Papst an Orthodoxe: Krieg hat nichts mit Reich Gottes zu tun
Jesus habe in Gethsemane die Jünger vielmehr dazu aufgefordert, der Gewalt abzuschwören, erinnerte Franziskus vor den orthodoxen Würdenträgern aus dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Dieses entsendet alljährlich eine Delegation zum römischen Patronatsfest Peter und Paul am 29. Juni in den Vatikan.
Franziskus bezog sich augenscheinlich auf die Legitimierung des russischen Überfalls auf die Ukraine durch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Dieser hatte den Krieg gegen das Nachbarvolk als gebotenen und heldenhaften Kampf gegen den dekadenten Westen dargestellt.
Ökumene ist Franziskus zufolge ein „Beitrag zur Befriedung der verfeindeten Völker“ und deshalb „heute aktueller denn je, während die Welt von einer grausamen und sinnlosen Kriegsaggression erschüttert wird, in der so viele Christen untereinander kämpfen“.
Krieg? Trauern, helfen, sich bekehren
Mit Blick auf den „Skandal des Krieges“ müssten Christen „trauern, helfen und sich bekehren“, empfahl der Papst. Er lenkte den Blick auf die Opfer und „das viele Blut, das vergossen wurde, den Tod so vieler Unschuldiger, das Trauma von Familien, Städten, eines ganzen Volkes: wie viel Leid in denen, die ihre Liebsten verloren haben und gezwungen sind, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen!“ Den Geflüchteten müssten Christen helfen: „Es ist eine Erinnerung an die Nächstenliebe, zu der wir als Christen gegenüber dem wandernden, armen und verwundeten Jesus verpflichtet sind“, erklärte der Papst. Die Bekehrung bezog er auf eine Sicht des Krieges, die Gewalt rechtfertigt.
Den Weg der Suche nach der Einheit der Christen nannte Franziskus „unumkehrbar“ und mehr als „bloß eine innere Angelegenheit der Kirchen“. Ökumene sei Voraussetzung für Geschwisterlichkeit. Deshalb müssten Christen heute darüber nachdenken, „welche Art von Welt wir uns nach dieser schrecklichen Episode von Zusammenstößen und Gegensätzen wünschen“. Die Antwort könne nur von Jesus kommen, der für Barmherzigkeit, Gewaltverzicht, und Frieden warb. Christen dürften nicht der Versuchung erliegen, Gott, den Vater aller, „zum Gott der eigenen Interessen und Nationen zu machen.“
Dank sprach das Kirchenoberhaupt der gemischten Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer Kirche und orthodoxer Kirche aus, die im Mai nach zwei Jahren Corona-Pause wieder getagt hatte. „Geben wir uns nicht mit ,Kirchendiplomatie´ zufrieden, um freundlich an unseren eigenen Vorstellungen festzuhalten, sondern gehen wir als Geschwister voran“, riet der Papst.
(vatican news – gs)
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