Papst: Übel wie Krieg und Corona sind keine Strafe Gottes
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Das Gleichnis im Buch Ijob stellt auf dramatische und beispielhafte Weise dar, was im Leben wirklich passiert: Dass zu schwere Prüfungen, die in keinem Verhältnis zur menschlichen Kleinheit und Zerbrechlichkeit stehen, über einzelne Personen, eine Familie oder ein Volk hereinbrechen. ,Ein Übel kommt selten allein`, sagt man. Und manche Menschen werden von einem ganzen Haufen von Übeln überwältigt, die wirklich übertrieben und ungerecht erscheinen. Wir alle haben solche Menschen gekannt. Ihre Schreie haben uns erschüttert, aber wir haben auch oft die Standhaftigkeit ihres Glaubens und ihrer Liebe und ihr stilles Aushalten bewundert", erklärte der Papst dazu und gab auch konkrete Beispiele für Menschen und Völker in besonders verzweifelten Lagen:
„Ich denke dabei etwa an die Eltern von Kindern mit schweren Behinderungen, denkt ihr daran, wie es Eltern und Kindern mit schweren Behinderungen geht? Ihr ganzes Leben lang... Ich denke auch an diejenigen, die mit einer dauerhaften Behinderung leben, oder an die Familienmitglieder, die ihnen nahe stehen... Situationen, die durch knappe finanzielle Mittel oft noch verschärft werden. Zu bestimmten Zeitpunkten in der Geschichte scheinen sich diese Lasten zu häufen. So war es in den letzten Jahren mit der Covid-19-Pandemie und so ist es jetzt mit dem Krieg in der Ukraine. Aber können wir diese ,Exzesse` (des Übels) als eine überlegene Rationalität der Natur und der Geschichte rechtfertigen? Können wir sie religiös absegnen, als gerechtfertigte Antwort auf die Schuld der Opfer, die sie verdient haben? Nein, das können wir nicht", betonte der Papst.
Laut Papst Franziskus hat „angesichts des Geheimnisses des Bösen" nämlich jeder Gläubige auch das Recht „zu protestieren", all seine Sorgen und Zweifel vor Gott zu tragen. Immer wieder hätten ihm persönlich auch Menschen berichtet, dass sie vor Gott angesichts schwieriger Lagen Protest äußerten. Es sei wichtig, im Gebet aufrichtig zu sein und die Freiheit zu haben, Gott alles zu sagen, in dem Wissen, dass er es verstehen werde. So sei dann auch eine Glaubenserfahrung wie bei Ijob möglich:
„Der Wendepunkt der Bekehrung des Glaubens geschieht auf dem Höhepunkt von Ijobs Ausbruch, wo er sagt: ,Ich weiß: Mein Erlöser lebt, / als Letzter erhebt er sich über dem Staub. (...)`. Wir können das so interpretieren: ,Mein Gott wird kommen und mir Gerechtigkeit widerfahren lassen.` (...) und wie viele Leute, wie viele von uns, haben diese Erfahrung gemacht, dass sie nach etwas schwierigen Erlebnissen, nach dunklen Ereignissen, Gott besser kannten, als vorher! (...) Dieses Zeugnis ist besonders glaubwürdig, wenn es im Alter mit seiner fortschreitenden Gebrechlichkeit und seinen Verlusten abgegeben wird", schlug Papst Franziskus dann den Bogen zum Thema seiner aktuellen Generalaudienz-Katechesereihe über Senioren und den Wert des Alters.
„Die Alten, die den Weg dieses Zeugnisses finden, das den Groll über den Verlust in die Beharrlichkeit der Erwartung der Verheißung Gottes umwandelt (...), sind eine unersetzliche Garnison für die Gemeinschaft angesichts des Übermaßes des Bösen", erklärte Papst Franziskus diesen Mittwoch am Beispiel der Bibel-Erzählung von Ijob.
(vatican news-sst)
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