' - 'Nein, das ist gut' - 'Und das ist schlecht...'. Und heute hat das Böse alle durchdrungen, und in allen Ländern gibt es gute und böse Menschen. Das Böse ist heute überall und in allen Staaten zu finden. Vielleicht sogar im Vatikan!“
Fürsorge für diejenigen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden
Der Papst zeigte sich erfreut darüber, wie das Charisma des Ordens durch die Organisation der SIT (Internationale Trinitarische Gesellschaft) auf den neuesten Stand gebracht wurde, die - wie er sagte - die Religionsfreiheit in zweifacher Weise verteidige: durch die Sorge für diejenigen, die wegen ihres Glaubens „eingenommen“ seien, und andererseits durch theoretische Studien im akademischen Bereich, zum Beispiel durch den Studiengang über Religionsfreiheit am römischen Angelicum, dessen Lehrstuhl nach dem Gründer Johannes de Matha benannt ist. Dann ging Franziskus auf die Entstehung des Charismas ein:
„Wir gehen mehr als acht Jahrhunderte zurück, bis in die Zeit des Heiligen Franz von Assisi. Der Heilige Geist hat damals - wie er es immer und in jedem Zeitalter tut - Zeugen erweckt, die fähig sind, im Sinne des Evangeliums auf die Herausforderungen des Augenblicks zu antworten. Johann de Matha wurde von Christus berufen, sein Leben für die Befreiung der Sklaven, sowohl der christlichen als auch der muslimischen, zu geben. Er wollte dies nicht allein, individuell tun, sondern gründete zu diesem Zweck einen neuen Orden, einen hinausgehenden Orden, neu auch in seiner Lebensform, der ein Apostolat ,in der Welt´ sein sollte. Und Papst Innozenz III. gab seine Zustimmung und volle Unterstützung.“
Die Stimme der Zeugen, denen die Religionsfreiheit verweigert wird
Der Papst lud die Mitglieder des SIT, der Ausdruck der trinitarischen Patres sei, zur Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen und nichtkirchlichen Einrichtungen ein, die ihr „edles Ziel“ teilen würden. Er schloss mit der Empfehlung, dass sie ihre Besonderheit nicht verlieren und das Charisma nicht „verwässern“ sollten.
Die SIT-Konferenz wird über die sozialen Kanäle der Trinitarischen Gesellschaft gestreamt. Eröffnet wird sie durch den Beitrag des Ordensgeneralpaters Luigi Buccarello, der zum Thema „Religionsfreiheit und Frieden gehen Hand in Hand: Das Erlösungswerk der Trinitarier im Einklang mit dem Lehramt der Päpste und im Hören auf das Zeugnis der christlichen Märtyrer“ sprechen wird. Im Anschluss daran wird Fernando de Haro, Journalist bei COPE Spanien, über die Verfolgten und das freie Zeugnis der Schönheit des christlichen Ereignisses sprechen. Dann folgt ein Zeugnis von Pater John Bakeni, Vikar der Diözese Maiduguri in Nigeria. Auf dem Programm am Dienstag stehen Pablo M. Diez, Journalist der Zeitung „ABC“, über die stille Verfolgung von Christen in China, der Runde Tisch über einige Orte der Arbeit für Religionsfreiheit mit Beiträgen aus den USA, Indien, Arabien und Kuba. Zum Abschluss wird in der Basilika San Crisogono in Rom eine Gebetswache für verfolgte Christen abgehalten.
Der Ordensobere der Trinitarier: Krieg ist die Verneinung aller Rechte
In seiner Einführung zum Treffen mit dem Papst unterstrich der Ordensobere der Trinitarier die drei Bereiche, in denen sich der SIT engagiere: Gebet, Bewusstsein und Solidarität. Er wies darauf hin, dass die Konferenz zu einem dramatischen Zeitpunkt in der Geschichte stattfinde, der von Krieg geprägt sei, und erinnerte daran, dass „Freiheit und Frieden zusammengehen“. Es gebe keinen Frieden ohne Freiheit und umgekehrt. Krieg sei die Verweigerung jedes Menschenrechts, einschließlich des Rechts, sich zu seinem Glauben zu bekennen, fügte er hinzu, „das ein universelles Gut ist, das bewahrt und geschützt werden muss“. Die Konferenz werde das Zeugnis derjenigen hören, die persönlich wegen ihres Glaubens Gewalt erleiden, und derjenigen, die an vorderster Front überall dort stehen, wo Christen verfolgt werden, „ein Drama, das - erinnerte er - Millionen von Gläubigen und nicht nur Christen betrifft“. Dem Papst wurde ein Mosaik überreicht, das die Inspiration des Gründers wiedergibt, der während seiner ersten Messe Christus in der Mitte und zwei Sklaven auf derselben Ebene sah: einen Christen und einen maurischen Muslim. Das Kunstwerk wurde von Menschen mit Behinderungen hergestellt.
„Nonnenkrankheit“
Papst Franziskus bezeichnete seine starken Knieschmerzen scherzhaft als „Nonnenkrankheit“. „Früher wurde diese Krankheit so bezeichnet, weil die Ordensschwestern so viel auf den Knien gebetet haben, dass sie davon krank wurden“, erklärte der 85-Jährige augenzwinkernd am Rande der Audienz am Montag im Vatikan. Das werde aber heilen, gab sich Franziskus zuversichtlich.
Schon seit Januar leidet Franziskus unter starken Schmerzen im rechten Knie. Die Beschwerden seien Folgen eines Bänderrisses, erklärte er in der vergangenen Woche. Hinzu kommt ein bekanntes Ischias-Leiden. In den vergangenen Monaten konnte das Kirchenoberhaupt Veranstaltungen vermehrt nur im Sitzen absolvieren; auch einigen großen Messfeiern stand er deshalb nicht selbst vor. Wegen wichtiger medizinischer Untersuchungen sagte der Vatikan am Freitag alle Termine des Papstes ab.
Trotzdem macht Franziskus immer wieder Scherze über seine „launenhafte“ Gesundheit. „Die Ärzte haben mir gesagt, dass nur alte Menschen so etwas bekommen - daher weiß ich gar nicht, warum ich das jetzt habe", witzelte er etwa im Jänner über sein entzündetes Knie.
(vatican news)
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