Suche

Die Vertreter des Global Solidarity Fund bei Papst Franziskus Die Vertreter des Global Solidarity Fund bei Papst Franziskus 

Papst zu Solidaritätsinitiative: Wir brauchen eine christliche Wirtschaft

Eine besondere Audienz beim Papst hatten an diesem Mittwoch die Vertreter des Globalen Solidaritätsfonds, die Franziskus vor der Generalaudienz empfing. Statt ihnen die vorbereitete Rede vorzulesen, legte das Kirchenoberhaupt das Blatt zur Seite und wandte sich mit spontanen und launigen Worten an seine Gäste, denen er die Arbeit mit Menschen an Peripherien hoch anrechnete.

Die vorbereitete Rede hätten sie ja in der Tasche und könnten sie nachlesen, wandte sich Franziskus spontan an die etwa 15 Vertreter der katholischen Solidaritätsinitiative Gobal Solidarity Fund. Er wolle ihnen vielmehr für das Treffen danken, denn er habe es gern, wenn Menschen an die Peripherien gingen, um dort anderen zu helfen – wie es auch Jesus getan habe.

Insbesondere den Einsatz des Solidaritätsfonds für die gelunge Einbeziehung von Migranten in die Wirtschaftswelt würdigte Franziskus in diesem Zusammenhang, denn ein Migrant, der nicht integriert sei, stelle eine Belastung für sich selbst und andere dar, brachte es das Kirchenoberhaupt auf den Punkt:

„Es geht darum, sie (die Migranten, Anm.) aufzunehmen und zu integrieren, mit Bildung, mit Arbeitsvermittlung, mit all diesen Dingen. Ich erinnere mich an die Tragödie von Zaventem - ich sage es oft -, dem belgischen Flughafen: Diese Tragödie wurde von jungen Belgiern verübt, aber es waren Kinder von Migranten, die nicht integriert, sondern ghettoisiert waren. Denn ein nicht integrierter Migrant ist auf halbem Weg, er ist auf halbem Weg, und er ist gefährlich. Es ist gefährlich für ihn, den armen Kerl, denn er wird immer ein Bettler sein. Es ist auch für alle anderen gefährlich.“

„Ein nicht integrierter Migrant ist auf halbem Weg, er ist auf halbem Weg, und er ist gefährlich“

Doch wenn man Migranten verstehen wolle, müsse man auch in die eigene Vergangenheit blicken. Denn die allermeisten Menschen seien selbst Kinder oder Enkel von Menschen, die ihrerseits migrierten, erinnerte Franziskus: „Schauen Sie sich Europa an: Europa wurde von Migranten geschaffen; und heute braucht Europa für eine ernsthafte Entwicklung Migranten. Es gibt einen demografischen Winter, in dem es keine Kinder gibt, in dem die Zukunft immer enger wird: Lasst diese guten Menschen kommen, aber wir müssen sie integrieren! Integrieren Sie sie. Und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, was Sie mit ihnen machen. Das ist keine Wohltätigkeit, nein, es ist Geschwisterlichkeit.“

Nicht Wohltätigkeit, sondern Geschwisterlichkeit

Der Global Solidarity Fund habe es sich aber auch auf die Fahnen geschrieben, eine neue Art von Wirtschaft zu schaffen, nahm Franziskus die Mission seiner Gäste in den Blick. „Die Wirtschaft muss umgestellt werden, und zwar jetzt“, pflichtete er ihnen bei. Dabei gelte es, von der allzu „liberalen Marktwirtschaft“ zu einer Wirtschaft überzugehen, die allen Menschen zugutekomme. Junge Wirtschaftswissenschaftler, darunter auch viele Frauen, arbeiteten bereits weltweit an diesem Projekt, würdigte Franziskus dieses Wirken. „Wir können nicht mit einem Wirtschaftsmodell leben, das vom Liberalismus und der Aufklärung herkommt. Wir können auch nicht mit einem Wirtschaftsmodell leben, das aus dem Kommunismus stammt. Wir brauchen... eine christliche Wirtschaft, sagen wir mal!“

„Nur zu, machen Sie sich die Hände schmutzig“

Was er damit meinte, deutete Franziskus in diesem Zusammenhang ebenfalls an. So habe die Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato (die italienischstämmig ist und in London lehrt, Anm.) bedeutende Fortschritte bei der Theorie einer neuen Wirtschaft gemacht. Es gelte „über eine Wirtschaft nachzudenken, die mehr im Volk verwurzelt ist“. Dies seien Dinge, die ihm einfielen, „um aus der Formalität dieses Diskurses herauszukommen“, wandte der Papst sich abschließend an seine Gäste:

„Nur zu, machen Sie sich die Hände schmutzig. Risiken eingehen!“ Dabei müsse sich der Blick auf die vielen Randgebiete richten, die es gebe, „Südostasien, Teile Afrikas, Teile Lateinamerikas“, so viele Peripherien, „die das Herz verletzen“. Franziskus dankte seinen Besuchern für ihren Einsatz und bat sie launig, sie mögen doch bitte „für ihn beten, nicht gegen“ ihn.

(vatican news - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

25. Mai 2022, 11:32