Papst: Einheit ist ein Geschenk, ein Feuer von oben
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es war eine Audienz, in der es nicht um Streitpunkte – sei es theologische, sei es kirchenpolitische – ging. Der Papst legte sein Augenmerk auf die Bedeutung der Einheit der Christen. Es seien „der Weg, die Harmonie und die Mission“ der Christen, die zur Einheit führten, so der Papst. Und er erläuterte, dass die Einheit ein Geschenk sei, genauer gesagt „ein Feuer, das von oben kommt“:
„Natürlich müssen wir unermüdlich beten, arbeiten, Gespräche führen, uns vorbereiten, damit wir diese außergewöhnliche Gnade empfangen können. Die Verwirklichung der Einheit ist jedoch nicht in erster Linie eine Frucht der Erde, sondern des Himmels; sie ist nicht in erster Linie das Ergebnis unseres Einsatzes, unserer Bemühungen und unserer Vereinbarungen, sondern des Wirkens des Heiligen Geistes, dem wir unsere Herzen vertrauensvoll öffnen müssen, damit er uns auf den Weg der vollen Gemeinschaft führt. Einheit ist eine Gnade, Einheit ist ein Geschenk.“
Die orthodoxen Kirchen bilden mit rund 300 Millionen Angehörigen die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt. Ursprünglich gab es keinen Unterschied zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche. Doch mit den Jahrhunderten stritten sie sich, wie man Gott verehren soll. Die Kirchen trennten sich im Jahr 1054 voneinander. Der Papst fuhr fort:
„Eine zweite Lehre des Pfingstfestes ist, dass Einheit Harmonie bedeutet. Ihre Delegation, die sich aus Kirchen unterschiedlicher Traditionen zusammensetzt, die in Gemeinschaft des Glaubens und der Sakramente stehen, veranschaulicht diese Realität gut. Einheit bedeutet nicht Uniformität, und sie ist auch nicht das Ergebnis von Kompromissen oder fragilen diplomatischen Gleichgewichten. Einheit ist Harmonie in der Vielfalt der Charismen, die der Geist hervorbringt. Denn der Heilige Geist liebt es, sowohl Vielfalt als auch Einheit zu erwecken, wie zu Pfingsten, wo die verschiedenen Sprachen nicht zu einer einzigen reduziert wurden, sondern in ihrer Pluralität vereinigt wurden. Die Harmonie ist der Weg des Geistes, denn er selbst ist, wie der heilige Basilius der Große sagt, die Harmonie.“
Einheit bedeutet Weg
Und so sei eine dritte Lehre des Pfingsttages, dass Einheit ein Weg sei, fuhr Franziskus fort. Die Einheit der Christen sei kein Projekt, das geschrieben werden müsse, „kein Plan, der am Schreibtisch studiert“ werden kann; sie geschehe nicht in der Unbeweglichkeit, sondern in der Bewegung, in der neuen Dynamik, die der Geist von Pfingsten den Jüngern verleihe. Und deshalb führe dies zu einem klaren Bekenntnis, so der Papst:
„Die Einheit ist nicht einfach ein Selbstzweck, sondern hängt mit der Fruchtbarkeit der Verkündigung zusammen: Die Einheit dient der Mission. Jesus betete: ,Sie sollen alle eins sein ... damit die Welt glaubt´ (Joh 17,21). An Pfingsten wurde die Kirche missionarisch geboren. Und auch heute noch wartet die Welt, wenn auch unbewusst, darauf, das Evangelium der Nächstenliebe, der Freiheit und des Friedens kennenzulernen, das wir aufgerufen sind, miteinander und nicht gegeneinander oder voneinander zu bezeugen. In dieser Hinsicht bin ich dankbar für das gemeinsame Zeugnis eurer Kirchen, wobei ich besonders an diejenigen denke - und das sind viele -, die ihren Glauben an Christus mit Blut besiegelt haben. Danke für all die Samen der Liebe und der Hoffnung, die im Namen des auferstandenen Gekreuzigten in verschiedenen Regionen ausgestreut werden, die leider noch immer von Gewalt und Konflikten gezeichnet sind, die allzu oft vergessen werden.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.