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Papstreise nach Malta - die Begegnung mit Jesuiten am 3. April 2022 Papstreise nach Malta - die Begegnung mit Jesuiten am 3. April 2022 

Papst über Evangelisierung: „Es geht nicht um Zahlen“

Eine „spirituellere, ärmere und weniger politische Kirche“ sieht Papst Franziskus für die Zukunft kommen. Im Gespräch mit Jesuiten auf Malta vom 3. April, dessen Inhalte jetzt bekannt wurden, ging es darüber hinaus um Migration in Europa, Synodalität und den Klimawandel.

Der emeritierte Papst Benedikt sei „ein Prophet dieser Kirche der Zukunft“, dieser „Kirche der Kleinen“ gewesen, würdigte Franziskus in dem etwa 40-minütigen Austausch mit Jesuiten auf Malta seinen Vorgänger. Einer der Jesuiten hatte ihn nach dem Wandel der Kirche gefragt, die im säkularen und materialistischen Europa immer kleiner wird, sich in Asien und Afrika aber zugleich weiterentwickelt.

Eine Kirche der Kleinen

Die Kirche werde „kleiner werden“ und „viele Privilegien verlieren“, so Franziskus, sie werde „bescheidener und authentischer sein und die Energie für das Wesentliche finden“: „Es wird eine spirituellere, ärmere und weniger politische Kirche sein: eine Kirche der Kleinen. Als Bischof hatte Benedikt gesagt: Lasst uns uns darauf vorbereiten, eine kleinere Kirche zu sein. Dies ist eine seiner wichtigsten Erkenntnisse.“

Wesentliche Aufgabe der Kirche sei die Evangelisierung, unterstrich er einmal mehr, „es geht nicht um Zahlen“: „Das eigentliche Problem ist also nicht, ob wir wenige sind, sondern ob die Kirche evangelisiert (…) Heute klopft der Herr von innen an, damit wir ihn herauslassen können. Das ist das Bedürfnis von heute, die Berufung der Kirche von heute.“

Authentisch statt frömmlerisch

Mit Blick auf die Krise der Berufungen in Europa verwies der Papst auf die Überalterung auf dem Kontinent, viele Familien hätten nur noch ein Kind, die Zahl der Eheschließungen nehme ab. Auch zeigten viele junge Leute Unreife bei der Berufswahl. Der „Import“ von ausländischen Priestern nach Europa sei „schrecklich“, so der Papst, der dafür plädierte, bei den Berufungen auf die Qualitäten „Demut, Dienst und Authentizität“ zu achten. Franziskus formulierte eine Bitte an Seminaristen: „Seid normale Menschen, ohne euch einzubilden, ihr wäret 'große Apostel' oder 'Frömmler'. Seid normale Jungs, die in der Lage sind, Entscheidungen über ihr Leben auf der Straße zu treffen“, so sein Appell.

Besonders ärgere ihn „die Heuchelei einiger Vorgesetzter“, fuhr er fort. Heuchelei als Führungsinstrument sei schrecklich, so der Papst. Probleme dürften nicht kaschiert, sondern müssten angesprochen werden. Daher sollten Vorgesetzten sich „daran gewöhnen, ein Enfant terrible zu haben. Man muss geduldig sein und sie korrigieren, aber oft sind sie wirklich gut“, so Franziskus. Junge Menschen dürften niemals genormt werden. Jeder junge Mensch sei ein Unikat. Leider habe man viele in eine Schablone gepresst und so gebrochen.

Synodale Kirche? „Trost und Verzweiflung“

Zum Thema Synodalität und Synode attestierte Franziskus der Kirche Fortschritte. „Wir lernen, in der Synode zu sprechen und zu schreiben“, so Franziskus, „es gibt keinen Weg zurück“. Auch sei das Bewusstsein gewachsen, alle Stimmen einzubeziehen. Das sei 2001 noch anders gewesen, berichtete der Papst, der in jenem Jahr als Relator bei der Bischofssynode gewirkt hatte.

In den ersten Sitzungen der Synode über Amazonien sei viel über die Frage der verheirateten Priester gesprochen worden, dachte der Papst an das weltkirchliche Treffen zurück. „Dann machte uns der Geist auch klar, dass viele andere Dinge fehlten: Katecheten, ständige Diakone, das Seminar für Ureinwohner, Priester, die aus anderen Diözesen kommen oder innerhalb derselben Diözese versetzt werden. All dies wurde inmitten von Trost und Verzweiflung erlebt. Das ist die geistige Dynamik der Synode.“

Verantwortung für Flüchtlinge übernehmen

Einmal mehr beklagte der Papst in dem Gespräch die mangelnde Einigkeit der europäischen Staaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen: „Ich verstehe, dass es für Italien, Zypern, Malta, Griechenland und Spanien nicht einfach ist. Sie sind diejenigen, die sie empfangen müssen, weil sie die ersten Häfen sind, aber dann muss Europa die Verantwortung übernehmen. In Europa müssen wir Fortschritte bei den Menschenrechten machen, um die Kultur des Wegwerfens zu beseitigen. Wir müssen auch vermeiden, die Komplizenschaft der zuständigen Behörden zu legitimieren, und zwar immer, auch bei Treffen und Versammlungen.“

SOS Klimawandel: Zukunft unserer Kinder zerstört

Beim Thema Klimawandel nahm der Papst kein Blatt vor den Mund: „Wenn es so weitergeht wie bisher, werden unsere Kinder nicht mehr auf unserem Planeten leben können“, so Franziskus eindringlich. Sich nicht um das Klima zu kümmern, sei „eine Sünde“ gegen Gottes Geschenk, die Schöpfung. „Wenn ich mich nicht um die Schöpfung kümmere, ist das so, als würde ich sie vergöttern, sie zu einem Götzen machen und sie von der Gabe der Schöpfung abkoppeln. In diesem Sinne ist die Pflege des gemeinsamen Hauses bereits ,evangelisierend‘. Und es ist dringend.“

Bei seinen Auslandsreisen pflegt Franziskus sich jeweils mit einer Gruppe örtlicher Jesuiten zu treffen. Jorge Bergoglio gehört selber diesem Orden an. Bei den eher locker gehaltenen Gesprächen geht der Papst auf Fragen der Ordensleute ein, bittet sie auch um ihre Einschätzung. Diese Gespräche werden einige Zeit später von Antonio Spadaro, dem Chefredakteur der Jesuiten-Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“, veröffentlicht. Am Mittwoch gab es eine Zusammenfassung der Begegnung des Papstes mit Jesuiten vom 3. April 2022 in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“.

(or/vatican news – pr)

 

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15. April 2022, 12:56