Papst an sizilianische Bischöfe und Priester: Licht und Schatten
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Die Jugendlichen finden in den Pfarreien und kirchlichen Bewegungen kaum Hilfe bei ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens und nicht immer herrscht dort eine klare Distanzierung von früheren Vorgehensweisen, die falsch und sogar unmoralisch waren, um sie entschieden auf den Weg der Gerechtigkeit und Wahrheit zu führen. Es war schmerzlich für mich, als in meinen Händen auch Akten angekommen sind aus römischen Kongregationen, in denen es Urteile zu Priestern und Kirchenleuten gab: Aber wie, wie nur, sind sie auf einen solchen Weg der Ungerechtigkeit und Unehrlichkeit gekommen?", sagte das Kirchenoberhaupt diesen Donnerstag zu sizilianischen Priestern und Bischöfen, die er im Vatikan in Audienz empfing.
Zugleich würdigte Papst Franziskus auch positive Beispiele, wie den palermitanischen Geistlichen und Antimafia-Kämpfer Pino Puglisi, den er 2013 selig gesprochen hatte:
„Wie könnten wir die seligen Pino Puglisi und Rosario Livatino vergessen, aber auch weniger bekannte Leute, Frauen und Männer, die in allen Lebenslagen stets treu zu Christus und dem sizilianischen Volk hielten? Wie könnten wir das stille, beharrliche und liebevolle Wirken so vieler Priester unter Menschen ignorieren, die entmutigt oder arbeitslos sind, die für Kinder oder ältere Menschen da sind, die zunehmend allein sind?"
Papst Franziskus lobte Sizilien auch für die Gastfreundschaft gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Die italienische Insel hat viele (Boots-)Migranten aufgenommen. Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando etwa ist für seine Hilfsbereitschaft in diesem Punkt bekannt. Papst Franziskus nutzte die Begegnung mit den Priestern und Bischöfen aus Sizilien aber auch, um ihnen ein wenig die Leviten zu lesen - wie öfter bei seinen Reden an kirchliche Verantwortungsträger, verurteilte das Kirchenoberhaupt Karrierestreben und Schwatzhaftigkeit und rief seine Schäfchen zu Einheit auf. Ellenlange, ausschweifende Predigten seien zu vermeiden, mahnte der Papst außerdem. Er würdigte dafür die Marienfrömmigkeit der sizilianischen Geistlichen. Sie sollten sich auch bewusst sein, dass das Volk auf sie als Priester und Bischöfe setze, so Franziskus:
„Auf Sizilien werden Priester noch als geistliche und moralische Führungspersonen angesehen, Menschen, die auch dazu beitragen können, die zivile und soziale Lebensqualität der Insel zu verbessern, die Familien zu unterstützen und ein Bezugspunkt für die heranwachsende Jugend zu sein. Die Erwartungen der sizilianischen Bevölkerung an die Priester sind hoch und anspruchsvoll. Bleibt daher bitte nicht auf halbem Weg stehen!", so der Appell von Papst Franziskus.
(vatican news-sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.